Von "lettischen Faschisten" ist dagegen auch heute noch in den national russisch ausgerichteten Medien häufig zu hören, und manchmal klingt es so, als ob es gar keine anderen Letten gäbe.
Entprechen die politischen Einstellungen der lettischen Staatsbürger eigentlich den Parolen der Parteien, die sie wählen? Eine neue Umfrage bestätigt diejenigen, die daran zweifeln |
Umgekehrt schätzen sich selbst nur 16% der Einwohner als politisch "eher links" ein, 4% als "absolut links". Aber sogar eine Mehrheit von 55% unterstützt politische Einstellungen und Forderungen, die gemeinhin als eher links von der Mitte angesehen werden. Sogar innerhalb der Gruppe, die sich selbst als "rechts" bezeichnen, seien es 47% die eher linke Ideen unterstützen. Nach Wählern bestimmter Parteien aufgeschlüsselt, seien unter den Anhängern der "Grünen und Bauernpartei (ZZS)" 59% Menschen mit eher linker Einstellung, bei "Saskaņas centrs" seien es 58%, und sogar bei den Anhängern der nationalen Liste VL-TB/LNNK noch 49%. Nur die "Vienotība" (43%) und "Zatlers Reformpartei (41%) fallen da etwas ab.
Kann das sein? Nun ja, die manchmal schnell gegründeten und wieder vergehenden lettischen Parteien sind manchmal mehr an Personen und Sponsoren orientiert als an politischen Überzeugungen. Doch danach wurde hier nicht gefragt. Die Unterschiede zwischen Selbsteinschätzung und "realen Einstellungen" will die SKDS mittels verschiedenen Sachfragen festgestellt haben, die den 1000 Befragten vorgelegt worden seien. Hier einige Beispiele:
1. Nur 21% sind der Ansicht, dass jeder selbst für das Alter vorsorgen sollte - 75% sehen diese Aufgabe eher beim Staat.
2.Nur 13% glauben, wenn ein Mensch sich keine angemessene Wohnung leisten kann, dann müsse er eben mehr arbeiten und sparen - während 62% eine staatliche Lösung für solche Probleme erwarten.
3. Nur 18% halten es für möglich, die Zahlung von Arbeitslosenunterstützung auch einzustellen, da ja jeder die Pflicht habe für sich selbst zu sorgen - 55% halten eine solche Denkweise für abwegig.
4. Nur 17% finden es richtig, dass Fürsorge für alte Menschen ihnen selbst und ihren Familienanghörigen überlassen bleibt - aber 53% halten die Einstellung für richtig, dies sei Aufgabe der gesamten Gesellschaft.
5. Nur 25% unterstützen die Ansicht, Menschen die arbeiten können längerfristige soziale Hilfszahlungen zu verweigern - aber 45% sind der Ansicht es sei richtig, dass in Lettland niemand in Armut leben solle.
6. 20% unterstützen ein Gesundheitsvorsorgesystem in dem der Staat nur das absolute Minumum kostenlos bereitstellt - 43% sind der Ansicht dass Gesundheitsvorsorge völlig kostenfrei sein müsse und jeder ein Anrecht auf gleichartige qualitative Leistungen habe, auch wenn dafür mehr Steuern gezahlt werden müssten.
7. Nur 20% unterstützen die Ansicht, dass der Staat sich jeglicher unternehmerischer Tätigkeit zu enthalten habe, aber 56% unterstützen die Auffassung dass der Staat auch Unternehmen gründen und so Arbeitsplätze schaffen kann.
8. Nur 18% unterstützen die Privatisierung aller großen lettischen Betriebe - 53% aber sind eher für den Verbleib großer Betriebe in staatlicher Hand, ja sogar für Verstaatlichungen.
9. Nur 21% sind dafür dass Banken nur aus privatem Kapitalvermögen gegründet werden können, 43% unterstützen eine staatliche Beteiligung.
10. Etwa gleichauf liegen die Befragen nur in einer Sachfrage: 35% sind der Auffassung, die Höhe der Renten solle einzig davon abhängen wieviel ein Mensch in seinem Leben gearbeitet habe, während 37% glauben dass es notwendig sei kleine Renten durch Kürzungen bei den großen Renten zu unterstützen.
Wer noch Fragen hat (und Lettisch versteht), kann auch den ganzen Text nachlesen hier (momentan noch von SKDS im Internet öffentlich nachlesbar gemacht).
1 Kommentar:
Hm, ich schätze Axel Reetz sollte mehr öffentliche Vorlesungen anbieten, denn der politische Bildungsstand ist bei den Balten wohl recht niedrig, wenn sie nicht wissen für was sie eigentlich stehen.
Andererseits wurden zumindest im Artikel nur ökonomische Fragen gestellt, die Fragen über Nationalitäten, Umgang mit den Minderheiten wurden nicht gestellt. Da könnte sich die rechte Gesinnung dann ungestört entfalten.
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