Lettlands Verkehrsplaner und Touristiker träumten Anfang der 1990ziger noch von groß angelegtem Autobahnbau - zusammen mit den Kolleg/innen aus Finnland. Dann kamen die (in Lettland) mit Steuergeldern unterstützten Fährlinien, später die Billigflieger. Das jetzt im Bau befindliche Rail-Baltica-Projekt ignoriert weitgehend die regional vorhandenen Bahnstrecken. Konzepte zur Entschleunigung des Erholungsbetriebs starten spät - zwar gibt es einige beschilderte Fahrradrouten, aber das touristische Standardangebot für diese Region scheint ja immer noch die "10-Tage Rundtour durchs Baltikum" zu sein - egal wie Mensch das zeitlich und räumlich schaffen soll (bei all den vielen schönen Ecken und Sehenswürdigkeiten, sage ich jetzt einfach mal).
Nun aber kommt ein Wanderwegkonzept. Endlich, werden vielleicht manche sagen. Hinfahren, und nicht möglichst schnell durch und wieder weg, sondern: bleiben, und genießen!
Am 13./14. September 2019 wird "JŪRTAKA", ein Wanderweg der sich an der lettischen Küstenlinie orientiert, im Rahmen einer zweitägigen Veranstaltung eröffnet. Gewandert werden kann dann auch an estnischen Küsten - denn es ist ein gemeinsames Projekt mit den Partnern "Lääne-Eesti Turism" und "MTU Eesti Maaturism" aus Lettlands nördlichem Nachbarland. In Lettland sind es, neben den den Regionaltourismusverbänden von Kurzeme und Vidzeme, die Gemeinden Carnikava, Saulkrasti und Salacgriva auch die Firma "Lauko Celotajs". Etwas im Hintergrund solcher Projekte steht auch das 50-jährige Gründungsjubiläum der "Europäischen Wandervereinigung".
Die Gesamtlänge dieses Wanderwegs, öffentlich gekennzeichnet mit der Bezeichnung "E9", beträgt ungefähr 1200 km oder 1,5 Millionen Schritte, so die Organisator/innen (580 km in Lettland, 620 km in Estland). In Estland heißt der Weg dann "Ranniku Matkarada". Die "Höhepunkte" liegen beide in Estland: Die Felsen von Rannamõisa (Rannamõisa pank) liegen 35 Meter über dem Meeresspiegel, die
Aussichtsplattform des Leuchtturms Pakri, zusammen mit der Höhe der Pakri
Felsen, ungefähr 70 Meter über dem Meeresspiegel.
Dem Konzept der Erfinder dieses Wanderweges zufolge teilt sich der Weg in 60 Tagesetappen - deren Tourverlauf sich Interessierte hier herunterladen können. Wer bei der Eröffnung dabei sein möchte: bitte vorher registrieren.
Na dann: fröhliche Wanderstiefel! Nur bitte nicht alle empfohlenen Regeln fürs lettisch-estnische Küstenwandern 100%ig ernst nehmen! Denn unter den Ratschlägen finden wir unter anderem für den Fall, wenn jemand mit dem Auto kommt und nicht weiß, wie er / sie zum Ausgangspunkt zurückkommt, den Satz: "Die Wanderer können ihre eigene Logistik organisieren, indem ein Auto am
Zielpunkt, eine anderes wiederum am Startpunkt stehen gelassen wird." Oh, bitte bitte, nein danke! Wandern STATT Autofahren, das ist doch die wirkliche Alternative! Bitte keine neue Autoschwemme durch (Natur!)-wanderwege, neue Parkplätze in der Natur, weil nun alle zum Wandern hinkutschieren wollen. Seid kreativ, denkt euch was aus!
30. August 2019
18. August 2019
Einsame Abo-Briefkasten
Sie haben eine Tageszeitung abonniert, oder vielleicht eine Illustrierte? Da scheint es selbstverständliche Tradition, sich diese Abo-Zeitung auch bis in den eigenen Briefkasten liefern zu lassen. Auch in Lettland galt dies selbstverständlich - gelten doch Lettinnen und Letten als sehr lesefreundige Menschen. Allerdings endet die bisher bestehende Vereinbarung der staatlichen Stellen mit der Lettischen Post zum Ende des Jahres 2019 - und daraus ergaben sich einige Fragen.
Die lettische Post versucht auf verschiedene Art und Weise den Sprung ins digitale Zeitalter zu schaffen - und verschickt zum Beispiel Handybilder als gedruckte Postkarten (pasta balodis). Und wer für mindestens 4 Euro bei der lettischen Post einkauft, darf an einer Lotterie teilnehmen, deren Hauptpreis immerhin ein Fiat500 ist.
