30. Januar 2024

Zwischenstudien-Aufenthalt

Der Anteil von Studierenden aus dem Ausland beträgt in Lettland immerhin 14%, so berichtete es die lettische Fernsehsendung "De Facto" (lsm) Das sind im Lehrjahr 2023 / 24 insgesamt fast 11.000 Auslandsstudierende (10.801). Aber nur selten bleibt von diesen Tausenden mal einer oder eine nach dem Studium in Lettland. 

Die aktuelle Liste der Herkunftsländer (Stand 10/23):

Indien – 2676
Uzbekistan – 1266
Schweden – 896
Ukraine – 842
Deutschland – 759
Šri Lanka – 696
Russland – 498
Finnland – 496
Türkei – 325
Azerbaidschan – 240
Norwegen – 222

Durchschnittlich 14% also. (LVPortal) Aber einige lettische Hochschulen sind erfolgreicher beim Einwerben von Studierenden aus dem Ausland: bei der Wirtschaftshochschule "Turība" sind es sogar 40%. "Studieninteressierte entscheiden sich nicht nur für Studiengänge und alles drumherum, sondern auch für die Länder, in die sie gehen.“ So sieht es Imants Bergs, Vorstandsvorsitzender bei „Turība“.

"Für Kanada hat es nicht gereicht, da habe ich Lettland gewählt", so Jogešs aus Indien, der an der Rigaer Technischen Universität (RTU) studiert. Den Angaben des zuständigen lettischen Ministeriums zufolge entschieden sich die meisten ausländischen Studierenden für den Bereich Sozialwissenschaften, Handelswissenschaften und Recht (4190), gefolgt von Gesundheitswesen und Sozialfürsorge (3075) und dann Naturwissenschaften, Mathematik und Informationstechnologien (1461).
"Bei uns wählen die Studierenden in erster Linie Ingenieurwissenschaften, Computersysteme und dann Wirtschaftsprogramme", so sagt Zane Purlaura-Poriņa, an der RTU zuständig für die internationale Zusammenarbeit. 

Selten bleibt jemand da

Studierende aus Deutschland, aber auch aus Schweden, Finnland, Italien und Norwegen sind meist an einem Medizinstudium in Riga interessiert. Bei den Studierenden aus Deutschland zeigt sich zudem noch eine andere Tendenz: sie kehren nach Deutschland zurück, sobald sich eine Gelegenheit dazu bietet (z.B. auch: Fortsetzung des Studiums). (lsm)

Nach Angaben des lettischen Amtes für Staatsbürgerschaft und Migration (Pilsonības un migrācijas lietu PMLP) bleiben nur etwa 500-600 ausländische Studierende nach ihrem Studium in Lettland. Meist aus privaten Gründen. Und auch deshalb, weil vielen die Wahl einer beruflichen Karriere in einem neuen Land leichter fällt, wenn die Landessprache dort Englisch ist. Angeblich liegt die Zahl derjenigen ausländischen Studierenden, die ihr Studium mit Diplom abschließen, bei 50-80%. Dennoch brechen auch einige wegen fehlender Finanzmittel ihr Studium wieder ab. (lsm)

Studierende als Streitobjekt

Doch offenbar gibt es beim Thema der Studierenden aus dem Ausland nicht nur positive Reaktionen. Es gibt Befürchtungen von Parlamentsabgeordneten wie des ehemaligen Verfassungrichters Gunārs Kūtris, dass sich hinter Personen die Studiengebühren bezahlen einfach Arbeitsmigranten verstecken könnten.

Studierende dürfen in Lettland 20 Stunden pro Woche, in den Semesterferien bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten. (lsm) Ein relativ hoher Anteil ausländischer Studierender kommt aus Ländern außerhalb der EU, also zum Beispiel Indien, Uzbekistan, Sri Lanka. Es gibt sogar noch fast 500 Studierende aus Russland, die schon vor Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine ihr Studium begonnen hatten. "Gaststudierende oder Gastarbeiter"? So fragte ein Beitrag im Portal LSM. Anlässlich eines Treffens mit Parlamentariern verteidigen sich Hochschulverteter: nein, diese Studierenden seien tatsächlich zum Studieren gekommen. "Etwa 80% des Unterrichts finden bei Anwesenheit der Studierenden statt, da gibt es gar keine Zeit um noch zu arbeiten", sagt Toms Baumanis, Vizerektor der "Rīgas Stradiņa universitāte" (RSU). Außerdem würden ja auch Studiengebühren erhoben. Und wenn jemand exmatrikuliert werde, dann bekomme das Migrationsamt PMLP innerhalb von zwei Wochen darüber eine Nachricht. 

