21. September 2024

Neues vom Strand

Kennen Sie Bilderlingshof, Kiefernhalt oder Karlsbad?  Lettisch würden wir heute sagen: Bulduri, Priedaine und Melluži. Aktuell Teil der Stadt Jūrmala. Dabei ist Priedaine sogar der älteste bewohnte Ort, denn dort wurden bei Ausgrabungen zwei steinzeitliche Siedlungen gefunden, weiß die lettische Presse (lsm). 

Tradition Badestrand

Bis zum Jahr 1920 gab es hier nur verschiedene Badestellen am Ostseestrand, aufgereiht am Ufer. Bilderlingshof (Bulduri), Edinburg (Dzintari), Majori, Dubulti und weitere. Schon 1838 war in Ķemeri ein Kurort gegründet worden. Nun wurde, im frisch unabhängig gewordenen Lettland, eine Stadt Jūrmala gebildet. 1946 gliederte dann die Regierung der Lettischen SSR zunächst Jūrmala als eigenen Bezirk der Stadt Riga ein. In Priedaine zum Beispiel wurden 1949 alle Straßen, mit Ausnahme des Lielais-Prospekts, umbenannt. 10 Jahre später kamen dann die nächsten Änderungen: am 11. November 1959 wurden noch Kurort und Papierfabrik eingegliedert - Ķemeri und Sloka - wobei Sloka schon seit 1878 eigene Stadtrechte besaß. 

Insgesamt ist Jūrmala also weniger traditionsreich als andere Städte. Die Stadt noch einmal komplett umkrempeln, warum also nicht? Die Stadtverwaltung möchte nun gleich acht Straßen umbenennen. Es sind die Andreja Upīša iela, Puškina iela, Partizānu iela, Pētera Pāvila iela, Leona Paegles iela, Oškalna iela, Sputņika iela, und die Jāņa Sudrabkalna iela. Bis zum 6. Oktober sind die Einwohnerinnen und Einwohner aufgerufen, ihre Meinung zu den Änderungsvorschlägen kund zu tun, die eine Arbeitsgruppe der Stadt bereits vorbereitet hat. (apollo)

Acht Ungeliebte

Liegt es daran, dass die lettische Bauernpartei (Zaļo un Zemnieku savienība / ZZS) bei den Kommunalwahlen für lettische Verhältnisse ungewöhnliche 50,56% der Stimmen und 8 von 15 Mandaten errungen hatte? Danach schien manches leichter zu sein, wie zum Beispiel sich selbst eine kräftige Gehaltserhöhung zu genehmigen (lsm), oder einen umstrittenen Bürgermeister, der zurücktreten musste, als Berater wieder einzustellen (bnn)

Was soll verschwinden? Die Befürworter der Umbenennung meinen, lettische Straßennamen sollten grundsätzlich nur noch an Flüssen, Bergen, Tieren oder Namen orientiert sein, die mit historischen Ereignissen verbunden sind, die eindeutig für Lettland von Bedeutung sind (NA). Also: Sputnik = Technik der Sowjetunion. Puschkin =  Dichter Russlands. Andrejs Upīts = lettischer Schriftsteller, aber Vertreter des solzialistischen Realismus und 1919 Unterstützer einer lettischen Sowjetrepublik. 

Leons Paegle = Lehrer, Dichter, Literat - aber auch Kommunist, der den Versuch von 1919, eine lettische Sowjetrepublik zu bilden, untertstützte. Janis Sudrabkalns, noch ein Dichter, der vom lettischen Literaturinformationszentrum immerhin als einer der "bedeutendsten Autoren der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts" bezeichnet wird. Aber: als sich die UdSSR 1940 Lettland einverleibt hatte, wurde Sudrabkalns zum Anhänger des Sowjetsystems und, sozusagen, zu einem der bekanntesten lettisch-sowjetischen Dichter. Auch Otomārs Oškalns war zunächst Lehrer, wurde 1934 verhaftet und wurde dann 1940 Deputierter des Obersten Rates der Lettischen SSR, 1942 dann Mitglied von antifaschistischen Partisanengruppen, nach Kriegsende 1946 dann Minister der Lettischen SSR.

