Wo die Bonbonmasse noch mit Liebe gefaltet wurde: ehemalige Līzuma Konfekt-Fabrik - gemeinsam am runden Tisch |
"Jeder Mitarbeiter verarbeitet, wenn er gut trainiert ist, bis zu 100kg der süßen Masse pro Tag," erzählt Dace Vītoliņa, eine der Filialleiterinnen bei "Skrīveru saldumi", in einem Interview für die Zeitschrift "IR". "Das ist körperlich anstrengende, aber auch physisch anspruchsvolle Arbeit, wir haben sogar Schwierigkeiten, hier die ausreichende Anzahl Mitarbeiter zu finden."
Es gibt neun Grundsorten der 'Gotiņas', aber zu Feiertagen und besonderen Anlässen werden auch neue Sorten angeboten. Heute arbeitet die Firma sogar mit ökologischen Zertifikaten: drei Sorten sind ganz aus Naturstoffen hergestellt, darunter die Sorten 'Walnuß' und 'Heidelbeere'. Gotiņa-Fans wie die Bloggerin Santa Ulnicāne wissen natürlich noch viel mehr Sorten aufzuzählen: mit Aprikosen, Pfefferminz, Sesam, Haselnuß, Kaffeegeschmack, mit Sonnenblumenkernen, oder sogar Zichorienwurzel (Wegwarte). Keine künstlichen Farb- oder Zusatzstoffe, ohne Konservierungsstoffe, Grundstoff: Milch aus Lettland - damit wirbt die Firma heute gern.
Nur wenige erinnern sich jedoch noch an den kleinen Ort Līzums, im Bezirk Gulbene weit im Nordosten Lettlands, wo die Produktion der "Kühchen" einst begann; ein Örtchen mit gerade mal 1400 Einwohnern. Hier kam die Milch der "lettischen Braunen" her, um in den 50iger Jahren dieses Produkt zu entwickeln.
"Auch heute noch bauen wir auf die spezielle Erfahrung unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen," berichtet Vorstandsmitglied und Miteigentümerin Iveta Audziša (e-Druva), die zusammen mit ihrem Mann Normunds 2005 in Līzums mit der Bonbonfabrikation begann, aufbauend auf ihre unternehmerischen Erfahrungen bei "SIA Dimdiņi" (Gemüse- und Kohlanbau). "Es braucht ein besonderes Gefühl dafür, wann die Bonbonmasse fertig ist. Einige unserer Meister haben daher schon dreißig, manchmal vierzig Jahre Erfahrung." In der Regel bleiben die frisch hergestellten Süßigkeiten bis zu zwei Monaten frisch. "Wer es länger frischhalten möchte, kann sie aber auch im Kühlschrank lagern," verrät Audziša.
Während der letzten Wirtschaftskrise tauchten auch Billigprodukte aus der Ukraine und aus Polen auf dem lettischen Süßwarenmarkt auf. In Skrīveri versucht man dennoch bei den handgemachten Produkten weitgehend zu bleiben. Trotz des vielfältigen Sortiments nehmen die Lebenmittelketten nicht alles in ihre Angebot auf - in fünf eigenen Firmenläden, vier in Riga und einer in Skrīveri, finden Kunden alle angebotenen Sorten vollständig.Auch der Regionalwerbung und dem Tourismus helfen einheimische Produkte - besonders gern werden "Gotiņas" in Latgale angeboten („Latgales gotiņa”). Nicht sehr viel Geld steckt die Firma in Werbekampagnen - man baut mehr auf direkte Kundenwerbung und auf Betriebsbesichtigungen von Schulklassen und Touristen. Ausbaufähig ist sicherlich der Export - obwohl es bereits Abnehmer gibt in Skandinavien, Irland, Deutschland und den beiden Nachbarn Estland und Litauen.
Und wer selbst noch nicht genug von Experimenten hat: manche Süßmäuler verbreiten auch einfache Rezepte zum Selbermachen: mit 6 Gläsern Zucker, ein Eßlöffel Kakao, 100g Butter, 2 Gläsern Milch und 3 Eiern. (idejukabata). Aber wer möchte schon den lettischen Bonbonmassenfaltern und -knetern die Arbeit wegnehmen?
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