29. Juli 2024

Alles vom Apfel

Im Land von Auksis und Korta

Eigentlich ist Lettland ein Land der Apfelbäume. "Agra" heißt eine beliebte Apfelsorten in Lettland, einem Bericht der "Latvijas Avize" zufolge. Dazu kommen frühe Sorten wie "Sarkanais Cukuriņš" und "Korta", letzterer soll sogar Birnenaroma mitbringen. Ein anderer Bericht stellt besonders die Beliebtheit der Sorte "Auksis" heraus (delfi).
Allerdings hat sich das Landschaftsbild stark verändert: noch vor wenigen Jahrzehnten, als Lettland Teil des Reichs der Kolchosen und Sowchosen war, konnte man oft reihenweise Apfelbäume am Straßenrand oder auf Brachland sehen - ob sie auch abgeerntet wurden, war nicht so sicher. Aber auf vielen Märkten waren damals Äpfel eine der wenigen immer verfügbaren Waren.  

Neue Zeiten, neue Konkurrenz

Gegner von Lettlands Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU) behaupten, seit dem EU-Beitritt seien in Lettland 50.000 landwirtschaftliche Betriebe liquidiert worden (ir.lv-blogi). Ob sie damit stillgelegte frühere Staatsbetriebe meinen, bleibt unklar (Quellen für die Zahlen werden nicht genannt). Gleichzeitig berichten die Apfelbauern von teilweise sehr hohen Ernten (wie im Jahr 2013, siehe DB). Offenbar wurden doch nach 2004 auch viele neue Obstanbau-Anlagen neu gegründet und auf effektives Ernten ausgerichtet - und schon vor 10 Jahren klagten die Betriebe über mangelnde Arbeitskräfte bei der Ernte. In einem Bericht des Instituts für Gartenbau in Dabele, das über 600 Apfelsorten dokumentiert hat, ist nachzulesen, dass einerseits finanzielle Hilfen für Apfelplantagen erst Ende der 1990iger Jahren einsetzten - es waren also auch in diesem Bereich einige schwierige Jahre zu überstehen. Und andererseits gaben noch im Jahr 2002 die meisten Anbieter an, einfach "Bäume am Wohnhaus" zu besitzen.

Im Jahr 2017 erreichte die Gesamtanbaufläche der kommerziellen Apfelplantagen 3.200 Hektar, und damit 33,5 % mehr als im Jahr 2012. Rein statistisch waren das 1,4 Millionen Äpfel und 447 Stück pro Hektar. Am fruchtbarsten sind dabei Apfelplantagen mit Bäumen zwischen 15 und 24 Jahren (710 Stück pro ha) (Statistikamt).

Eines aber ist inzwischen auch in Lettland Alltag: die Konkurrenz durch importierte Äpfel. Was ist also besser? Bei schlechter Ernte drohen sinkende Einkünfte, bei guter Ernte der Mangel an Hilfskräften und schlechte Absatzchancen gegen die Importware. Manche versuchen es dadurch auszugleichen, dass auch andere Obstsorten angebaut werden: Quitten (cidoni), Birnen (bumbieri), oder vielleicht Sanddorn (Smiltsērkšķi)? 

Zur Schule gehen

Lettland schuf ein Förderprogramm für Obst an den Schulen ("Skolas auglim", zusammen mit dem Milchförderprogramm dann "Piens-augli-skolai"). Hier heißt der Slogan "Piens un augļi - mani draugi" ("Milch und Früchte, meine Freunde", zusätzlich auch von der EU unterstützt). Nach Milch, Äpfeln und Birnen, Kohl, Kohlrabi, Karotten, Kürbisse, Steckrüben und Preiselbeeren sind inzwischen auch Tomaten, Gurken und Pastinaken in das Schulprogramm aufgenommen worden - also auch hier stehen die Äpfel in der Konkurrenz des Angebots. Im Schulprogramm 2022/23 waren insgesamt 1372 Bildungseinrichtungen beteiligt, dort wurden 270.073 Schülerinnen und Schüler (95 % der Zielgruppe) mit insgesamt 859 Tonnen kostenlosem Früchten und Gemüse versorgt. "Äpfel stehen dabei bei den Schülerinnen und Schülern immer noch an erster Stelle", so wird Ex-Landwirtschaftsminister Didzis Šmits (bis September 23 im Amt) zitiert, denn einer Umfrage zufolge ergab sich folgende Beliebtheits-Rangfolge: Apfel, Erdbeeren, Blaubeeren, Bananen. 

