22. September 2007

Sprich mit mir!

Am 26.September gilt es wieder den "Europäischen Tag der Sprachen" zu feiern. Die Vielfalt der Sprachen bedeutet zugleich eine Vielfalt von Kulturen und Traditionen. Besonders für die kleineren Länder gilt es, sich auch sprachlich zu behaupten. Also, mindestens für Gäste Lettlands gilt es dazuzulernen: wenn scheinbar von "Armani" die Rede ist, dann ist nicht immer die neueste Mode oder irgendwelche Uhren gemeint. Vielmehr ist es die Aufforderung, vielleicht doch mal ein wenig der Landessprache zu lernen. Für alle, die sich länger in Lettland aufhalten, zumindest keine schlechte Idee.

21% der russischstämmigen Menschen in Lettland nutzen inzwischen Lettisch, wenn sie sich mit Letten unterhalten wollen. Der Wille, die Kinder zweisprachig aufwachsen zu lassen, hängt wesentlich vom eigenen Bildungsgrad ab: 95,8% der Russen in Lettland mit höherer Schulbildung möchten, dass ihre Kinder neben Russisch auch Lettisch lernen. Umgekehrt sind es 89,3% der lettischen Eltern mit höherer Schulbildung, die Russisch für ihre Kinder für wichtig halten.

Gegenwärtig gibt es in Lettland 727 Schulen mit Lettisch als Unterrichtssprache, 152 mit Russisch als Unterrichtssprache, 97 Schulen mit beiden Sprachen. Weiterhin gibt es vier polnischsprachige, eine ukrainische und eine weißrussische Schule. In je einer Schule werden mehrere Schulfächer in Estnisch bzw. Litauisch gelehrt, eine bietet auch Roma an.
Entgegen einschlägiger politischer Propaganda schicken immer mehr russisch-stämmige Einwohner ihre Kinder aus eigener Entscheidung in lettischsprachige Schulen.


Gründe für in Lettland lebende Menschen, nicht Lettisch zu lernen: 30,2% nennen ihr fortgeschrittenes Alter, 26,3% finanzielle Schwierigkeiten, 22,8% mangelnde Gelegenheiten Lettisch in der Praxis zu nutzen, 20,9% ein schlechtes Gedächtnis, 20,0% Zeitmangel, 18,8% psychologische Barrieren, und 17,1% die Schwerigkeit der lettischen Grammatik. 27,3% derjenigen in Lettland, die bisher noch kein Lettisch sprechen, wollen das gegenwärtig auch nicht ändern.
Der Anteil derjenigen unter den nicht-lettischen Volksgruppen in Lettland, die Lettisch lesen und schreiben können, hat sich aber seit 1999 von 27,2% auf 51% erhöht. Unter den 18-25-jährigen sind es nur noch 19%, die NICHT Lettisch lesen und schreiben können. Allerdings sind auch geschätzte 50.000 Letten inzwischen als Arbeitsmigranten in andere EU-Länder ausgewandert (vor allem Irland und England).
Die am meisten verbreitete Sprache ist in Lettland immer noch Russisch: durchschnittlich über 80% aller Einwohner können sich zumindst für einfachste Zwecke des Russischen bedienen.
Sämtliche Daten aus:
"Latviešu Valoda 15 Neatkarības gados", Valst valodas Komisija, Verlag Zinātne, Riga 2007

19. September 2007

Mitsommer jetzt auch im Kino

Das größte lettische Fest trifft die Gäste Lettlands eigentlich ziemlich früh in der Reisesaison: Mittsommer wird schon Ende Juni gefeiert, oft gleich mehrere Tage lang, aber die Urlaubszeit für Reisefreudige beginnt oft erst im Juli und August. Jetzt gibt es eine neue Möglichkeit, die Gebräuche des Ligo-Festes auf andere Art und Weise kennenzulernen.
Wie schon vor längerer Zeit in diesem Blog berichtet (30.06.06), stammt das Filmprojekt "MIDSUMMER MADNESS" vom in Riga gebürtigen Alexander Hahn. Inzwischen ist für den 12.Oktober 2007 der Kinostart für Österreich angekündigt, und im Web tauchen sogar schon die ersten Kritiken zur Film-DVD auf. Nicht so positiv, wie es Lettland-Freunde erhoffen würden: "Der Film erreicht weder satirische Tiefe noch Authenzität", schreibt "DVD-Forum" aus Österreich. "Am Schluß geht dem Film die Puste aus", lautet hier das Resumee, das Fazit hier: "Als Appetithappen mag der Film funktionieren, aber satt wird man davon nicht."