Aber die Verleger Lettlands haben Sorgen. Gegenwärtig bekommt die lettische Post 2,7 Millionen Euro von den Verlegern fürs Abo-Ausliefern - nötig seien aber ab 2020 zusätzliche 5-6 Millionen Euro, kündigten die Verleger an (lsm). Am 8. August wurde auch dem frisch gewählten Präsidenten Levits bereits vorgetragen (LA): die Rolle der Medien in Lettland besteht nicht nur in der Darstellung von Meinungsfreiheit und -vielfalt, sondern auch als Medium für Menschen weit ab der Hauptstadt. Also: um Abos zu einigermaßen günstigen Preisen an jeden und jede ausliefern zu können, ganz gleich wie weit Haus oder Hof vom nächsten Dorf entfernt liegt, soll der Staat weiterhin helfen - mit Zuschüssen in Millionenhöhe.
Vielleicht muss man auch wissen: die lettische Post gehört zu 100% dem lettischen Verkehrsministerium - so ist es gesetzlich festgelegt (siehe: Jahresbericht). Die Bilanzzahlen im Bereich der abonnierten Zeitungen und Zeitschriften sind in den vergangenen Jahren rückläufig. Seit 2008 gibt es den staatlichen Ausgleich der Versandkosten, seit 2012 ist es im lettischen Postgesetz verankert (lv-portal). Schon 2015 waren es 4,66 Millionen Euro, 2018 5,8 Millionen Euro Verluste in diesem Bereich, die der lettische Staat ausgleichen musste. Nur so lasse sich ein einheitlicher Abopreis im ganzen Land gewährleisten, sagen die Herausgeber. Guntars Līcis zufolge, dem Chef des lettischen Verlegerverbandes, würde sich der Abopreis für die abgelegenen Regionen stark erhöhen müssen, wenn alle Kosten ohne staatliche Hilfe ausgeglichen werden müssten (diena). Daiga Bitiniece, Redakteurin beim dreimal pro Woche erscheinenden "Kurzemnieks", rechnet so: "wir müssten dann der Post 4000 Euro monatlich mehr bezahlen; statt gegenwärtig 6,30 Euro würde das Abo damit auf 8,88 Euro steigen."
Ein anderer Vorschlag, der gegenwärtig diskutiert wird, ist die Mehrwertsteuer (lett: "pievienotās vērtības nodoklis" PVN) für Presserzeugnisse von gegenwärtig 12% auf 5% zu senken.
Eines der zentralen Argumente ist, wie so oft, der Erhalt von Sprache und Kultur. "Wir sind ein kleines Land", betont auch Verleger Līcis, und stellt damit die besondere Rolle alles Lettischsprachigen heraus. Zeitschriften und auch Büchern komme daher eine wachsende Bedeutung zu. "Im Gegensatz zum Internet fühlen wir uns verantwortlich für jedes gedruckte Wort", betont Līcis.
Am 13. August beschloss das Ministerkabinett nun mit 3,7 Millionen Euro die lettische Post zu unterstützen, zusätzlich zu den bereits dafür reservierten 2 Millionen Euro - der lettischen Post zufolge wird damit nicht mehr als 40% der tatsächlichen Kosten abgedeckt. Wer genauer wissen möchte, wann die Abo-Zustellung erfolgt, kann sich auch die Ortsliste der Post ansehen, in der Mindest-Zustellzeiten festgelegt sind: bis 8 Uhr morgens in Riga, in Garkalne, Ķekava un Ropaži bis 10 Uhr, in Baldone, Salaspils und Saulkrasti bis 11 Uhr, und auch in Auce, Dobele, Iecava, Inčukalns, und Loja geschieht die Zustellung immerhin nach bis 12 Uhr. Abonnenten in Aizkraukle, Balvi, Bauska, Grobiņa, Inciema, Liepāja, Limbaži, Mālpils, Olainr, Ragana, und Saldus können immerhin noch bis 13 Uhr mit der Zustellung der Tageslektüre rechnen. Für Interessierte in Ādaži, Carnikava, Daugavpils, Gulbene, Jelgava, Jēkabpils, Kandava, Krāslava, Kuldīga, Lielvārde, Ludza, Madona, dem Bezirk Mārupe, Ogre, Preiļi, Rēzekne, Sigulda, Skrunda, Talsi, Tukums, Ulbroka, Valka, Valmiera, Ventspils, und Zilupē dauert es schon bis 14 Uhr, und alle bisher nicht genannten müssen vielleicht bis 15 Uhr warten. (pasts.lv)
Da die Verantwortlichkeiten beim Verkehrsministerium liegen ist aber auch klar, dass die jetzt zusätzlich zugesagen Finanzen anderen Verkehrsprojekten weggenommen werden musste - sicher keine Dauerlösung. Es wird damit auch nur die bestehende Regelung um ein einziges Jahr verlängert. Das Problem bleibt bestehen. Wer einsam lebt, oder das lettische Dorfleben liebt, der / die sollte wohl am besten seinen Abo-Briefkasten direkt in Riga neben dem Parlament aufstellen ...