Gut im Saft

Lettland ist ein Land der Äpfel -  darauf setzt auch jetzt eine Kampagne, die einen weiteren Verarbeitungsweg bekannter machen möchte. Erst nach Zusammenbruch der Sowjetunion lernten Lettinnen und Letten ein Getränk kennen, das eher in Irland, Großbritannien, Spanien und Frankreich bekannt ist: den Cidre, Sidra oder Cider. Manchmal stand auch schon in Finnland prodzierter "Siidre" in lettischen Kühlschränken - aber nun möchte Lettland mehr selbst produzieren. 

Schon heute tauchen die baltischen Staaten in Statistiken auf, bei denen nicht nur nach Gesamtmenge und Umsatz, sondern nach Pro-Kopf-Konsum pro Jahr geschaut wird. "Almigrant" zitiert eine Statistik, der zufolge Großbritannien mit 14,5 Liter Cider pro Kopf zwar weit vorn liegt - danach folgen aber Estland mit 8,1 Liter, Litauen mit 5,1 und Lettland mit 4,1 Liter - und dazwischen Irland mit 6,8 und Finnland mit 7,2 Litern (aber Deutschland nur 0,8 Liter). 

Den Trend nutzen

Warum also nicht aus den vielfach vorhandenen lettischen Äpfeln lettischen "Sidra" machen? Die lettische Vereinigung für Landtourismus "Lauku Ceļotājs" hat nun, unterstützt vom lettischen Landwirtschaftsminiserium, der EU, und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Herstellerfirmen, den "Sidra-Weg" ausgerufen. "Sidra kann so trocken und klar sein wie Sekt und so kühl und erfrischend wie Bier", heißt es hier. Und wenn hier Sidra als "Alternative zu Wein" angepriesen wird - die Winzerinnen und Winzer der übrigen Welt werden es vielleicht verzeihen. 

Ob Gäste aus dem Ausland allerdings die Sidra-Produzierenden auch finden - falls sich jemand mal für eine Kostprobe vor Ort interessieren sollte - das ist durchaus fraglich (in der Infobroschüre sind sogar GPS-Koordinaten angegeben!). Sie sind weit im ganzen Land verteilt, nicht nur in Kurzeme, auch in Vidzeme bis nahe der Grenze zu Estland. Und alle Betriebe verarbeiten nicht nur Äpfel: da scheint es logisch, sich mit einem Reiseorganisator zusammenzutun, um auch die gesuchten Getränke zu finden. Allerdings: Bestellung per Internet ist bei allen Herstellern möglich. Wir lernen außerdem: es gibt inzwischen auch schon "Craft Apple Cider", wohl eine ähnliche Entwicklung wie beim Bier. 

Deutsches und Lettisches

In Deutschland dagegen macht sich die Getränkeindustrie offenbar nur über den vorwiegend in Hessen bekannten "Ebbelwoi" Sorgen: "Apfelwein profitiert vom Cider-Trend", hieß es schon 2020 (getraenke-news). "Neue Märkte in Osteuropa" werden aber immerhin als "Wachtumstreiber" bezeichnet, und auch in Deutschland als "Produktsegment mit stärkstem Wachstum" ausgemacht. "Vinum" schreibt: "Schneewitchen erwacht" - und hofft dabei ebenfalls, dass der Apfelwein den Trend zum Cider nutzen kann. Und das apfelbaumarme Frankfurt hofft mit der Messe "Cider World", dass sich die Welt der Apfelweinmacher einmal im Jahr genau dort versammelt; in diesem Jahr war immerhin auch schon ein Aussteller aus Lettland dabei.

22. Juli 2024

Nur Händchen halten

Es ist vielleicht schwer sich vorzustellen: ich gehe mit meiner Freundin Hand in Hand durch den Park, es sind romantische Stunden, wir genießen die Zweisamkeit. Plötzlich raunzt uns jemand grob von der Seite an und versetzt uns einen Fußtritt - mit der bloßen Begründung, seine Gefühle seien verletzt, wenn wir so offen unsere Liebe zeigen. Schließlich droht er uns auch noch einen Faustschlag zu versetzen. Was ist zu tun? Vielleicht die Polizei zu Hilfe rufen? 

