In Deutschland gilt es vielleicht als Spruch für unverbesserliche Optimisten: "Solange uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt - machen wir weiter!"
In Lettland ließe sich - im Blick auf die Ereignisse dieser Woche - dieser Spruch noch etwas abwandeln. Was ist wahrscheinlicher: dass als geologische Weltsensation in Mazsalaza ein Meteorit niedergeht, oder dass eine Lettin Präsidentin des Europäischen Rats wird?
Als der litauische Außenminister Anfang dieser Woche mit ersten Äußerungen dahingehend zitiert wurde, die ehemalige lettische Präsidentin Vaira Vīķe-Freiberga sei als Kandidatin für die europäischen Spitzenposten beim Europäischen Rat durchaus geeignet, da war Lettland noch mit anderen Schlagzeilen beschäftigt.
Auszug aus der Meldung der lettischen Nachrichtenagentur LETA vom 26.Oktober: "Nahe des Bauernhofs 'Kundrati' in der Nähe des Ortes Mazsalaza im Norden Lettland ging am Sonntag nachmittag ein Meteorit nieder und erzeugte einen Auschlagskrater von 20m Durchmesser." Aber nur einen Tag später, am 27.Oktober, sahen die Meldungen dann ganz anders aus: Die Meldungen über einen angeblich bei Mazsalaza niedergegangenen Meteoriten, worüber die Medien weltweit berichtet hatten, seien von der Telekommunikationsgesellschaft TELE2 bewußt selbst inszeniert worden. Klarer Fall von HOAXX also (ein selbst medial inszenierter Marketing-Trick).
Einige lustige Details am Rande wies der ganze Fall auf. So verkaufte die Eigentümerin des Stück Lands, wo der angeblicher Aufschlagkrater war, vorgedruckte Eintrittskarten an alle Besucher, die die "Sensation" selbst sehen wollten. Im (wahrscheinlich selbst gegrabenen) Loch sei lediglich etwas Salpeter mit Schwefel gemischt verbrannt worden, so die Ekspertise eines herbeigerufenen Geologen. Und ganz den Reklametricks entsprechend eröffnete auch schon jemand eine Webseite unter "meteorits.lv" um dort die entsprechenden Souvenirs zum "Ereignis" anzubieten. Und offenbar die Initiatoren selbst hatten (als Begleitmaterial, eben für jede Altersgruppe etwas) einen angeblichen Live-Mitschnitt der "Entdeckung" als Video bei YouTube eingestellt.
Dennoch wird die ganze Inszenierung für die Firma TELE2 wohl auch unangenehme Folgen haben: das lettische Innenministerium kündigte an, den Vertrag mit TELE2 "wo immer es geht" lösen zu wollen. Innenministerin Linda Mūrniece ist offenbar sauer, dass infolge der Aktion Feuerwehr- und Rettungsdienste unnötig alarmiert wurden (DB 27.10.). Die schwedische Zentrale von TELE2 sah sich offenbar genötigt sich bei der lettischen Regierung zu entschuldigen (Meldung NRA). Die ganze Meteoriten-Aktion, die von der lettischen TELE2-Filiale erdacht, aber aus Stockholm unterstützt worden sei, habe 13.000 Lat gekostet, weiß Dienas Bizness. In der Baltic Times findet sich diese Summe näher aufgeschlüsselt: offenbar handelt es sich hier um die Forderungen des lettischen Innenministeriums nach Kostenerstattung.
Lettlands bekanntester Marketing-Experte Ēriks Stendenieks (!MOOZ) - der ja schon so manchen unbeliebten Politiker durch auffällige Plakatkampagnen wieder ins Parlament half - bejubelt dagegen die Meteoriten-Idee. "Da sieht man mal wieder, was Marketing bewirken kann!" Da kommt wohl das Prinzip rüber: es ist nicht wichtig, ob die Leute es gut finden, Hauptsache man redet drüber.
Hauptsache man redet drüber?
Ob dasselbe Prinzip auch für den "politischen Fixstern" Vīķe-Freiberga gilt?
Immerhin hat ihre mögliche Kandidatur inzwischen auch in Lettland eine Diskussion darüber ausgelöst, welche Interessen Lettland in Bezug auf den Europäischen Rat eigentlich hat. In einem Beitrag der Neatkarīgā (30.10.) wird deutlich, dass Regierungschef Dombrovskis eigentlich die Besetzung des Postens eines "europäischen Außenministers" für wichtiger hält. Durch die Benennung einer Kandidatin als potentielle Ratspräsidentin habe Lettland an Einfluß in dieser Diskussion verloren, so wird dort Dombrovskis zitiert. Außenminister Māris Riekstiņš wiederum habe geäussert, solange der Lissabon-Vertrag (die EU-Reform) noch nicht unterschrieben sei (gemeint ist der tschechische Präsident Klaus, der eine Unterschrift voraussichtlich erst nächste Woche geben wird), müsse Lettland ja offiziell noch keine Kandidatin benennen. Inzwischen lässt nun auch Dombrovskis eilig Zustimmung und Unterstützung verbreiten zur Kandidatur Vīķe-Freiberga, obwohl eigentlich alle politischen Kommentator/innen auch in Lettland ihre tatsächlichen Wahlchancen als ziemlich gering einschätzen.
Ob das aber die Chancen von VVF gerade vermehrt, wenn sich auch die führenden lettischen Politiker nicht einig sind? Dieser Uneinigkeit sei sich auch Vīķe-Freiberga nicht bewußt gewesen, als sie den Vorschlag einer Kandidatur akzeptiert habe. Für Kommentator Aivars Ozoliņš (früher DIENA, heute CITADIENA) könnte der Vorgang dennoch einen ""Wendepunkt darstellen, der Lettlands Politik zurück ins Sonnenlicht bringt." Mal sehen, wie das nächste Woche dann aussieht.