Die lettische Post versucht auf verschiedene Art und Weise den Sprung ins digitale Zeitalter zu schaffen - und verschickt zum Beispiel Handybilder als gedruckte Postkarten (pasta balodis). Und wer für mindestens 4 Euro bei der lettischen Post einkauft, darf an einer Lotterie teilnehmen, deren Hauptpreis immerhin ein Fiat500 ist.
Aber die Verleger Lettlands haben Sorgen. Gegenwärtig bekommt die lettische Post 2,7 Millionen Euro von den Verlegern fürs Abo-Ausliefern - nötig seien aber ab 2020 zusätzliche 5-6 Millionen Euro, kündigten die Verleger an (lsm). Am 8. August wurde auch dem frisch gewählten Präsidenten Levits bereits vorgetragen (LA): die Rolle der Medien in Lettland besteht nicht nur in der Darstellung von Meinungsfreiheit und -vielfalt, sondern auch als Medium für Menschen weit ab der Hauptstadt. Also: um Abos zu einigermaßen günstigen Preisen an jeden und jede ausliefern zu können, ganz gleich wie weit Haus oder Hof vom nächsten Dorf entfernt liegt, soll der Staat weiterhin helfen - mit Zuschüssen in Millionenhöhe.
Vielleicht muss man auch wissen: die lettische Post gehört zu 100% dem lettischen Verkehrsministerium - so ist es gesetzlich festgelegt (siehe: Jahresbericht). Die Bilanzzahlen im Bereich der abonnierten Zeitungen und Zeitschriften sind in den vergangenen Jahren rückläufig. Seit 2008 gibt es den staatlichen Ausgleich der Versandkosten, seit 2012 ist es im lettischen Postgesetz verankert (lv-portal). Schon 2015 waren es 4,66 Millionen Euro, 2018 5,8 Millionen Euro Verluste in diesem Bereich, die der lettische Staat ausgleichen musste. Nur so lasse sich ein einheitlicher Abopreis im ganzen Land gewährleisten, sagen die Herausgeber. Guntars Līcis zufolge, dem Chef des lettischen Verlegerverbandes, würde sich der Abopreis für die abgelegenen Regionen stark erhöhen müssen, wenn alle Kosten ohne staatliche Hilfe ausgeglichen werden müssten (diena). Daiga Bitiniece, Redakteurin beim dreimal pro Woche erscheinenden "Kurzemnieks", rechnet so: "wir müssten dann der Post 4000 Euro monatlich mehr bezahlen; statt gegenwärtig 6,30 Euro würde das Abo damit auf 8,88 Euro steigen."
Ein anderer Vorschlag, der gegenwärtig diskutiert wird, ist die Mehrwertsteuer (lett: "pievienotās vērtības nodoklis" PVN) für Presserzeugnisse von gegenwärtig 12% auf 5% zu senken.
Eines der zentralen Argumente ist, wie so oft, der Erhalt von Sprache und Kultur. "Wir sind ein kleines Land", betont auch Verleger Līcis, und stellt damit die besondere Rolle alles Lettischsprachigen heraus. Zeitschriften und auch Büchern komme daher eine wachsende Bedeutung zu. "Im Gegensatz zum Internet fühlen wir uns verantwortlich für jedes gedruckte Wort", betont Līcis.