Gnade für Agression

Ähnliches passierte tatsächlich am 8. November 2020 in Riga. Allerdings: es waren in diesem Fall zwei Männer, die sich "Händchen haltend" und in inniger Umarmung in der Öffentlichkeit zeigten. Die herbeigerufene Polizei befragte den Angreifer auch nach den Gründen für sein Tun; dieser erklärte offen, er habe durch das Verhalten der beiden Männer auf deren sexuelle Orientierung geschlossen und sich durch deren offene Zurschaustellung beleidigt gefühlt.
Er gab sogar zu, die beiden Männer böse beschimpft und körperlich angegangen zu haben, so dass sich der Bedrängte in einen Blumenladen flüchten und die Eingangtür von innen zuhalten musste. - Sechs Monate später stellte die lettische Polizei die Untersuchungen ein und stufte das Vergehen lediglich als Ordnungswidrigkeit ein, verbunden mit einer Geldstrafe von 70 Euro (lsm). Der Beschuldigte akzeptierte das Strafmaß. (siehe: Urteil Europäischer Gerichtshof)

Kein Versteckspiel

Der Angegriffene legte gegen diese Entscheidung Beschwerde bei der zuständigen Staatsanwaltschaft ein und verlangte eine Verurteilung gemäß Abschnitt 150 des lettischen Strafgesetzbuchs. Dort ist festgelegt, dass schüren von Hass oder Feindschaft aufgrund des Geschlechts, des Alters, einer Behinderung oder anderer Merkmale einer Person strafbar ist. Interessant ist nun die Begründung der lettischen Staatsanwaltschaft: diese Paragraphen könnten nicht zur Anwendung kommen, da sich ja die Taten des Angeklagten nur gegen eine bestimmte Person gerichtet habe - auch der Partner war anwesend, wurde aber nicht attaktiert. Weitere Personen seien ja nicht dabei gewesen, daher sei der Vorgang auch nicht als allgemeiner Hass gegen sexuelle Minderheiten zu bewerten gewesen.

Nun ja - sei es, wie es sei. In diesem Fall war der Leidtragende kein Unbekannter: es ist Deniss Hanovs, seines Zeichens Kulturwissenschaftler und Professor an der Kunstakademie Lettlands in Riga (RSU).  Wissenschaftlich erfahren, und kundig im Bereich der Menschenrechte. Logisch, dass er sich keineswegs mit plumpen Entschuldigungen zufrieden geben wollte.

Am 18.Juli 2024 fand der Streitfall seine Entscheidung vor dem Europäischen Gerichtshof, denn Hanovs bestand darauf, dass der lettische Staat angemessenen Schutz vor homophoben Angriffen gewähren muss - auch, indem eine wirksame Strafverfolgung von Tätern sichergestellt wird. Der Gerichtshof verurteilte den Staat Lettland zu einer Zahlung von 10.000 Euro an Hanovs - den Betrag will er einem Kinderkrankenhaus in Kiew (Ukraine) spenden (lsm)

7. Juli 2024

Den Hut nehmen

In Lettland Medizin zu studieren - auch für Deutsche eine schon länger bekannte Option. Interessierte werden vorab mit deutschsprachigen Informationen zum Studium an der "Rīgas Stradiņa universitāte" (RSU) und ausführlichen deutschsprachigen Webseiten versorgt. "Bildungsflucht ins Baltikum" nannte es der "Spiegel" schon vor einigen Jahren. 

Deutsche Flüchtlinge

"Studimed" zitiert den Stand von 2023:  2.900 internationale-Studierende aus 65 verschiedenen Ländern (28% der gesamten Studentenschaft), davon 2.500 im Bereich Medizin. Laut Webseite der RSU sind es gegenwärtig (Juli 2024) 10.467 Studierende, davon 2.501 internationale (also 23,9%).  Die Universitäten von Berlin, Münster, Lübeck, Dresden, Würzburg, Halle, Gießen und Köln unterhalten partnerschaftliche Kontakte zur RSU. 

Studierende erwartet eine sechsjährige akademische Ausbildung (12 Semester) mit einem Abschluss als „Medical Doctor“ (MD). Dieser "Doktorhut" wird jedoch nur selten im Land der Ausbildung, also in Lettland genutzt. Lettische Medien nahmen die Ausgabe von 166 Abschlussdiplomen am 5. Juli zum Anlass, mal aus lettischer Sicht Bilanz zu ziehen: "Die meisten ausländischen Medizinstudenten der RSU verlassen Lettland nach ihrem Studium" (lsm). 

