In Riga hat die zentrale Wahlkommission die Ergebnisse der Parlamentswahlen vom 7.Oktober 2006 vorgelegt. Neben der prozentualen Stimmverteilung, die bereits in der Wahlnacht bekannt wurde, ist immer die Liste der tatsächlich gewählten Abgeordneten interessant. In Lettland haben die Wählerinnen und Wähler das Recht, einzelne Kandidaten neben dem ankreuzen (mit einem "Plus" versehen) auf der von Ihnen gewählten Liste zu streichen (gleich = Kandidat mit einem "Minus" versehen).
Die Reihenfolge der auf einer Pateiliste dann tatsächlich ins Parlament gewählten Personen hängt also von der Präferenz der Wähler/innen ab. Tatsächlich gab es auch diesmal eine Überraschung: die bisherige Präsidentin des lettischen Parlaments, Ingrida Udre, wurde aufgrund vieler "Streichungen" auf den Wahlzetteln nicht wieder ins Parlament gewählt. Nach verschiedenen Parteiwechseln, und nach einer ins Zwielicht gerückten Kandidatur zur EU-Kommissarin (unter der zwischenzeitlich im Amt befindlichen Regierung Emsis) nun wohl endgültig ein Knick in ihrer politischen Karriere.
Ein Nachfolger im Amt des Parlamentspräsidenten wird auch bereits gehandelt: Lettischen Pressemeldungen zufolge will die mit 18 Sitzen im Parlament vertretene "Grüne Bauernliste" nun den ehemalige Ministerpräsident Emsis für dieses Amt vorschlagen.
Die vollständige Liste aller ins Parlament gewählten Personen findet sich hier.
Sympatien und Antipatien
Auch erste Detailergebnisse zur Wählergunst wurden heute bekannt. Wie TVNET heute meldet, ist Ministerpräsident Kalvitis auch derjenige mit den meisten "Pluszeichen" hinter seinem Namen (bekam also die meisten positiven persönlichen Hervorhebungen von seinen Wählerinnen und Wählern). TVNET zufolge führt Kalvitis (Tautas Partija / Volkspartei) die Liste der am meisten positiv gewerteten Politiker/innen mit 73.678 "Pluszeichen" an, gefolgt von Sandra Kalniete (Jaunais Laiks / Neue Ära - JL) mit 67806 und Einars Repše mit 44.181 "Plusi".
Dass der ehemalige Bankchef und kurzzeitige Ministerpräsident Repše immer noch eine stark umstrittene Figur ist, zeigen auch die 26.371 Minuszeichen (Streichungen) auf den Wahlzetteln. Offensichtlich wählen viele inzwischen seine Partei, aber mögen die Person nicht besonders - genau wie die andere Seite der "JL"-Unterstützer, die gerade eben Repše meinen, wenn sie seine Partei wählen. Das Image der "Saubermann-Partei" hat die JL aber offensichtlich eindeutig verloren.
Dass es auch bei der "Grünen Bauernliste" viele umstrittene Figuren gibt, wurde schon vielfach berichtet. Mit 26.225 Streichungen war Ingrida Udre dermaßen unbeliebt, dass sie aus der Liste der gewählten Parlamentarier herausfiel. Dass aber auch ihr potentieller Nachfolger im Amt des Parlamentspräsidenten und Parteikollege Indulis Emsis viele Antipatien auf sich zieht, zeigen seine 11.184 Minuszeichen auf den Wahlzetteln (3.Stelle der Unbeliebtheit).
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