4. August 2019

Bröckelnde Markthallen

Das Gelände des Rigaer Zentralmarktes, so wie es derzeit aussieht,
hat deutlich schon bessere Tage gesehen
Für die Gäste der lettischen Hauptstadt ist es ein fester Programmpunkt eines Riga-Besuchs: ein Gang durch die Hallen des Zentralmarktes, zwischen Hauptbahnhof und Haus der Wissenschaft gelegen. Aber nicht nur wegen den üblichen "Zeppelin"-Legenden, die hier an dieser Stelle gern erzählt werden, ist es ein Ort mit bröckelndem Charme geworden: das 7,2 Hektar große Marktgelände ist inzwischen "in die Jahre gekommen" - ganze 88 Jahre sind seid der Eröffnung vergangen. Das Gelände bedarf, für Besucherinnen und Besucher nicht zu übersehen,  einer Modernisierung und Verschönerung.

Ein Plan, wie das Marktgelände in Zukunft aussehen soll, besteht eigentlich schon - er wurde 2017 der Presse vorgestellt, und im Januar 2019 war der Beginn der ersten Arbeiten ausgerufen worden. Bisher wurden allerdings nur ein paar neue Vitrinen aufgestellt und die Beleuchtung verbessert. Eigentlich sahen die Planungen vor, den Fischpavillon ab Herbst 2019 für 1 1/2 Jahre ganz zu schließen, zwecks Renovierung. Dabei sehen die einen mehr Platz für Fußgänger und Radler im Vordergrund, andere eher eine Modernisierung der Toiletten als Priorität, oder auch die Schaffung von mehr Parkplätzen.
Doch ein unvorhergesehenes Ereignis warf im Frühjahr die Pläne durcheinander: ein Teil des Kanalufers zwischen Markthallen und Autobusbahnhof rutschte ab - und stellte damit nochmals die Dringlichkeit einer Renovierung unter Beweis. Seitdem schwirren die Gerüchte hin und her: über angeblich notwendige erheblich größere Finanzierungssummen oder Unzulänglichkeiten der bisherigen Pläne.

Bisher nur Träume der Betreiber des Zentralmarktes: ein gesäubertes,
geordnetes und gut zu begehendes Marktgelände
Am 2.Mai sah sich daher die Stadt Riga veranlasst, die "baumas" (lett.= "Gerüchte") per Pressemeldung richtigzustellen. Ein reiner Bauernmarkt würde den zukünftigen Ansprüchen nicht mehr ausreichen, ist hier zu lesen. Das Ziel sei vor allem mit Gewinn zu arbeiten. Man wolle das Marktgelände so ausbauen, dass in Zukunft auch Konferenzen, Ausstellungen und sogar Konzerte hier stattfinden könnten. Der Ausbauplan bis 2022 soll insgesamt 30 Millionen Euro kosten, einen Teil sei vom Europäischen Fond für Regionalentwicklung (lettisch "Eiropas Reģionālās attīstības fonda" ERAF) abgedeckt.

Aber eigentlich werden die Veränderungen größer sein, als sie vielleicht gerade jetzt vorstellbar sind. Durch den Bau der "Rail-Baltica"-Bahnstrecke soll der bisherige Bahndamm ebenerdig abgesenkt werden. "Der Markt und das Ufer des Stadtkanals werden faktisch zu einem Teil der Altstadt", - so beschreiben die zuständigen Behörden ihre Visionen.

Sicher ist allerdings, dass nach den Ufereinbrüchen die Lage neu überdacht werden muss. Ein Loch von zehn Meter Durchmesser ist an den alten Befestigungen entstanden, Experten beurteilten auch den Rest der Anlagen als stark gefährdet (delfi). Vor allem der Ablauf der geplanten Arbeiten muss neu überdacht werden - denn niemand möchte riskieren, dass die Zugänglichkeit der Hallen durch neue Einstürze gefährdet wird.

Der Rigaer Zentralmarkt verzeichnet gegenwärtig einen Jahresumsatz von 7 Millionen Euro. Täglich werden durchschnittlich 60.000 Marktbesucher gezählt. Das Unternehmen “Rīgas Centrāltirgus” gehört zu 100% der Stadt Riga und wurde 1995 gegründet.

Der Zentralmarkt machte in den vergangenen Wochen auch dadurch Schlagzeilen, dass drei Personen, eine davon direkt aus der Verwaltung des Marktes, wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet wurden (delfi). 

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