Keiner - oder einer

Letztes Jahr blieb niemand in Lettland, dieses Jahr weiß ich von einem deutschen Student der in Lettland bleiben will - das ist doch schon mal ein Fortschritt“, meint Rektor Aigars Pētersons. Das lettische Gesundheitssystem könne eben nicht mit Systemen so wie in Deutschland oder Schweden konkurrieren.

Manche der Absolventinnen und Absolventen planen auch, nach sechs Jahren Studium erst einmal eine Pause einzulegen, berichtet LSM. Aber fast alle verbinden ihre Zukunftspläne mit einem anderen Land als Lettland. Eine Absolventin aus Finnland begründet ihre Pläne so: „Ich denke, ich werde Lettland zumindest noch einmal besuchen. Aber ich spreche weder Lettisch noch Russisch so gut, deshalb könnte ich hier nicht arbeiten.“ Auch eine Kollegin aus Norwegen begründet es ähnlich: "Der Hauptgrund ist die Sprachbarriere, das ist ein großes Problem. Und die wirtschaftlichen Bedingungen- aber der Rest wäre in Ordnung." Außerdem habe auch das Land Norwegen die Kosten des Studiums übernommen - also sei auch die Rückkehr eine logische Konsequenz. Und Hanna, eine Doktorantin aus Schweden, beschreibt die Situation so: "Es ist ziemlich schlimm, die Leute müssen in Lettland auch in Restaurants arbeiten und zwei oder drei Jobs haben, um sich die Miete und solche Dinge leisten zu können. Ich denke, das ist ein wichtiger Grund, warum die Leute nicht bleiben.“ 

Mehr Lächeln, weniger online

Von Anne Schönell kommt noch ein schöner Vergleich mit der Universität Ulm: dort fänden alle Vorlesungen in Präsenz statt, während in Riga alles auch online aufgezeichnet zur Verfügung stehe.(thieme)

Eine detaillierte Meinungsäußerung, abseits aller anderen Gründe nicht in Lettland zu bleiben, ist von Luisa Krahnen aus Leupzig zu lesen (bewerbungsrenner.de). In Lettland werde wenig gelächelt, der Unterricht sei "ein wenig verschult". Und, als Antwort auf die Frage nach Englisch als Unterrichtssprache: "Ich habe mein Abi in Kanada gemacht, insofern war mir das ganz lieb. Ich hatte mich auf ein internationales Umfeld gefreut, aber wir waren fast nur Deutsche, das fand ich traurig." Die Studiengänge der Letten und Deutschen seien strikt getrennt, in soforn sei unter den Deutschen auch die Motivation zum Lettischlernen nicht sehr hoch. 

3. Juli 2024

Reiseabenteuer - Zug für Zug

Für ältere Westdeutsche mag es vielleicht langweilig klingen - oder sogar wie ein Rückblick auf die 1970iger oder 1980iger Jahre. Zitat Wikipedia: Es entstand im Kontext einer Zeit, "in der die klassischen Familien- und Pauschalreisen, die sich in Europa während der 1950er und 1960er Jahre etabliert hatten, von jungen Menschen der 68er-Bewegung in Frage gestellt wurden ..."
1972 kam eine gemeinsame Fahrkarte verschiedener europäischer Eisenbahngesellschaften in den Verkauf.  Begründung, ebenfalls bei Wikipedia abgeschaut: um dem aufkommenden Rucksacktourismus von jungen Leuten bis 21 Jahre eine preisgünstige Möglichkeit bieten, Europa kennenzulernen. Vielleicht auch, um die vielen "Tramper" ("Anhalter") am Straßenrand nicht ohne Alternative zu lassen. 