Steigende Anfragen

Unabhängig davon, wie studierende Gäste aus vielen Ländern aus lettischer Sicht bewertet werden, das Interesse am Studium in Lettland steigt. So vermeldet zum Beispiel die Rigaer Technische Universität (RTU) im Jahr 2023 mit 3700 Studieninteressierten so viele Anfragen wie nie zuvor in ihrer Geschichte (tv3). Es gibt Schätzungen, denen zufolge Studierende aus dem Ausland auch schon in vor-pandemischen Zeiten etwa 300 Millionen Euro nach Lettland einbrachten. Nun müssen sich die Entscheidungsträger/innen nur noch entscheiden, ob sie diese Entwicklung willkommen heißen - oder eher nicht.

15. Januar 2024

Geschmack und Gefallen - und die Suche danach

Lettische Tourismusverantwortliche sind irritiert: gilt es doch durchaus als angesagt, Gästen regionale kulinarische Spezialitäten zu präsentieren. Erst vor wenigen Wochen hatte der "Guide Michelin" zum ersten Mal einem Restaurant in Lettland einen Stern verliehen - was ganz Lettland voller Stolz vermeldete (Max Cekot). 150.000 Euro hat das gekostet, könnte man vielleicht sagen - denn mit dieser Summe hatte die Investitions- und Entwicklungsagentur Lettlands das Michelin-Projekt "Analyse des gastronomischen Potentials in Lettland" unterstützt (lsm). Vom stolzen lettischen Sternekoch Maksims Cekots, dessen Resultate bei Michelin mit "überraschend raffiniert" bezeichnet werden und der auch schon in New York, London und Paris gelebt hat (IR), ist folgendes Lebensmotto überliefert: Wenn Du etwas tun willst, mach es besser als andere, und wenn Du nicht weißt wie, dann lerne von den besten." (delfi)

Sterne und Rankings

Aber wo die einen schon Lettland als neues Gourmet-Paradies sehen, schocken andere die lettischen Traditionalisten mit Hitlisten der "am schlechtesten schmeckenden Speisen". Das Bewertungsportal "TasteAtlas" gewinnt seine Anziehungskraft offenbar vor allem dadurch, dass dort hemmungslos regionale Spezialitäten abgewertet werden können. Und bei den "13 schlechtesten lettischen Speisen" steht was ganz vorn? Ausgerechnet "Sklandrausis", sozusagen der "Stolz Kurlands", wie in Deutschland vergleichsweise Nürnberger Lebkuchen, Thüringer Bratwurst oder Schwäbische Spätzle. "Sklandrausis" ist neben Johanniskäse und Roggenbrot als garantiert traditionelle lettische Spezialität von der EU geschützt (EAmbrosia). 

Wer kennt schon lettische Spezialitäten? So versuchen verschiedene lettische Portale das "Möhren-Kartoffel-Sauerrahm-Törtchen" der Sklandrausis zu bewerben. "Latvianeats" stellt es in eine Reihe mit Champagner, Gorgonzola und Camembert. "Latvianfood" stellt "unverwechselbarer Geschmack durch die einzigartige Kombination der Zutaten" heraus. Und bei "Latviansonline" lernen wir den Unterschied zwischen "skland" und "rausis". 

