"Es könnte ein ganz langweiliges Jahr für Lettland werden," so sagten es einige Jahresrückblicke 2006 inklusive der maßgeblichen politischen Auguren des Landes voraus. Im Lande stehen 2007 keine Wahlen an, die gegenwärtige Regierung erscheint ausreichend stabil, und selbst die im Frühsommer anstehende Wahl einer neuen Präsidentin / eines Präsidenten bringt ja bisher keine spannenden Kandidat/innen auf die Bühne.
Zunächst mal wird also bilanziert: Erstaunlicherweise ist der Rodler Martiņš Rubenis Lettlands Sportler des Jahres 2006 geworden. Erstaunlich deshalb, weil er aus deutscher Sicht so konsequent ignoriert wird. Bei uns gibt es nur Hackel-Schorsch, und dann kommt lange nichts mehr.
In Lettland dagegen ist Rubenis nicht nur durch den Sport bekannt: sportlich hat er zwar bei der Winterolympiade 2006 in Turin "nur" eine Bronzemedaille errungen, aber für sein Land war es die erste Medaille bei Winterspielen seit der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1991. Aber Rubenis engagiert sich nicht nur im Sport: Mitte April 2006 nahm er an einem mehrtägigem öffentlichen Hungerstreik teil, mit dem auf die Lage der Menschenrechte in China aufmerksam gemacht werden sollte. "Gerade für mich als Sportler ist es ja eine Tatsache, dass gerade in so einem Land die nächsten Olympischen Spiele stattfinden sollen," äusserte er sich damals, der Nachrichtenagentur LETA zufolge (Foto rechts: Clearwisdom.net). Als Leser von Büchern über fernöstliche Philosophie war er auch vorher schon bekannt.
Und wer einmal "DJ Betons" zum Musikauflegen zu sich einladen sollte: auch das ist kein andere als der Rodler Rubenis. Nicht in der winterlichen Hauptsaison, wie zu vermuten ist, aber in Rigaer Klubs wie "PULSE", "Hedonija" oder "Pulkvedis" soll er schon beim Plattenauflegen gesehen worden sein. "Das habe ich schon gemacht, bevor ich durch Medaillen und Meisterschaften berühmt wurde, und es ist nur ein Hobby," sagte er vor der lettischen Presse dazu. So gesehen ist es also nur konsequent, dass Rubenis auch der beliebteste lettische Sportler geworden ist - dieses Jahr vor dem Hürdensprinter Stanislavs Olijars, Biathlon-Athlet Ilmars Bricis, Gewichtheber (und Neu-Politiker) Viktors Ščerbatihs, und dem neuen Stern am lettischen Basketball-Himmel, Andris Biedriņš.
Im Frauensport war aus lettischer Sicht 2006 die Marathonläuferin Jelena Prokopčuka überragend - sie gewann den prestigeträchtigen New-York-Marathon zum zweiten Mal in Folge. Die bei der Wahl zur lettischen Sportlerin des Jahres auf den weiteren Plätzen Folgenden zeigen, dass bei den Frauen fast dieselben Sportarten die beliebtesten sind: Basketball-Star Anete Jakobsone-Zogota, Biathlon-Athletin Mara Liduma, Roderin Anna Orlova, und Leichtathlethin Jeļena Rubļevska.
Was gibt es außerdem Neues in diesem angeblich so langweiligen Jahr? Der 1. bis 5.Januar 2007 waren mit durchscnittlich 8 Grad Celsius die wärmesten ersten Januartage in Lettland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, so gibt es LETA bekannt. Das seien sieben bis neun Grad mehr als normalerweise üblich. Da erinnern wir uns noch an die Schlagzeilen aus dem Januar 2006 - die waren ziemlich gegenteilig ....
"Produkt des Jahres"
könnten eigentlich die Tausende handgefertigter Strickhandschuhe geworden sein, die den Teilnehmern des NATO-Gipfels in Riga im November 2006 als Geschcnk überreicht wurden ("Stricken für den Frieden?"). Aber was ist daraus geworden? Kaum wurden sie überreicht, wurde das Klima so warm, dass derartige Handschuhe bisher nicht wieder zum Einsatz kommen mussten. So war es ja sicher nicht gemeint gewesen. Waren es die falschen Adressaten, oder waren es die falschen guten Wünsche?
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