Aber die Pētera Pāvila iela? Peter Paul Straße? Von der Citadeles iela in Riga ist bekannt, dass sie auch mal Pētera Pāvila hieß (russisch "Petropawlowskaja-Straße"). Ist also vielleicht der Ort Petropawlowsk in Russland hier Namensgeber? Oder die "Peter-und-Paul-Festung" (Petropawlowskaja Krepost) in St.Petersburg? Von der gleichnamigen Straße in Riga ist bekannt, dass die Straßenbenennung 1785 nach dem Bau der Kirche St. Peter und Paul in Riga erfolgte (LNB).- Nun gibt es ja tatsächlich auch in Ķemeri eine orthodoxe Kirche mit Namen Peter-und-Paul-Kirche (Pētera un Pāvila Ķemeru pareizticīgo baznīca) - nur wenige Hundert Meter entfernt von der Straße, die den Namen Peters und Pauls nun verlieren soll. Ob nun der nationalistische Eifer die Kirche mit umbenennen wird? 

Alternativen: Ärzte, Dichter, Architekten

Zur Wahl für die Umbenennung steht zunächst die "Nationale Partisanen-Straße" (denn gegen Partisanen hat man offenbar nur dann etwas, wenn sie sozialistisch oder kommunistisch gesinnt sind). (jurmala.lv). Personen, nach denen Straßen benannt werden sollen: Eižens Laube (ein Architekt, schuf viele Gebäude in Jūrmala), Jānis Lībietis (ein Arzt, Direktor der Schwefelquellen in Ķemeri), Mihails Malkiels (Gründer des Rehabilitationszentrums „Jaunķemeri"), Eduards Kalniņš (ein Künstler und Professor an der lettischen Kunstakademie), Niklāvs Strunke (ebenfalls Künstler), und schließlich auch die erst kürzlich verstorbene Dichterin Amanda Aizpuriete. Mit dabei auf der Vorschlagsliste ist auch der in Görlitz gebürtige Rigaer Lokalhistoriker und Zeichner Johann Christoph Brotze - Begründung: er habe mehrere Ansichten und Karten von Kauguri und Sloka gezeichnet. (jurmala.lv)

Andere Vorschläge klingen eher nicht danach, dass deshalb Straßennamen extra geändert werden müssen: "Kurortstraße" (weil Ķemeri mal ein Kurort war), "Kupferstraße" (weil Kupfer häufig für Dächer und Fassaden verwendet wurde), "Webspulenstraße" (wohl als Hinweis auf altes Handwerk), oder "Seeschwalbenstraße" (diese Vögel werden wohl auch schon in Jūrmala herumgeflogen sein - aber "Nationalparkstraße" hat bisher niemand vorgeschlagen). Es wird deutlich: es gibt aktuell nichts, wonach dringend Straßen benannt werden müssten (Aizpuriete mal ausgenommen). Es ist wohl eher die Lust an der "nationalen Bereinigung".

Bei einer ähnlichen Straßenumbenennungsaktion im lettischen Valka stellte übrigens die Stadt die Straßenschilder für die Anwohner/innen kostenlos zur Verfügung, und auch die Eintragung ins Grundbuch geschah ohne weiteren Aufwand (digital). Und in Riga sind zu Jahresanfang Moskau, Lomonossow, Puschkin, Gogol, Lermontow und Turgenjew von den Straßenschildern verschwunden. Veranschlagte Kosten: 80.000 Euro.

Also warten wir mal ab, was die Einwohnerinnen und Einwohner von Jūrmala im Oktober entscheiden. Einzig in einem Fall steht die Möglichkeit zur Auswahl, den Namen beizubehalten - mit einer winzigen Änderung: aus der "Pētera Pāvila iela" würde dann die "Pētera–Pāvila iela", womit es unter Zuhilfenahme des Bindestrichs dann so aussehen würde als seien nur zwei Vornamen gemeint. Also: es geht voran, am Strande Lettlands!