Als der litauische Außenminister Anfang dieser Woche mit ersten Äußerungen dahingehend zitiert wurde, die ehemalige lettische Präsidentin Vaira Vīķe-Freiberga sei als Kandidatin für die europäischen Spitzenposten beim Europäischen Rat durchaus geeignet, da war Lettland noch mit anderen Schlagzeilen beschäftigt.
Auszug aus der Meldung der lettischen Nachrichtenagentur LETA vom 26.Oktober: "Nahe des Bauernhofs 'Kundrati' in der Nähe des Ortes Mazsalaza im Norden Lettland ging am Sonntag nachmittag ein Meteorit nieder und erzeugte einen Auschlagskrater von 20m Durchmesser." Aber nur einen Tag später, am 27.Oktober, sahen die Meldungen dann ganz anders aus: Die Meldungen über einen angeblich bei Mazsalaza niedergegangenen Meteoriten, worüber die Medien weltweit berichtet hatten, seien von der Telekommunikationsgesellschaft TELE2 bewußt selbst inszeniert worden. Klarer Fall von HOAXX also (ein selbst medial inszenierter Marketing-Trick).
Einige lustige Details am Rande wies der ganze Fall auf. So verkaufte die Eigentümerin des Stück Lands, wo der angeblicher Aufschlagkrater war, vorgedruckte Eintrittskarten an alle Besucher, die die "Sensation" selbst sehen wollten. Im (wahrscheinlich selbst gegrabenen) Loch sei lediglich etwas Salpeter mit Schwefel gemischt verbrannt worden, so die Ekspertise eines herbeigerufenen Geologen. Und ganz den Reklametricks entsprechend eröffnete auch schon jemand eine Webseite unter "meteorits.lv" um dort die entsprechenden Souvenirs zum "Ereignis" anzubieten. Und offenbar die Initiatoren selbst hatten (als Begleitmaterial, eben für jede Altersgruppe etwas) einen angeblichen Live-Mitschnitt der "Entdeckung" als Video bei YouTube eingestellt.
Dennoch wird die ganze Inszenierung für die Firma TELE2 wohl auch unangenehme Folgen haben: das lettische Innenministerium kündigte an, den Vertrag mit TELE2 "wo immer es geht" lösen zu wollen. Innenministerin Linda Mūrniece ist offenbar sauer, dass infolge der Aktion Feuerwehr- und Rettungsdienste unnötig alarmiert wurden (DB 27.10.). Die schwedische Zentrale von TELE2 sah sich offenbar genötigt sich bei der lettischen Regierung zu entschuldigen (Meldung NRA). Die ganze Meteoriten-Aktion, die von der lettischen TELE2-Filiale erdacht, aber aus Stockholm unterstützt worden sei, habe 13.000 Lat gekostet, weiß Dienas Bizness. In der Baltic Times findet sich diese Summe näher aufgeschlüsselt: offenbar handelt es sich hier um die Forderungen des lettischen Innenministeriums nach Kostenerstattung.
Lettlands bekanntester Marketing-Experte Ēriks Stendenieks (!MOOZ) - der ja schon so manchen unbeliebten Politiker durch auffällige Plakatkampagnen wieder ins Parlament half - bejubelt dagegen die Meteoriten-Idee. "Da sieht man mal wieder, was Marketing bewirken kann!" Da kommt wohl das Prinzip rüber: es ist nicht wichtig, ob die Leute es gut finden, Hauptsache man redet drüber.
Hauptsache man redet drüber?
Ob dasselbe Prinzip auch für den "politischen Fixstern" Vīķe-Freiberga gilt?
Immerhin hat ihre mögliche Kandidatur inzwischen auch in Lettland eine Diskussion darüber ausgelöst, welche Interessen Lettland in Bezug auf den Europäischen Rat eigentlich hat. In einem Beitrag der Neatkarīgā (30.10.) wird deutlich, dass Regierungschef Dombrovskis eigentlich die Besetzung des Postens eines "europäischen Außenministers" für wichtiger hält. Durch die Benennung einer Kandidatin als potentielle Ratspräsidentin habe Lettland an Einfluß in dieser Diskussion verloren, so wird dort Dombrovskis zitiert. Außenminister Māris Riekstiņš wiederum habe geäussert, solange der Lissabon-Vertrag (die EU-Reform) noch nicht unterschrieben sei (gemeint ist der tschechische Präsident Klaus, der eine Unterschrift voraussichtlich erst nächste Woche geben wird), müsse Lettland ja offiziell noch keine Kandidatin benennen. Inzwischen lässt nun auch Dombrovskis eilig Zustimmung und Unterstützung verbreiten zur Kandidatur Vīķe-Freiberga, obwohl eigentlich alle politischen Kommentator/innen auch in Lettland ihre tatsächlichen Wahlchancen als ziemlich gering einschätzen.
Ob das aber die Chancen von VVF gerade vermehrt, wenn sich auch die führenden lettischen Politiker nicht einig sind? Dieser Uneinigkeit sei sich auch Vīķe-Freiberga nicht bewußt gewesen, als sie den Vorschlag einer Kandidatur akzeptiert habe. Für Kommentator Aivars Ozoliņš (früher DIENA, heute CITADIENA) könnte der Vorgang dennoch einen ""Wendepunkt darstellen, der Lettlands Politik zurück ins Sonnenlicht bringt." Mal sehen, wie das nächste Woche dann aussieht.