Allerdings gilt ja das Motto: "Besser schlechte Kritiken, als gar keine Beachtung." Und so finden sich im Diskussionsforum desselben Anbieters ("DVD-Forum") auch schon positivere Wortmeldungen. Beispiele:
"Heute konnte ich im Zuge eines Filmscreenings diesen Film sehen. Mein Fazit:
Kein Film zum Nachdenken, kein Film zum philosophieren - einfach eine genial-groteske Komödie mit liebenswerten, schillernden Charakteren, die sich von einem Alptraum/Klischee zum nächsten bewegen."
Demnach kein "Mist", sondern "Murks" ("Murgs" = lett. Alptraum). Oder eine selbst-inszenierte Diskussion der Filmemacher? Auch eine weitere Wortmeldung dort weist in eine ähnliche Richtung: "skurrile Charaktere kämpfen sich durch eine 'ziellose' Story. Und Düringer und Buck - zweifellos die Glanzlichter - spielen sich letztenendes selbst."

Also: Möglichst selbst ansehen - aber wann ein Filmstart in Deutschland geplant ist, bleibt vorerst unklar. Im STANDARD war kürzlich zu lesen, für den ORF werde eine Fernsehfassung erstellt. Also: noch zweite Chance.

Daten zu "Midsummer Madness":Regie: Alexander Hahn.
Musik: Klaus Hundsbichler.
Kamera: Jerzy Palacz
Schnitt: Justin Krish
90 min.
Produzenten: Markus Fischer, Guntis Trekteris, Steve Walsh.
Constantin-Film.
Co-Produktion Österreich / Großbritannien / Lettland.
Darsteller:
Tobias Moretti, Roland Düringer, Birgit Minichmayr, Detlev Buck, Maria de Madeiros, Dominique Pinon, Orlando Wells, Chulpan Khamatova, Gundars Abolins
Webseite der Produktionsfirma

Infos von Constantin-Film

Diskussion zum Film

Filmkritik "der Standard" vom 17.10.07

11. September 2007

Fotosession: Lettland vor zwanzig Jahren und heute

Aleks ein Journalist hat den Hinweis auf dieses Fotoprojekt geliefert. Lettland 1987 in Fotos festgehalten und heute, zwanzig Jahre später. Außerdem stellt er die Frage, wo Lettland heute stehe. Nicht skandinavienorientiert wie Estland, nicht so wie das katholische Litauen und Polen. Ein Land,das nach Selbstdefinition suche, oder wie ein Kommentar meint, beschäftigt mit der Bewältigung des Alltags. Die Fotos sprechen für sich.

7. September 2007

Steinmeier lobt lettisch-russisches Grenzabkommen

Ein historischer Schritt ist es wohl. Die lettische Regierung hatte das Abkommen zur Festlegung der lettisch-russischen Grenze schon vor einigen Monaten (am 17.Mai 2007) verabschiedet, die russische Staatsduma zog jetzt nach. Am Mittwoch dieser Woche wurde das Gestz auch vom russischen Parlament mit Mehrheit (350 Ja-, 57 Nein-Stimmen) verabschiedet.

Rechtliche Unklarheit hatte es bis dahin vor allem um den Kreis Abrene (heute Rayon Pytalowo im russischen Gebiet Pskow) gegeben, der durch den lettisch-russischen Friedensvertrag von 1920 Lettland zugesprochen worden war. 1944, zu sowjetischen Zeiten, war das Gebiet dann Russland zugeschlagen worden. Die Erinnerung daran, dass dies widerrechtlich geschehen sei, musste im jetzigen Abkommen fein säuberlich ausgespart werden. Festgelegt wird somit auch ein weiteres Stück EU-Außengrenze.

In einer Presseerklärung begrüßte auch Bundesaußenminister Walter Steinmeier die lettisch-russische Einigung. Sie sei "ein erfreuliches Zeichen der Annährung zwischen Lettland und Rußland und ein Beitrag zu einer auf Vertrauen gründenden Partnerschaft."

Presseerklärung Außenminister Steinmeier

Pressemeldung der staatlichen russischen Agentur Nowosti

Wikipeda zu Pytalowo / Abrene