16. September 2024

Darmstädter Waldluft

Wo liegt eigentlich der Darmstädter Kiefernhain? Eine Frage, mit der selbst gut trainierte Suchmaschinen Schwierigkeiten haben. Denn nein, es ist nicht das Naturdenkmal in Darmstadt-Eberstadt, und auch nicht die KITA Kiefernhain. Gemeint sind schon richtige Bäume, angepflanzt Ende des 19. Jahrhunderts. Es sind Kiefern, die in einem Naturschutzgebiet wachsen, und inzwischen also um die 120 Jahre alt sind (Darmštates priežu audze). Das Saatgut wurde aus Deutschland nach Lettland gebracht, die lettische Naturschutzverwaltung beschreibt das Gebiet inzwischen so: "ein gescheiterter Versuch Darmstadt-Kiefern anzubauen, die für die klimatischen Bedingungen Lettlands ungeeignet sind." Und die lettische Forstverwaltung schreibt: "dies ist der einzige Darmstädter Kiefernwald in Lettland." 

Oberförster eigenwillig

Das Gebiet steht schon seit 1977 unter Naturschutz, ist 4,69 ha groß, liegt am Ufer des Flusses Lielupe und zählt heute zum Gebiet der (1959 gegründeten) Gemeinde Jūrmala. Ein Naturschutzkonzept bezeichnet das Gebiet als "dendrologische Besonderheit", denn besonders schützenswerte Tiere oder Pflanzen gibt es in diesem Gebiet nicht.

Das Saatgut sei Ende des 19.Jahrhunderts von einer Firma Keller aus Darmstadt bezogen worden, heißt es. Verantwortlich für die Anpflanzung war damals Eižen Ostvalds (Eugen Ostwald), deutschstämmiger Oberförster der Region Riga, der sich geweigert haben soll, den Wert lokaler Saatguterzeuger anzuerkennen. Er hoffte auf schnelles Wachstum und Gewinne durch den Holzverkauf - aber das Gegenteil trat ein. "Schon nach 10 Jahren war zu sehen, dass die Anpflanzungen mehr Äste und Zweige aufweisen - also nicht so gutes Holz ergeben," bestätigte auch der Dendrologe und Landrat Max Sivers (1857-1919). Und ein Teil der Anpflanzungen sollen schon den harten Winter 1887/88 nicht überstanden haben.

Krumm und schepp

Es soll damals hitzige Diskussionen in der Presse Lettlands zu diesem Thema gegeben haben. Der Darmstadter Firma wurde sogar unterstellt, die Samen billig aus Südfrankreich eingekauft und nicht einmal selbst hergestellt zu haben. "Kein Forstmann kann es verantworten, der Nachwelt Krüppelbestände zu hinterlassen", so urteilte Landrat Sivers in einer Forstfachzeitschrift. Die meisten dieser Anpflanzungen wurden später wieder entfernt. Heute ist nur die Anpflanzung in Jūrmala noch erhalten. 

Eigentlich gibt es auf diesem Gebiet auch keine Besiedlung. Allerdings befindet sich in der Nähe, auf dem Grundstück Bražuciems 0701, schon seit der Sowjetzeit eine sogenannte "Sommerzeltstadt", inzwischen auch mit mehr als nur Zelten - und es ist unklar, wieviele Menschen dort eigentlich auch ständig wohnen. (lsm)

Spenden für Darmstadt?

Vielleicht könnte Jūrmala ja heutzutage ein paar gute Kiefernsamen "zurückspenden" an Darmstadt? Die heimische Presse dort schreibt inzwischen vom "Kieferntod in Darmstadts Wäldern" (echo/ FAZ) Allerdings kennt man sich in der Ex-Residenzstadt offenbar schon lange mit krummen Kiefern aus: dort gibt es die "Schepp Allee", wo schon im 18. Jahrhundert Kiefern an Straßenrändern angepflanzt wurden, um die hochherrschaftlichen Kutschen vor dem überall herumfliegenden Sand zu schützen (Stadtlexikon). Ergebnis: lange hielten sich die Kiefern nicht. 1879 soll es 210 echte scheppe (schiefe) Kiefern gegeben haben, und 1954 waren noch 30 Kiefern übrig, die in ihren so ungewöhnlichen Wuchsformen überdauert hatten und, wie es heißt, Kindern einen idealen Kletterplatz boten  (stadtundgruen) (siehe Abb. Stadtarchiv Darmstadt)

Eine Partnerstadt in Lettland hat Darmstadt ja auch schon - seit 1993 ist das Liepāja. Ob es bei Besuchen aus Hessen bald regelmäßig Ausflüge zu den "Darmstädter Kiefern" gibt? Wohl eher nur für ganz eifrige Dendrologen.