Am 13. August beschloss das Ministerkabinett nun mit 3,7 Millionen Euro die lettische Post zu unterstützen, zusätzlich zu den bereits dafür reservierten 2 Millionen Euro - der lettischen Post zufolge wird damit nicht mehr als 40% der tatsächlichen Kosten abgedeckt. Wer genauer wissen möchte, wann die Abo-Zustellung erfolgt, kann sich auch die Ortsliste der Post ansehen, in der Mindest-Zustellzeiten festgelegt sind: bis 8 Uhr morgens in Riga, in Garkalne, Ķekava un Ropaži bis 10 Uhr, in Baldone, Salaspils und Saulkrasti bis 11 Uhr, und auch in Auce, Dobele, Iecava, Inčukalns, und Loja geschieht die Zustellung immerhin nach bis 12 Uhr. Abonnenten in Aizkraukle, Balvi, Bauska, Grobiņa, Inciema, Liepāja, Limbaži, Mālpils, Olainr, Ragana, und Saldus können immerhin noch bis 13 Uhr mit der Zustellung der Tageslektüre rechnen. Für Interessierte in Ādaži, Carnikava, Daugavpils, Gulbene, Jelgava, Jēkabpils, Kandava, Krāslava, Kuldīga, Lielvārde, Ludza, Madona, dem Bezirk Mārupe, Ogre, Preiļi, Rēzekne, Sigulda, Skrunda, Talsi, Tukums, Ulbroka, Valka, Valmiera, Ventspils, und Zilupē dauert es schon bis 14 Uhr, und alle bisher nicht genannten müssen vielleicht bis 15 Uhr warten. (pasts.lv)
Da die Verantwortlichkeiten beim Verkehrsministerium liegen ist aber auch klar, dass die jetzt zusätzlich zugesagen Finanzen anderen Verkehrsprojekten weggenommen werden musste - sicher keine Dauerlösung. Es wird damit auch nur die bestehende Regelung um ein einziges Jahr verlängert. Das Problem bleibt bestehen. Wer einsam lebt, oder das lettische Dorfleben liebt, der / die sollte wohl am besten seinen Abo-Briefkasten direkt in Riga neben dem Parlament aufstellen ...
4. August 2019
Bröckelnde Markthallen
Das Gelände des Rigaer Zentralmarktes, so wie es derzeit aussieht, hat deutlich schon bessere Tage gesehen |
Ein Plan, wie das Marktgelände in Zukunft aussehen soll, besteht eigentlich schon - er wurde 2017 der Presse vorgestellt, und im Januar 2019 war der Beginn der ersten Arbeiten ausgerufen worden. Bisher wurden allerdings nur ein paar neue Vitrinen aufgestellt und die Beleuchtung verbessert. Eigentlich sahen die Planungen vor, den Fischpavillon ab Herbst 2019 für 1 1/2 Jahre ganz zu schließen, zwecks Renovierung. Dabei sehen die einen mehr Platz für Fußgänger und Radler im Vordergrund, andere eher eine Modernisierung der Toiletten als Priorität, oder auch die Schaffung von mehr Parkplätzen.
Doch ein unvorhergesehenes Ereignis warf im Frühjahr die Pläne durcheinander: ein Teil des Kanalufers zwischen Markthallen und Autobusbahnhof rutschte ab - und stellte damit nochmals die Dringlichkeit einer Renovierung unter Beweis. Seitdem schwirren die Gerüchte hin und her: über angeblich notwendige erheblich größere Finanzierungssummen oder Unzulänglichkeiten der bisherigen Pläne.
Bisher nur Träume der Betreiber des Zentralmarktes: ein gesäubertes, geordnetes und gut zu begehendes Marktgelände |
Aber eigentlich werden die Veränderungen größer sein, als sie vielleicht gerade jetzt vorstellbar sind. Durch den Bau der "Rail-Baltica"-Bahnstrecke soll der bisherige Bahndamm ebenerdig abgesenkt werden. "Der Markt und das Ufer des Stadtkanals werden faktisch zu einem Teil der Altstadt", - so beschreiben die zuständigen Behörden ihre Visionen.
Sicher ist allerdings, dass nach den Ufereinbrüchen die Lage neu überdacht werden muss. Ein Loch von zehn Meter Durchmesser ist an den alten Befestigungen entstanden, Experten beurteilten auch den Rest der Anlagen als stark gefährdet (delfi). Vor allem der Ablauf der geplanten Arbeiten muss neu überdacht werden - denn niemand möchte riskieren, dass die Zugänglichkeit der Hallen durch neue Einstürze gefährdet wird.
Der Rigaer Zentralmarkt verzeichnet gegenwärtig einen Jahresumsatz von 7 Millionen Euro. Täglich werden durchschnittlich 60.000 Marktbesucher gezählt. Das Unternehmen “Rīgas Centrāltirgus” gehört zu 100% der Stadt Riga und wurde 1995 gegründet.
Der Zentralmarkt machte in den vergangenen Wochen auch dadurch Schlagzeilen, dass drei Personen, eine davon direkt aus der Verwaltung des Marktes, wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet wurden (delfi).
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