Tradition und Massengeschmack

Und nun das! "TasteAtlas" identfiziert den "Roggen-Karotten-Pie" (rbb) als schlechtestes Gericht Lettlands und auf Platz 5 der "schlechtesten Gerichte der Welt". - "Die Lebensmittelrankings von TasteAtlas basieren auf den Bewertungen des TasteAtlas-Publikums", so die Eigenwerbung. "Ist Sklandrausis wirklich ein Magnet für Touristen?" fragt daraufhin die Sendung "Kultūršoks" im lettischen Fernsehen und empfiehlt allen Lettinnen und Letten mal darüber nachzudenken, was der Beitrag Lettlands in der globalisierten Welt sein könnte. 

Dženeta Marinska leitet einen von 10 Backbetrieben im lettischen Bäckerberufsverband (Latvijas Maiznieku biedrība), die sich auf Sklandrauši spezialisiert haben. Ihr mangelt es offenbar nicht an Selbstbewußtsein, wenn sie sagt: "Ich habe schon oft erlebt, dass die Leute ihre Meinung über Sklandrauši geändert haben, wenn sie es erst einmal bei mir probiert haben." (lsm) Auch die lettische Tourismuswerbung empfiehlt gerne gerade ihren Betrieb in Kolka, direkt am "Treffpunkt zweier Meere" gelegen (Latvia.travel). Und Nils Ģēvele, Chefkoch beim ebenfalls im "Michelin-Guide" lobend erwähnten Restaurant "Ferma", auch "Lettlands Koch des Jahres 2023", sagt: "Ich war schon an vielen Orten der Welt und habe schlechtere Küche probiert; ich glaube nicht, dass es in 'Lettland einen Grund zur Sorge gibt." 

Dabei ist es nicht nur Sklandrausis, der auf "TasteAtlas" mit einer schlechten Bewertung herausgestellt wird. Unter den "13 schlechtesten Gerichten" findet sich auch Griķi (Buchweizen), Maizes zupa (ein Roggenbrot-Sahne-Früchte-Nachtisch), Skābeņu zupa (Sauerampfersuppe), das Rupjmaize (dunkles Roggenbrot), Debesmanna (ein fruchtiger Nachtisch) und mit dem "Salinātā rudzu rupjmaize" (gesalzenes Roggenbrot) gleich noch ein weiteres durch EU-Recht geschütztes lettisches Traditionsprodukt. Also mit Sicherheit einiges, was regelmäßige Lettland-Besucher weit oben auf der Liste ihrer Lieblingsspeisen haben. Sollten wir also vielleicht schlußfolgern: lettische Küche - nichts für den globalisierten Massengeschmack der Stadtbewohner, die sonst nur Pizza-Bringdienst, Kebab und Hot Dog kennen? 

Schlafende Juwelen, möglichst wie bei Oma

Die lettische Tourismuswerbung hebt gern das Zitat aus dem Blog des britischen Starkochs Jamie Oliver hervor, dem zufolge Lettland ein "unentdecktes kulinarisches Juwel in Europa" sei. Wissenschaftlerin Astra Spalvēna, die den Begriff des "essbaren Kulturerbes" mitprägte, bezweifelt generell, dass allein wegen der lettischen Küche sehr viele Touristen nach Lettland kommen würden. "Und selbst wenn - hat es nicht auch Vorteile, wenn Sklandrausis als angeblich so schlecht dargestellt wird? Einige werden es gerade deshalb selbst mal probieren wollen." Die meisten mögen eben das, an was sie gewohnt sind, sagt sie. (lsm) Und auch die Auffassung davon, welche Speisen als "traditionell lettisch" angesehen werden, habe sich im Laufe der vergangenen 100 Jahre verändert. "Meist wollen wir es so kochen," sagt sie, "wie es der Familientradition entspricht. So wie Mama es gekocht hat, aber wie Oma gekocht hat wissen wir oft schon nicht mehr. Es dauert bestimmt nicht mehr lange, dann werden wir auch Schaschlik, Pelmeni oder Pizza als 'traditionell' bezeichnen werden."

Bei "Max Cekot" steht übrigens "graue Erbsen mit Austern" auf der Speisekarte - vielleicht deshalb, damit die grauen Erbsen nicht auch noch auf der Negativliste landen (NRA). - "Tasteatlas", im Besitz des kroatischen Unternehmers Matija Babić befindlich, soll übrigens, Meldungen aus anderen Ländern folgend, auch "KI", also "künstliche Intelligenz" zur Ermittlung der eigenen Rankinglisten eingesetzt haben (TheVibes). Ein Gegensatz, der wohl auch mit modernsten Mitteln kaum aufzulösen sein wird: Geschmack und Logik.

