Anfang Mai wird es in Lettland wieder andere Themen geben. Aber eines der heiß diskutierten Ereignisse der letzten Aprilwoche war der Tod einer Bärenfrau: "Made", einer von drei im Freigehege von Līgatne gehaltenen Braunbären, wurde erschossen. Wie konnte es dazu kommen? - fragen die einen. "Werden Bären in Līgatne überhaupt artgerecht gehalten? - das fragen sich andere. Die Bärin, die bereit 17 Jahre lang im Freigehege gehalten wurde, hatte zum wiederholten Male Wege gefunden um den Gehegezaun zu überwinden. Zum wiederholten Male gab es lettlandweit Schlagzeilen: Bär entlaufen!
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Tourismuswerbung Ligatne |
Gut, in Lettland gibt es auch frei lebende Bären, in sofern galt die Warnmeldung sowieso nur für die Umgebung des kleinen Örtchens Līgatne. Natur ist außerhalb der lettischen Ortschaften allgegenwärtig - wenn auch angesichts des teilweise großflächigen Holzkahlschlags oft schon nicht mehr unberührt. Aber die Tourismussaison beginnt - und zumindest in Līgatne, eine Gemeinde innerhalb des bekannten Gauja-Nationalparks, setzte man bisher gern auf handzahme Bären. Ein beschilderter Wanderweg (siehe "
visit Ligatne"), der auch mit dem Auto befahren werden kann, führt direkt ans Bärengehege. Wer mag, kann von erhöhter Position aus die drei Pelztiere am Gatter entlang laufen sehen, oder auch Brotstücke hineinwerfen. Zwar gibt es auch noch Sandhöhlen, einen alten Sowjetbunker, und viele andere Tiere zu bestaunen: Wölfe, Elche, Luchse und Eulen zum Beispiel. Aber die beiden verbleibenden Bären, Mikus und Puika, zeigen sich unruhig seit dem Verschwinden der bisherigen Wohngenossin und suchen anscheinend ebenfalls Wege in die Freiheit. Es mussten bereits Container herbeigeschafft werden, um die beiden Tiere im Notfall "sicherstellen" zu können. Polizei des Innenministeriums sicherten das Gelände, selbst ein Helikopter war im Einsatz.
Aber auch lettische Tierfreunde sind unruhig. Warum musste "Made" erschossen werden? Er habe sich durch nichts mehr bewegen lassen in seinem Gehege zu bleiben, teilt der für das Naturgehege zuständige Beamte mit. Aber kann das allein ein Todesurteil sein? Die Bärin sei extrem nervös gewesen, und für einen Schuß mit einem Betäubungsgewehr habe man bis 10 Meter herankommen müssen - das sei nicht möglich gewesen, teilen die Todesschützen mit.
Selbst Staatspräsident Bērziņš sah sich veranlasst, sein Bedauern auszudrücken angesichts des traurigen Endes der tierischen Schlagzeilen.Auf der
Infoseite des Gauja-Nationalparks heißt es nun schlicht, der Bär sei nun "zu anderen Jagdgründen unterwegs". Vielleicht kann Līgatne auch ohne Vorzeige-Bären auskommen? Im Moment ist es noch schwer vorzustellen, dass die Betreiber das Bärengehebe aufgeben.
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