ein Foto aus dem Jahr 2006 |
Mit der Umgestaltung des Platzes, wo heute zahlreiche Sitzgelegenheiten den Genuß lauer Sommerabende im Freien ermöglichen, wurden auch die Schilder komplett abgeräumt (eingeschmolzen?). Aber eine Übersicht zur Zusammenarbeit Rigas mit ihren "Schwestern" ist nur schwer zu bekommen. So versucht es nun das Infoportal der Stadt im Internet mal mit den "Spuren", welche Städtepartner im Stadtbild Rigas hinterlassen haben. Der Begriff "Freundschaftsstadt" sei direkt nach dem 2.Weltkrieg entstanden, wird dort (in lettischer und russischer Sprachversion) erläutert; Idee sei der Erhalt des Friedens in der Welt gewesen. Zu ersten "Freundschaftsstädten" Rigas wurden in den 1960iger Jahren Rostock in der DDR und Pori in Finnland. Ohne Quellenangabe dann dort ein Zitat: "Mit den Städten ist es wie mit den Menschen - für jeden ist ein eigener Zugang nötig. Mit Erevan befreundete sich Riga sehr schnell, mit Kobe dauerte es mehrere Jahre." (Riga.lv)
Dann wird die Abteilung "gegenseitige Geschenke" beschrieben. "Die Rigaer Delegationen beschenken die Partner in der Regel mit Bilderalben oder traditionellen Souvenirs. Manchmal werden aber auch eindrucksvollere Geschenke hinterlassen", weiß das Portal. 1996 sei aus Kobe in Japan gleich ein ganzer Elefant in Riga angekommen; das sei kurz nach einem Erdbeben in Japan gewesen, bei dem 6000 Menschen ihr Leben verloren haben - der Elefant ein Symbol der Freundschaft. In Bremen-Mahndorf dagegen stehe ein Denkmal des "Sprīdītis", einer lettischen Märchenfigur, die der Bildhauer Bruno Strautiņš geschaffen habe, und manche Moskowiter verbringen heute noch ihre Zeit im "Rigaer Park", der sich in der Nähe des Stadtzentrums befinde.
bei Spaziergängen im Stadtzentrum Rigas kann man auch auf Spurensuche zu Rigas Partnerstädten gehen: hier ein Geschenk aus Taschkent |
Eher unscheinbar erscheinen da auf den ersten Blick die Sitzbänke, die ebenfalls in einem Park in Altstadtnähe zur Benutzung freistehen - ein Geschenk aus Armenien. Nahe der lettischen Seefahrtsakademie dann das Denkmal von Ulug Bek, dem Astronom, Mathematiker und Sultan aus Taschkent. Auch das Denkmal von Alexander Puschkin ist im Kronvalda Park zu finden, ein Geschenk aus Moskau. Nicht alle "Partnerschaftsgeschenke" sind so monumental. Eine wertvolle traditionelle Gesichtsmaske aus Kobe wird sorgsam in der Nationalbibliothek aufbewahrt.
Bei einem Rundgang durch Riga sind vielleicht noch mehr Spuren von Rigas vielfältigen internationalen Städtepartnern zu finden - allerdings muss die Frage auch erlaubt sein, ob 29 verschiedene "Städteschwestern" nicht auch zu ein wenig Irritation führen kann, ähnlich dem Effekt der langen Listen von "Facebook-Freunden", wo nur noch eine möglichst hohe Zahl Eindruck macht, aber in den meisten Fällen keine persönlichen Treffen mehr stattfinden. Da helfen oft auch keine Billigflieger: Kontakte knüpfen ist leichter geworden, aber was geht eigentlich noch über Stehempfänge und gegenseitige Kurzbesuche hinaus? Wie wäre es, wenn alle Bürgerinnen und alle Bürger der betroffenen Städte jederzeit gemeinsam Projekte entwickeln könnten, und dabei Unterstützung bekämen?
Die einen erhoffen sich in erster Linie gute Geschäfte (also Business, möglichst mit finanziellen Vorteilen) - so wie die kürzliche Rigaer Konferenz mit 45 Unternehmern aus Chile. Andere nutzen gemeinsam vielleicht besseren Zugang zu den Fördertöpfen der Europäischen Union. Wieder andere, besonders ehrenamtlich Aktive in Sport- und Kulturvereinen, erhoffen sich Austauschmöglichkeiten, Gastauftritte und Teilnahmemöglichkeiten bei Wettbewerben. In Zeiten sozialer Not sind Hilfslieferungen und Spendenaktionen auch zwischen Partnerstädten geübte Praxis. Innerhalb der EU sind wenigstens die Studienmöglichkeiten heute ja bereits geregelt - und bedürfen keinen besonderen Städtebeziehungen mehr (bis auf Ausnahmen besonderer Forschungsprojekte). Und aus Rigaer Sicht muss bei manchen vielleicht immer noch daran erinnert werden, dass die Zeit sozialistisch-sowjetischer Parolen wirklich vorbei ist, und auch Städtepartnerschaften heute eine Sache aktiver Bürgerinitiativen sein kann - und nicht nur für "Funktionäre" da ist.
Zur Zukunft und zu Perspektiven von Rigas vielen Städtepartnerschaften sagt das stadteigene Internetportal übrigens nichts - entweder man hält wohl den Nutzen für selbstverständlich, vielleicht hat man auch längst interne Prioritäten innerhalb der Partnerschaften entwickelt und sagt davon nichts. Solange sie existieren, kann aber wohl nur zu verstärkter Nutzung dieser "Beziehungsdrähte" aufgerufen werden.
Rigas Städtepartner:
in Deutschland: Rostock (seit 1974, 1991 erneuert), Bremen (seit 1985, 1992 erneuert)
in Europa: Amsterdam (seit 2003, seit 2011 vertraglich), Bordeaux (seit 1993), Florenz (seit 2004), Norköping (seit 1988, erneuert 2014), Aalborg (seit 1990), Pori (seit 1946, 2011 erneuert), Stockholm (seit 1998), Tallinn (seit 2005), Tartu (seit 2005), Vilnius (seit 2005), Warschau (seit 2002).
im östlichen Europa und Asien: Almaty (seit 1998), Astana (seit 1998, bekräftigt 2006), Jerevan/Erivan (seit 2013), Kiew (seit 1998), Kobe (seit 1974, erneuert 1991), Moskau (seit 2001), Minsk (seit 1999), Peking (seit 2004), St.Petersburg (seit 1997, erneuert 2006), Suzhou (seit 1997, bekräftigt 2003), Taipeh (seit 2001), Taschkent (seit 2004), Tblissi (seit 2007)
in Nord- und Südamerika: Dallas (seit 1990), Santiago de Chile (seit 1997)
in Australien: Cairns (seit 1990, bekräftigt 2013)
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