21. Januar 2007

Schiff in Seenot, Kapitän weg, Folgen für die Umwelt unklar

Angesichts der vielen Sturmschäden in ganz Europa erregt ein erneutes Schiffsunglück in der Ostsee momentan relativ wenig Aufsehen - bis auf Lettland selbst. Bereits in der Nacht zum 15.Januar war der unter der Flagge Zyperns fahrende Frachter "Golden Sky" vor dem Hafen von Ventspils mit 25.000 t Mineraldünger an Bord auf Grund gelaufen (Foto: Reuters). Problematischer für die Umwelt ist neben dem Dünger aber zunächst der an Bord befindliche Treibstoff, der teilweise aus einem Leck ins Meer floß. Trotz aufkommendem Sturm konnte ein Generator an Bord gebracht werden, um die Rettungsarbeiten auch bei Nacht zu ermöglichen - eine Operation, welche von den in Ventspils stationierten Rettungskräften eigenen Angaben zufolge zum ersten Mal in der Praxis durchführten. Der Einsatz des zusätzlichen Generators war notwendig geworden, da der Maschinenraum des Schiffes bereits überflutet war.

Alle Mitglieder der Besatzung konnten inzwischen mit dem Hubschrauber von Bord geborgen werden, auch der Kapitän hat inzwischen das Schiff verlassen. Englische und griechische Experten halfen bei den Sicherungs- und Bergungsarbeiten, während sich am Strand bei Ventspils Schaulustige versammelten - nur wenige Hundert Meter vor der Küste war der havarierte Frachter deutlich auch von Land aus zu erkennen (Berichte zu den ersten Rettungsversuchen: DIENA 19.1.07, LETA 18.1.07, DIENA 20.1.07)

Die schwersten Sturmfolgen sind überstanden, das Schiff bis auf den austretenden Treibstoff gesichert - nun beginnen die erste
n Überlegungen, wie es zu dem Unglück überhaupt kommen konnte. Der Hafen Ventspils, zu Sowjetzeiten als Ort schwer kalkulierbarer Unmweltbedrohungen bekannt, war in den vergangenen Jahren bemüht, durch erhöhte Sicherheit und vermehrte Umweltschutzmaßnahmen seinen Ruf zu verbessern.

Zu den genauen Folgen für Natur und Umwelt äussern sich die lettischen Behörden gegenwärtig nur zögernd.
In der Presse wurde ein Aufruf veröffentlicht, dem zufolge Beobachtungen von Bürgern betreffend Umweltschäden an den Stränden per Telefon bei der Umweltverwaltung in Ventspils gemeldet werden können (Tel. 0071-3622981 oder -29471431).

Warum aber kam es überhaupt zu dem Unglück? Bei Ankunft des Schiffes im Hafen von Ventspils, am 11.1. abends, sollen die Wetterbedingungen noch gut gewesen sein. Ob aber ein Schiff trotz Warnung vor aufkommendem Sturm in See steche, dass sei ganz die Verantwortung des jeweiligen Schiffsführers, so der Hafenkapitän von Ventpils gegenüber der lettischen Presse. Der Kapitän der "Golden Sky" entschied sich, nach dem das Schiff bereits sieben Stunden auf See war, wegen Problemen mit den Schiffsmotoren zur Rückkehr Richtung Ventspils und lief dann in Küstennähe auf Grund. Nur ein Motor lief zu diesem Zeitpunkt auf dem Schiff einwandfrei.

Die Ostsee ist ein stark von Schiffen befahrenes Gebiet, und vor allem wegen der zunehmenden Gefahren durch veraltete Öltanker bedroht. Die TAZ zitierte per Bericht am 17.1.07 Zahlen der Helsinki-Kommission (HELCOM), nach dem 65.000 Schiffsbewegungen pro Jahr durch die Ostsee gehen. 151 Schiffsunfälle zählte die Umweltorganisation WWF im Jahr 2005 in der Ostsee, in den Jahren von 2000 bis 2003 waren es im Schnitt nur 60 pro Jahr. Gegenüber dem lettischen Radio sagte WWF-Experte Janis Brizga, er befürchte Umweltschäden an der Küste durch die Havarie der "Golden Sky" nicht nur durch auslaufenden Treibstoff, sondern auch den an Bord befindlichen Dünger. Der lettische Ministerpräsident Kalvitis äusserte sich indessen unzufrieden mit den lettischen Einsatzkräften, die 12 Stunden vom Flughafen Riga aus bis zum vor Ventspils liegenden Schiff benötigten.

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