8. Januar 2024

Ski-Prinzessin

Gerade in diesem Winter gilt: Lettland ist sowohl schneesicher wie auch frostsicher. Aber nicht in allen Sportarten, die mit Schnee zu tun haben, erwartet die internationale Öffentlichkeit lettische Erfolge. 

Winterträume

Dazu zählen auch die Disziplinen des sogenannten "alpinen Skisports". "Was für eine Art Skifahren gibt es in einem Land, in dem wir einen 311 Meter hohen Hügel als höchsten Gipfel ehren?!" So fragte auch schon  Sportjournalist Jānis Freimanis für die lettische "Sporta Avīze" (infoski). Aber in Zeiten, wo andernorts in immer wärmeren Wintern der Schnee wegschmilzt, verstellt allein schon die Masse der pro Disziplin antretenden Sportlerinnen und Sportler aus erfolgsverwöhnten Skinationen wie Österreich, Schweiz, USA, Frankreich oder Italien den Blick auf überraschende Erfolge kleiner Nationen. - Seit vergangenem Wochenende titelt die lettische Sportpresse stolz: "Dženifera Gērmane erreicht das beste Weltcup-Resultat in der Skisport-Geschichte des unabhängigen Lettland!" (lsm)

Am 7. Januar 2024 war es Platz 12 beim Weltcup-Slalom in Kranjska Gora - im zweiten Lauf war es sogar die fünftschnellste Zeit (SportaCentrs / Youtube). Mit Startnummer 48. 

"Achtung Establishment!", warnte "Olympics.com" schon vor ein paar Jahren, "die Jugendolympionikin Dzenifera Germane ist eine der vielversprechendsten Nachwuchsskifahrerinnen..."

Der lettische Skiverband jubelte auch schon über ihre Erfolge bei den U14- und U16-Wettbewerben (infoski) und berichtete schon 2017, dass Dženifera die ganze Wintersaison in Österreich verbringt, zusammen mit Mamma Ulla Ģērmane, selbst eine lettische Skisportlerin, die ihre Erfolge in den 1980iger Jahren erreichte. Wir lernen: es gibt auch schon "Kinder-Weltmeisterschaften", und auch die hatte Dženifera schon dreimal gewonnen (Jauns). 

Lettische Ski-Historie

Journalist Freimanis versucht, die neue lettische Leidenschaft für alpine Skisportarten mit einem Zitat des lettischen Schriftstellers Rūdolfs Blaumanis zu begründen: "Der Zaun, den der Verstand errichtet, kann durch Leidenschaft und Enthusiasmus überwunden werden!"(infoski). Und Freimanis kennt die lettische Skisportgeschichte. Bei Olympia 1936 in Garmisch-Partenkirchen starteten drei Lett/innen: Mirdza Martinsone (dreifache lettische Slalommeisterin 1937, 1938, 1940, sowjetlettische Meisterin 1941), Herberts Bērtulsons und Askolds Hermanovskis. Alle drei starteten in der "alpinen Kombination", alle drei wurden diskvalifiziert, bzw. konnten im Slalom wegen schlechter Ergebnisse in der Abfahrt nicht mehr starten und erreichten kein Ergebnis, auf das Lettland stolz sein könnte. Weniger bekannt ist, dass Martinsone sich gleichzeitig journalistisch betätigte und ihr sogar ein Interview mit Adolf Hitler gelang (RTU). 

