Für den deutschen Sport wird es heute eine der schönsten Nebensachen der Welt sein, ein Länderspiel gegen Lettland durchzuführen. Das ZDF wird es live im Fernsehen übertragen. Im Vordergrund steht, dass es nach 14 Jahren das letzte Länderspiel für den scheidenden Bundestrainer Heiner Brand sein wird. Die Rede ist von Handball.
Vermutlich spielt am gleichen Tag in den lettischen Sportnachrichten Formel-1-Fahrer Sebastian Vettel (Fetels), oder das 24-Stunden-Rennen von Le Mans eine erheblich größere Rolle. Da im eigenen Land noch nie die Qualifikation für ein größeres internationales Turnier geschafft wurde, fällt es auch in Deutschland weniger auf, wie viele lettische Handballspieler in Deutschland eine solide Grundlage für viele gute Handballmannschaften bilden. "Nur wer in Lettland kein Basketball oder Volleyball spielen kann, kommt zum Handball" - so die Meinung einiger lettischer Sportfans.
Hier aber ein paar Beispiele für lettische Handballer in Deutschland. Da ist
Raimonds Šteins, Torwart beim (bisherigen) 2.Ligaklub
VfL Edewecht und gleichzeitig lettischer Nationalkeeper, der 2010 einen schweren
Motorradunfall überstand und danach den
lettischen Sportzeitungen gestand: "Ich bin ein zweites Mal geboren." Am 8.Juni beim EM-Qualifikationsspiel gegen Island kehrte er ins Tor des lettischen Nationalteams zurück (ausführlicher Bericht bei
sporto.lv). Ebenfalls in Edewecht spielte in der vergangenen Saison
Māris Veršakovs, der wie
Šteins aus dem Heimatort des momentanen lettischen Vizemeisters Dobele stammt und momentan einen neuen Verein sucht.
Aivis Jurdžs dagegen, zweimal lettischer Meister mit ASK Riga, spielt jetzt beim Erstligisten Hannover-Burgdorf und bereitet sich außerdem noch auf seinen Abschluß an der sportpädagogischen Akademie in Riga vor (
Latvijas Sporta pedagogijas akademija LSPA). Lettlands zweiter Nationaltorwart Edgars Kukša spielt jetzt beim deutschen Drittligisten
ESV Eintracht Baunatal, und gibt dem eigenen Verein als "Urlaubsziel" Lettland an. Auch Kreisläufer
Armands Uščins ist inzwischen bei einem deutschen Klub zu finden, dem Dessau-Roßlauer HV in Sachsen-Anhalt, und versuchte zuletzt als Spielertrainer den Abstieg in die 3.Liga zu verhindern. Sein lettischer Kollege
Ģirts Lilienfelds dagegen schaffte mit dem ThSV Eisenach den Verbleib in der 2.Liga.
Ingars Dude, ebenfalls aus Dobele stammend, lernt bei der HG
Saarloius eine ganz andere Ecke Deutschlands kennen und schaffte dort ebenfalls den Verbleib in der reformierten eingleisigen 2.Liga. Nationalspieler-Kollege
Arnolds Straume spielte beim deutschen Drittligisten
HSC Bad Neustadt, der mit
Margots Valkovskis und
Jānis Pavlovičs bereits zwei andere Letten unter Vertrag hat. Aber Straume sucht jetzt einen neuen Verein.
Niemand mag so recht an eine wirkliche Chance heute gegen den Ex-Weltmeister Deutschland glauben. Das Hinspiel in Dobele bezeichneten
deutsche Medien als "Schützenfest in Lettland" (18:36). Wer des Lettischen mächtig ist und sich über den heutigen Tag hinaus für lettischen Handball interessiert, könnte in lettischen Buchhandlungen sich das Buch von
Jānis Ķuzulis zu "Handball in Lettland 1958 bis 2008" bestellen (Valters un Rapa).
Webseite lettischer Handballverband