Schon seit 2014 dauern die Arbeit an "Der Ring des Namejs" ("Nameja gredzens"), einem Monumentalwerk rund um die Geschichte von Lettlands südlichem Landesteil, Zemgalen, im 13. Jahrhundert. Inzwischen ist man bei den Szenen angekommen, die in Lettlands Filmstädtchen "Cinevilla" gedreht werden können, dort, wo auch "Rīgas sārgi" (dt. "Die letzte Front"), "Baiga vasara" (dt. "der schreckliche Sommer") oder "Sapņu komanda" ("Dream team 1935") aufgenommen wurde - ein weiterer ist ebenfalls in Produktion: "My dear Muenchhausen", rund um das Leben des wahren Barons Münchhausen in Livland.
Die filmisch inszenierte Wikingerzeit wird dabei auch zur Eigenfinanzierung des Projektes genutzt: "sportliche Wettkämpfe in echter Mittelalteratmosphäre" wurden in Cinevilla angeboten, gerade in der Sommer- und Ferienzeit. "Werde zum Führer Deines Stammes" war hier der Werbeslogan. -
Derweil treffen Touristen sicherlich an vielen Stellen auf "Namejs Ringe" - seine Machart ist unverwechselbar, so wie es z.B. von "Baltu Rotas" angeboten wird. Die Macher des Films geben derweil zu, dass sie keine Geschichte der historischen Fakten erzählen werden - es werden vielmehr neue Legenden gestrickt (lsm). "Die wahren Begebenheiten sollten aber nicht so stark verdreht werden, dass das Resultat dann nur noch mit Ironie ertragen werden kann," hofft Historiker Ēriks Jēkabsons.
Der 20.August 2016 wird filmisch mit dem 23.August 1989 verbunden bleiben: 27 Jahre und einige Tage nach der historischen "Baltischen Kette" (auch "Baltischer Weg" genannt), damals aus Protest gegen die gewaltsame Einverleibung der baltischen Staaten durch die Sowjetunion in Folge des am 23.8.1939 zwischen Hitler und Stalin geschlossenen Freundschaftsabkommens. Diesmal hatte die Filmregisseurin Madara Dišlere eingeladen: selbstverständlich wurden hunderte von Statisten benötigt, um auf einer Landstraße nahe Cēsis die damaligen Ereignisse filmisch nachzustellen. "Paradies 89" ("Paradīze 89") wird dieser Film heißen, als Kinderfilm angelegt, basierend auf den Erinnerungen der Regisseurin selbst. Im Film ist es die neunjährige Paula und ihre Cousinen in den Hauptrollen.Am Ende wurde auch dieser 20.August zu einem heißen, sonnigen, aber anstrengenden Tag: mit 700 angereisten Statisten.
Szene aus "Vectēvs kas bīstamāks par computer" |
Auch bei "Film Angels Productions", die sonst mit Werbefilmchen (auch für deutsche Kunden) ihr Geld verdienen, arbeitet man ebenfalls an der Verfilmung einer Literaturvorlage: "Homo Novus" von Anšlavs Eglītis erschien in schwierigen Zeiten: im Jahr 1944. Der Autor selbst floh in den Westen: zunächst nach Berlin, dann in die Schweiz, schließlich in die USA. Die Geschichte des Buches aber erzählt vom jungen Künstler Juris Upēnajs im Riga der 20iger und 30iger Jahre, als die lettische Hauptstadt noch Zentrum kreativer Kulturschaffender war. Ein Buch, das Riga als etwas wie das "Paris des Nordens" beschrieb - das künsterische Traumbild war Paris damals aus lettischer Sicht allemal - und die lettische aufstrebende Künstlerbohéme thematisierte (in deutscher Übersetzung 2006 im Weidle Verlag erschienen, leider vergriffen).
Zumindest einen witzigen Titel verspricht ein weiterer Kinderfilm: "Großvater gefährlicher als der Computer" ("Vectēvs, kas bīstamāks par datoru"). Auch hier ein Familienfilm, rund um den achtjährigen Oskar. Seine Eltern nehmen ihm den geliebten Computer weg, und schicken den Jungen zum Opa aufs Land - so heißt es im Plot zum Film. Wie das ausgeht, wird man im Film beobachten können. Auch dieser Film wurde im Sommer diesen Jahres gedreht, in der Gegend rund um Kuldiga.
Insgesamt sind es 16 Projekte (6 Spielfilme, 8 Dokumentarfilme und 2 Animationsfilme) unter dem Motto: "Latvijas filmas Latvijas simtgadei" (Lettische Filme für Lettlands 100-jähriges). Das Gesamtbudget soll bei 7,5 Millionen Euro liegen. Lettland setzt also 2018 vermehrt vor allem auf bewegte Bilder - mal sehen, wie viel davon auch international Beachtung findet.
"My dear Munchausen" (Regie Aigars Grauba, Platforma) - Trailer
"Nameja gredzens" (Regie Aigars Grauba, NKC, Facebookseite) - Making-off-Trailer
"Paradīze 89" (Regie: Madara Dišlere, Tasse-Film - Facebookseite) - Trailer
"Bille" (Regie: Ināra Kolmane, Devini-Film) - Trailer - Facebookseite
"Homo Novuss" (Regie: Anna Viduleja, "Film Angels Productions") - Trailer
"Vectēvs, kas bīstamāks par datoru" (Regie: Varis Brasla, F.O.R.M.A. Studio), - Facebookseite - Trailer
Gesamtauflistung aller Filmprojekte in diesem Rahmen: PDF-Datei
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