Folgen wir weiter der historischen Auflistung von Freimanis. 1974 in St.Moritz wurde dann Jānis Ciaguns zum ersten lettischen Skisportler, der an einer Ski-WM teilnahm (Resultat 42.Platz in der Abfahrt, kam beim Slalom nicht ins Ziel / infoski). Ulla Lodziņa, später verheiratete Ģermane, also die Mutter der heutigen Ski-Heldin Dženifera Ģērmane, gelang 1988 der größte lettische Erfolg: bei der Junioren-Weltmeisterschaft im italienischen Madonna di Campiglio gewann sie (als Mitglied des sowjetischen Teams) die Bronzemedaille, kam aber in den Weltcuprennen nie über Platz 38 hinaus. Damals war der genannte Jānis Ciaguns Trainer von Lodziņa-Ģermane - was wohl zeigt, dass vieles in dieser kleinen lettischen Ski-Szene eng zusammenhängt. "Mein Trainer ist immer herumgefahren, um Orte zu finden, wo wir das ganze Jahr Skifahren konnten", erzählt Mama Ulla (infoski). 

Erst 1997 gab es dann mit Jānis Korde den nächsten Ski-Weltcup-Teilnehmer aus Lettland - dessen ausbleibende Erfolge auch damit erklärt wurden, dass er ausschließlich im lettischen Sigulda trainierte. Sein einziger Trainer war sein Vater, Reisekosten musste er selbst bezahlen, und seine Rennski kosteten ihn damals 600 Dollar. Im Interview erzählte Korde damals, er habe im Weltcup-Slalom 69 Tore zu absolvieren gehabt - auf den "Hügeln" von Sigulda könne man aber höchstens 25 aufstellen. (periodika). Zu den Olympischen Spielen Nagano 1998 schickte Lettland dann den Ciaguns-Sohn Ivars, zusammen mit Ilze Ābola (er wurde 34., sie 31. im Riesenslalom). Beide nahmen in den Jahren danach auch an Weltcuprennen teil, mit Platz 27 als Bestresultat für beide. 

Erst 2010 bei der Olympiade in Vancouver  gab es wieder ähnliche Platzierungen. Lettland entsandte Roberts Rode, Kristaps Zvejnieks un Liene Fimbauere (letztere trainiert von Jānis Korde). Zvejnieks erreichte immerhin einen 37. Platz und nahm auch 2014 in Sotschi (43.) und 2018 in Pyeongchang (35.) teil. An der Ski-WM 2013 und 2015 gab es dann sogar jeweils 11 bzw. 14 Athlet/innen aus Lettland - damals zahlte der Weltverband noch eine kleine Unterstützung an den nationalen Verband dafür. Von diesen jüngeren konnte Lelde Gasūna, in Sigulda geboren, 2014 in Sotschi immerhin einen Platz 30 im Slalom erringen. Ihre Kollegin Agnese Āboltiņa, die in Norwegen trainiert hatte, kam im Super-G auf Platz 31.

Skisport-Familien

"Der alpine Skisport in Lettland ist von Familientraditionen geprägt", schrieb Journalist Freimanis schon 2017. "Einen guten Trainer kann man nicht im Internet finden" - ein Zitat von Lelde Gasūna. (infoski) Von derselben Sportlerin stammt die Aussage, die Kostendeckung pro Saison belaufe sich auf etwa 60.000 Euro - und da seien Reisekosten noch nicht eingerechnet. "Alpiner Skisport ist in Lettland ein Indianer-Sport", so wird "Mama Ulla" zitiert (Google möchte es mit "Sport der amerikanischen Ureinwohner" übersetzen). Familie Ģērmane verbringt schon seit mehreren Jahren die Winter in Österreich. Aber Mama Ulla weiß auch dass es ihrer Tochter jeden Herbst wieder schwer fällt, die Freundinnen und Freunde in Lettland zu verlassen. 

Und jedes Mal nach der Rückkehr nach Lettland müssen dort einige Test und Prüfungen in der Schule bestanden werden. Und die Mutter verheimlicht auch nicht, dass die Beziehungen zum Lettischen Skiverband nicht immer die besten waren und schließt nicht einmal aus, dass ihre Tochter vielleicht auch mal gezwungen sein könnte, unter der Flagge eines anderen Landes zu starten. Ob nun, nach der "historischen Platzierung" für Lettland, alles anders wird? Vorerst war es nur der Erfolg in einem einzigen Rennen.

Nachtrag: am 16. Januar 24 folgte mit Platz 8 beim Nachtslalom in Flachau / Östereich gleich der nächste Rekord