In der Verlosung

Na klar, es geht um "Interrail". Anfangs waren sogar DDR und Polen dabei - die stiegen aber schon 1973 wieder aus. Inzwischen ist das Ticket nicht mehr ganz so preisgünstig wie damals - aber immerhin werden derzeit jedes Jahr Tausende Interrail-Pässe an 18-Jährige verlost (siehe: DiscoverEU). Der aktuellen Auswertung zufolge (siehe "factsheet") liegen bei der Zahl der jungen Antragsteller/innen die Länder Deutschland, Italien und Spanien weit vorn; viele Bewerbungen gibt es auch aus der Türkei, Frankreich, Polen, Schweden und den Niederlanden. Aus Lettland gab es 2024 nur 925 Antragsteller/innen, 152 davon hatten Erfolg. (Litauen 1229 / 224, Estland 446 / 107). 

Familienunternehmen

Kennt man in Lettland etwa nur die "Billigflieger"? Wohin könnte man denn mit einem Zug, der in Lettland mit relativ geringem Durchschnittstempo dahintuckert, reisen? Lettland ist erst seit 2020 dem Interrail-System angeschlossen - also für die Einwohner/innen des Landes ein ziemlich neues Angebot. (LA)
In der lettischen Zeitschrift "IR" findet sich nun ein Erlebnisbericht einer Familie Bergmani wieder, die drei Wochen Reisen mit "Interrail" als "Abenteuer fürs Leben" bezeichnet. "Ein wenig habe ich mich an die Träume meiner Jugend erinnert", gibt Frau Bergmane zu. Auch die beiden Töchter der Familie, 11 und 8 Jahre alt, seien sofort begeistert gewesen. Und Herr Bergmanis meint: "Ich dachte: wenn wir das überleben, wird unsere Ehe nichts mehr erschüttern können!"

Die Preise für Interrail-Pässe fielen günstig aus - denn für Kinder unter 12 Jahren sind sie kostenlos. Entschieden habe man sich dann für eine Monatskarte, die sieben Reisetage beinhaltet. Und innerhalb drei Wochen ist die Familie dann in Polen, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Österreich, Schweiz, Deutschland und Lettland gewesen. Ewas Übung habe die Planung der Übernachtungen verlangt: Zimmer nur mit kurzfristiger Stornierungsmöglichkeit vorbestellen, und darauf achten, dass der Direktontakt zum Hotel manchmal besser ist als sich nur auf große Buchungsportale zu verlassen. Und natürlich: nicht so viel Gepäck mitnehmen, denn zwischendurch muss immer mal wieder mit Gepäck zu Fuß gegangen werden. Das wichtigste also: bequeme Schuhe! 

Planung mit Adrenalingehalt

Soweit lesen sich diese Erfahrungen vielleicht ähnlich wie Reiseberichte von Deutschen. Für eine lettische Familie mag es aber neu sein, wenn es hier über das Zugfahren heißt: "Im Allgemeinen macht Zugreisen Spaß. Man kann nie ganz sicher sein, ob man pünktlich oder überhaupt ankommt. An manchen Stellen kann man gar nicht wissen, ob man auf dem richtigen Bahnsteig steht, denn die Informationen werden meist in einer uns fremden Sprache verkündet." In Kroatien habe es überhaupt keine Lautsprecherdurchsagen gegeben, und auch der Versuch mit "Google Maps" den Aufenthaltort herauszufinden, sei gescheitert. 

Den richtigen Bahnsteig finden

Für die beiden Töchter sei es eine gute "Lebensschule" gewesen. Gefragt seien Anpassungsfähigkeit, Kreativität und logisches Denken. Den richtigen Bahnsteig finden - auch schon mal eine Übung für die Kinder. "Ich war überrascht, dass es in jedem Land nicht nur unterschiedliche Kulturen, sondern auch eine völlig andere Infrastruktur für die Bahn gibt," meint Frau Bergmane. "Ich dachte vorher: Züge sind Züge, überall gleich. Aber ich kann nur raten, die Zuginfrastruktur jedes Landes zu studieren und in den Foren Rezensionen über die Züge, die Genauigkeit ihrer Abfahrtszeiten und andere Nuancen zu lesen." 

Deutsche Leser/innen werden vielleicht gespannt darauf warten, was eine lettische Familie über Bahnfahren in Deutschland sagt. "Wer nicht mit dem Kopf auf dem eigenen Rucksack auf dem Bahnsteig schlafen möchte, sollte Länder auswählen, die für bequeme Züge und Pünktlichkeit bekannt sind", meint Frau Bergmane. Als bestes Beispiel dafür nennt sie ... die Schweiz. "Die Züge kommen und fahren so präzise, ​​dass man die Uhr danach ausrichten kann." (IR)