21. März 2013

Freiheit, der Länge nach

Vielleicht ist es auch als Verkürzung der Wartezeit auf den Frühling gedacht, aber der lettischen Regierung ist es heute eine Pressemeldung wert: am 21.März 2013 ist es 7884 Tage her, dass Lettlands Unabhängigkeit international wieder anerkannt wurde. "Der 21.März ist ein Tag der Freiheit Lettlands, an dem jeder Einwohner einen besonderen Grund zur Freude darüber hat was die Freiheit bringt: Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, Bewegungsfreiheit, Gedanken-, Gesinnungs- und Glaubensfreiheit", so drückte es Verteidigungsminister Artis Pabriks gegenüber der lettischen Presse aus. Seit dem 21.August 1991 ist die Unabhängigkeit Lettlands nun international anerkannt, damit ist das nun genau einen Tag länger als vom 18.November 1918 bis zum 17.Juni 1940, als die Rote Armee Lettland besetzte.

Interessant dazu zu lesen sind Leserreaktionen auf Internetportalen und auf Zeitungswebseiten. Feiern Lettinnen und Letten die Freiheit ihres Landes, oder setzen sie die grundsätzliche Freiheit sofort in Verbindung mit Unzulänglichkeiten, Begrenzungen und Misserfolgen der demokratischen Entwicklung seit 1991? Eine Grafik des "Lettischen Instituts", die nicht nur die Jahre, sondern auch Tage, Minuten und Sekunden der Dauer-Freiheit zu zählen scheint, möchte wohl gern die Vergänglichkeit und Fragilität dieses Zustands symbolisieren. "Eigentlich war doch die Unabhängigkeit von 1918 auch schon am 15.Mai 1934 zu Ende", schreiben die einen - und weisen damit auf den "Putsch von oben" des damaligen Staatschefs Karlis Ulmanis hin, der Parteien abschaffte und Freiheiten einschränkte. "Und die neue Freiheit haben uns in neuerer Zeit schon längst die Šķēles, Lembergs, und die anderen kriminellen Wendegewinnler genommen", meinen die anderen. Ein Tag zum Nachrechnen also - aber um Bilanz zu ziehen gibt es sicher viele mögliche Blickwinkel.

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