Abseits der wirklich wichtigen Fragen dieser Welt tauchte in diesem Sommer in der lettischen Presse ein Thema auf, das auch schon in den vergangenen Jahren aufkam. Von "Kampf" ist die Rede - diesmal ist nicht Militärisches gemeint. "Lettland kämpft mit vereinten Kräften!" (LVPortals) Objekt des Bemühens ist das Auftauchen von "Spānijas kailgliemezi" - der "spanischen Nacktschnecke", die eigentlich gar nicht aus Spanien kommt - deutsch als Wegschnecke oder Kapuzinerschnecke bekannt (Arion vulgaris).
Die lettische Presse berichtet über "erhebliche Schäden" in Lettlands Grünanlagen. Und es hat sich sogar schon ein Verein "Bewegung gegen die spanische Nacktschnecke" gegründet.
Immer die Spanierinnen !
Aber wie sollen nun lettische Gartenfreunde tun? Die Schnecken-Feinde organisieren Sammelaktionen: Gummistiefel, -handschuhe und Eimer - und los geht's! Auch eine Taschenlampe ist wichtig - denn die Schnecken sind meist nachts unterwegs. Und schon werden die sozialen digitalen Netzwerke mit Fotos geflutet, ergänzt mit der Frage: "Kann das weg?" Auch Krähen, Elstern, Amseln, Enten oder Igel könnten ja Schnecken fressen - aber die suchen sich lieber etwas Schmackhafteres, wissen die Schneckenvernichter. "Sie verstecken sich immer unter dem Rhabarber!", berichtet Gartenbesitzerin Valda (lsm)
Auch die lokalen Medien berichten. In Limbaži war eine Gruppe von einigen Dutzend Menschen unterwegs, auch Familien mit Kindern, Rentner und junge Leute, um das Areal rund um die Freilichtbühne zu säubern. "Die Eimer füllten sich schnell", so wird berichtet, und die Teilnehmer/innen seien über die Menge der vorgefundenen Schnecken doch sehr erstaunt gewesen (lsm). Und manche Schneckensucher schwören offenbar darauf, die Schnecken nach dem Einsammeln mit Salz zu bestreuen: "damit sie nicht entkommen können!"
Gefräßig und erfolgreich
Im Jahr 2009 soll die schleimige Spanierin zum ersten Mal in Lettland gesichtet worden sein. Die Ausbreitung bringen manche damit in Verbindung, dass vermehrt Pflanzensetzlinge aus anderen Ländern eingeführt worden seien. Eigentlich kommt in Lettland auch noch die rote Nackschnecke (Arion rufus) vor, jedoch zeigen Erfahrungen aus anderen Ländern, dass die "Spanierin" alle anderen Arten verdrängt (und sogar Weinbergschnecken angreifen und fressen).
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Homo sapiens im Schneckentempo |
Sammelleidenschaft
Krista Kušnere, bei der Gemeinde Saulkrasti für Natur und Umwelt zuständig, lädt Bürgerinnen und Bürger ein, der Gemeinde Schneckenvorkommen zu melden. "Bisher setzen wir Kalk ein, der Eisenphosphat enthält - schädlich für die Schnecke, aber im Boden wird es zu Nährstoffen umgewandelt." (lsm) Und Gemeinden wie Kuldiga stellen Behälter bereit, wo tote Schnecken "entsorgt" werden können. Kleinere Mengen könnten auch einfach dem Kompost zugegeben werden, heißt es - Hauptsache, sie wurden mit heißem Wasser übergossen, so dass auch die Eier abgetötet werden. Eine andere Biologin überrascht mit dem Vorschlag, die "humanste" Art, Schnecken zu töten, sei das einfrieren. (lsm)
Einige andere Gemeinden verwenden auch "Ferramol" (Schneckenkorn) - was aber dann auch andere Schneckenarten treffen kann. Unklar ist noch, ob die Spanische Nacktschnecke in Zukunft offiziell in Lettland als invasive Art eingestuft werden wird - das würde aber bedeuten, dass Landbesitzer/innen die Schnecken unbedingt vernichten müssten, andernfalls könnten Strafen verhängt werden.
Und wie sind die Aussichten? Die Nachkommen der Schnecke schlüpfen im Herbst, sind zunächst klein und winzig, überwintern - und freuen sich dann auf die schmackhaften Sachen im Frühling.
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