6. September 2024

Morgenrot macht Roggenbrot

... so.oder so ähnlich könnte der Slogan gewesen sein. Da legt doch das lettische Landwirtschaftsministerium ein spezielles Förderprogramm auf, um Vorschulkindern und Schülern der ersten bis neunten Klassen das Roggenbrot als traditionelles, wichtiges und regionalspezifisches Brot und seine Bedeutung für die Ernährung näher zu bringen. 300.000 Euro wurden bereitgestellt. Allerdings wurde auch schon die Sinnhaftigkeit dieser Ausgaben in Frage gestellt. Die Förderung der Verwendung von Roggenbrot in der Ernährung solle schon von Kindesbeinen an selbstverständlich werden, so Landwirtschaftsminister Armands Krauze (ogrenet)

Brot für alle - oder doch nicht?

"Die Öffentlichkeit zweifelt an der Sinnhaftigkeit dieser Ausgaben", so berichtet die lettische Presse (ogrenet). Bis Ende 2024 sollte Roggenbrot kostenlos an Schülerinnen und Schüler verteilt werden. Bildungseinrichtungen sollten außerdem eine Befragung junger Menschen durchführen, um Daten über die Beliebtheit von Roggenbrot und den Wissensstand über seinen Wert zu erhalten. Es war geplant, dass das Projekt mindestens 50 % der Zielgruppe, also etwa 140.000 Kinder und Jugendliche, einbeziehen solle. Doch nun rudert das Ministerium zurück: das Projekt wird gestoppt (NRA / Diena)
Nun heißt es schlicht: der Antragsteller habe seinen Förderantrag zurückgezogen. Begründung: ein Teil der Gesellschaft habe eine unklare und besonders negative Haltung gegenüber der Umsetzung des Roggenbrotprogramms gehabt (lad.gov).

Gefangen im Roggen

Der Verzehr von Brot, einschließlich Roggenbrot, ist in Lettland generell rückläufig, so das Landwirtschaftsministerium (zm.gov) In Lettland werden bereits Obst, Gemüse, Milch und Milchprodukte im Rahmen verschiedener Förderprogramme kostenlos an Schulen verteilt. 

Interessant, dass im Rahmen des neuen Förderprogramms auch Bedingungen formuliert wurden, wie genau "förderungsfähiges Roggenbrot" auszusehen habe. Genannt werden folgende Punkte: a) es wird auf dem Gebiet Lettlands in einem beim Lebensmittel- und Veterinäramt registrierten Unternehmen hergestellt; b) es hat die Form eines Klons; c) wird aus natürlicher Hefe hergestellt; d) das Brot besteht aus mindestens 80 Prozent Roggenmehl; e) das Mindesthaltbarkeitsdatum beträgt am Tag der Veranstaltung noch mindestens vier Tage; f) es erfüllt die Qualitätsanforderungen der Verordnungen über Ernährungsnormen für Studierende von Bildungseinrichtungen.

Brot als Kulturgut

Muss jetzt vielleicht auch der Brotpreis in lettischen Bäckereien mal genauer angeschaut werden? Im Zusammenhang mit der jetzt abgesagten Brotkampagne sind keine Gründe aufgeführt, warum Lettinnen und Letten weniger Roggenbrot konsumieren. Lettisches Roggenbrot (Rudzu maize) ist Teil des sogenannten "Kulturkanons", wo versucht wird typisch Lettisches zu definieren und aufzulisten. Dort heißt es: "Traditionelles Roggenbrot ist ein wichtiger Teil der materiellen und spirituellen Kultur der Letten, der mit der Identität der Nation verbunden ist und ein wichtiges Symbol dafür ist." Aber schon zwei Sätze weiter klingt es nicht mehr ganz so attraktiv, wenn beschrieben wird: in schlechten Zeiten hätte man dem Mehl auch Spreu, Moos, Baumrinde oder Sägemehl beigefügt. Roggenbrot also als Ermahnung an die vielen schlechten Zeiten, die Lettland schon überstehen musste? (so nach dem Motto: ein Roggenbrot kriegen wir immer noch irgendwie hin?)

