Zwei Amtzeiten war sie Lettlands höchstes Staatsoberhaupt, errang ernormes Ansehen auch international, hielt ihre Entscheidungen politisch unabhängig und souverän, und scheute sich auch nicht, für den höchsten Posten der Vereinten Nationen (UN) zu kandidieren: Vaira Vīķe-Freiberga, in Lettland auch unter dem Namenskürzel VVK bekannt.
Ende diesen Jahres wird sie 70 Jahre alt sein, und sicherlich vorerst auf ein erfülltes Leben zurückblicken können. Nur wenige hätten im Juni 1999, als sie überraschend als "Seiteneinsteigerin" zur Präsidentin Lettlands gewählt wurde voraussehen können, dass sie dermaßen prägend für ein steigendes Ansehen Lettlands und eine selbstbewußte Politik ihres Landes stehen würde. Aber in knapp zwei Monaten ist die Amtszeit um, und fast erscheint es so, als ob Lettland es noch nicht richtig glauben könne: relativ hilflos werden nach wie vor eine Vielzahl verschiedener Namen in die Debatte geworfen, aber eine gebührende Nachfolgerin oder ein Nachfolger ist immer noch nicht in Sicht. Keine wochenlangen Debatten wie etwa in Frankreich, oder klare politische Absprachen wie in Deutschland prägen das Bild.
Doch es scheint eine Agenda zu geben, die VVK die letzten Wochen ihrer Amtzeit gerne noch "abarbeiten" möchte. Das lettisch-russische Grenzabkommen, das nun endlich doch noch von beiden Parlamenten ratifiziert werden soll, würde sicher einen guten Abschluß bilden - vielleicht kommt auch noch ein Besuch in Moskau dazu. Von lettischer Seite wird es keine "Zusatzabkommen" oder Erklärungen von der Art geben, die nahelegen könnten, Lettland hebe sich Gebietsansprüche auf das Gebiet Abrene für später auf (das Gebiet gehörte bis zum 2.Weltkrieg zu Lettland).
Und zu einem nachösterlichen "Elefantentreffen" versammelt Vīķe-Freiberga am 10. und 11.April im Rigaer Schloß gleich sieben weitere Präsidenten: Tarja Halonen aus Finnland, Giorgio Napolitano aus Italien, Heinz Fischer aus Österreich, Anibal Cavaco Silva aus Portugal, Lech Kaczynski aus Polen, Laszlo Solyom aus Ungarn und Horst Köhler aus Deutschland.
Zwar findet gerade auch in Riga mit viel Aufsehen der "französische Kulturfrühling" statt, aber für Jaques Chirac lag der Termin wohl unpassend - dabei wäre er doch genauso "Auslaufmodell" wie seine potentielle Gastgeberin.
Nein, über die "Zukunft Europas" soll diskutiert werden, so, als ob nicht gerade zur deutschen EU-Präsidentschaft Ähnliches versucht worden wäre. In Riga geht es allerdings etwas gemächlicher zu, mit weniger Absperrungen und Sicherheitszäunen, sondern Treffen mit jungen Leuten und Studierenden stehen für die Präsidenten auf dem Plan. Die Präsidentin hatte eigens eine "Kommission für strategische Analysen" gebildet, die nun auch dieses Ereignis mit vorbereitet hat und ein Papier "Europas Zukunft aus lettischer Sicht" vorbereitet hat. Neben der lettischen Europabewegung und dem Jugendring steht die Veranstaltung vor allem im Zeichen der Zusammenarbeit mit verschiedenen Hochschulen des ganzen Landes.
Den präsidentialen Gästen wird ein umfangreiches Kulturprogramm geboten: Chor- und Orgelmusik in der Johanniskirche, Ausstellungen bildender Kunst und von Textilkunst, sowie ein Gang durch den "Berga Bazars" (mit Einkehr beim Chocolatier).
Pressemeldung LETA
Informationen der Kanzlei der Staatspräsidentin
Offizielle Fotos des Treffens sind HIER zu beziehen
Dazu paßt vielleicht auch noch ein Artikel in der FRANKFURTER RUNDSCHAU vom 11.4.07 zum Thema "Lettische Präsidentin und ihr Kampf gegen die Oligarchen"
Auch ein Ausdruck dessen, dass sich momentan noch niemand vorstellen kann, was nach VVK kommt ...
1 Kommentar:
Es wurde schon ein ziemlich imposanter Sicherheitsaufwand geleistet. Die ganze Innen(Alt-)Stadt starrte vor Polizei...
Auch das obligatorische Essen bei Otto Schwarze stand wieder auf dem Programm. Letztes Jahr konnte man dort schon Königin Beatrix aus den Niederlanden sehen.
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