Brot als Touristenattraktion?

Der lettische Reiseveranstalter "Lauku ceļotājs" bietet eine eigene Sektion "Roggenbrotveranstaltungen" an - vor allem durch ein EU-gefördertes Projekt namens "Rudzu ceļš" (Roggenweg). Hier gibt es Mühlenfeste, Brotfestivals und eine Brotstraße anläßlich des Rigaer Stadtfests. Es bleiben aber zwei Fragen. Findet das alles statt, weil es finanzielle Unterstützung gibt, oder ist es echte touristische Nachfrage? Und wie groß ist der Anteil der einheimischen und lokalen Gäste bei solchen Veranstaltungen? 

Gut, es gibt Umfragen zum Thema. "Latvijas Maiznieku biedrība" (LMB), so etwas wie die lettische Bäckerinnung, machte 2020 ein Umfrage, in wieweit die Covid-Pandemie die Konsumgewohnheiten an Brot beeinflußt. Nicht repräsentativ wahrscheinlich (75% der Teilnehmenden waren Frauen), und gefragt wurde nach der bevorzugten Brotsorte in pandemischen Zeiten. Ganz vorn: Roggenbrot! (36,1%). Zweiter Platz: Roggenbrot mit Samen (20,7%). Gibt es in Lettland überhaupt anderes Brot? Irritierend vielleicht die Antwort aus derselben Umfrage: 22,9% der Befragten gaben an, ihr Brot im Kühlschrank aufzubewahren ... 

Brot plus das gewisse Etwas

Aussagen von Seiten der Herstellerfirmen lassen vermuten, dass zunächst einmal Großbäckereien und auch die Tendenz der Kundschaft, ihr Brot im Supermarkt statt beim Bäcker zu kaufen, erhebliche Veränderungen mit sich brachten. Viele kleine Bäckereien müssen einfach schließen. "Die Kunden kaufen weniger Roggenbrot, statt dessen 'Körnerbrot'", so ein Vertreter der Firma “Liepkalni” aus dem Kreis Valmiera (valmierazinas

Zahlen des lettischen Statistikamtes zeigen teilweise erstaunliche Tendenzen: einerseits setzt sich Weizenbrot langsam gegenüber dem Roggenbrot durch. Andererseits wird auf dem Lande viel mehr Brot gegessen als in der Stadt - und der Vorsprung von Weizenbrot zu Roggenbrot ist gerade auf dem Lande größer geworden. Der Anteil von selbst gebackenem Brot ist in dieser Statistik allerdings nicht erfasst. 

Oft im Sonderangebot

Aussagen des finnisch-lettischen Unternehmens "Fazer" zufolge wählen gerade junge Leute in Lettland gern "Roggenbrot mit Mehrwert" - also Brot mit Samen, Körnern oder Kleie. Das sei ein Trend zur gesunden Ernährung, der sich allerdings auch beim Weizenbrot zeige. Insgesamt sei aber für die Verbraucher in Lettland der Preis des Brotes der wichtigste Faktor. In einer zusammen mit der Agentur SKDS durchgeführten Umfrage erklärten 35% der Befragten den Preis für den entscheidenden Faktor beim Brotkauf - diese 35% kauften vorwiegend Brot aus dem Sonderangebot. Entscheidend ist dabei wohl für die Herstellerfirma, dass gerade diejenigen, die Aktionspreise wahrnehmen, auch am meisten Brot konsumieren. Dieser Umfrage zufolge essen fast drei Viertel (74 %) der Bevölkerung Lettlands täglich Brot zum Frühstück, fast die Hälfte der Bevölkerung (42 %) isst Brot zum Mittagessen und 39 % zum Abendessen.

Vielleicht sollten wir ja dem Ministerium eine andere Aktion vorschlagen: Touristen kaufen ja auch gerne kurz vor dem Abflug am Rigaer Flughafen noch ein paar Scheiben "echtes lettisches Roggenbrot" als Mitbringsel. Wie wäre es da, den Preis dort einfach um 20% zu erhöhen, und die Packungen mit einem Aufdruck zu versehen: "Mit ihrem Kauf unterstützen Sie kostenlose Mittagessen an lettischen Kindergärten und Schulen - dafür herzlichen Dank!"