Die Diskussion um klimafreundlicheres Wirtschaften gibt es indessen nicht nur in Deutschland. In Lettland hat nun Andrejs Briedis die Diskussion aufgenommen, seit kurzem neuer Vorsitzender der lettischen Naturschutzstiftung (Latvijas Dabas Fonds). "Unsere Landschaften brauchen Kühe auf der Weide", meint er in einem Interview mit der Zeitung "Latvijas Avize". Als Bio-Imker kennt Briedis auch die Honigproduktion rund um das Naturreservat Teiči - was ja auch einen Teil der landwirtschaftlichen Produktion darstellt.
"Attālināti", mit Abstand, von zu Hause arbeiten - einer der häufig gebrauchten Begriffe zu Corona-Zeiten - hier aufs Korn genommen vom Karikaturist Ēriks Ošs. |
Bauern zahlen nach Ernteleistung - je mehr Beeren geerntet werden, desto größer der Verdienst. Aber das allein dürfte ja keine Überraschung sein. Von Regierungsseite wird jetzt überlegt, auch für Landarbeiter*innen die Einreisebestimmungen wieder zu erleichtern. Gundega Sauškina, Mitinhaberlin bei "VeryBerry SIA", einem lettischen Saft- und Sirup-Hersteller, sieht darin aber kein Ausbeutung von schlechter Gestellten in den Nachbarländern. "Unsere Einheimischen sind zu faul", meint sie (LA).
"Wir mögen saubere und echte Beziehungen. Ohne Lügen und Heuchelei. Wir lieben es, wenn Freunde überraschend vorbeikommen" - so steht es auf der "VeryBerry"-Webseite unter "unsere Werte", sogar auf Deutsch. "VeryBerry" liefert auch nach Deutschland - ob es die Säfte bei "Starbucks" sind, das Müsli bei "Seedheart" in Hamburg, als Smoothie bei Kastingers in Österreich, oder sogar "Nespresso-Kapseln" - überall ist "VeryBerry" drin. Die Firma erfreute sich noch vor kurzem einer Verdopplung des Absatzes (Dienas bizness). Ein Erfolg also, der offenbar auf billigen Leiharbeiter*innen aus anderen Ländern beruht - zumindest in der Hochsaison. Von Ape (einer Grenzstadt zu Estland) aus in die ganze Welt: es wird inzwischen auch nach Litauen, Estland, Tschechien, Spanien, Belgien, Großbritannien und in die USA exportiert. Und um die stark gestiegene Nachfrage befriedigen zu können, werden bei "VeryBerry" inzwischen Beeren zugekauft, nicht mehr nur selbst erzeugt. Und das, obwohl der Verkauf in Schulen und Restaurants ja zur Zeit erheblich einbrechen musste.
"VerryBerry"-Eigenwerbung |
Einzelne Helfer*innen habe sie auch aus Riga, meint Sauškina. "Jedes Jahr kommen zwei Medizinstudentinnen und ein Lehrerin, die arbeiten sehr fleissig." Unterschiedliche Arbeitsmoral scheint eines ihrer Lieblingsthemen zu sein. Aus Kasachstan habe sie schon Arbeiter*innen gehabt, nun wolle sie es mit Leuten aus Usbekistan versuchen. Aber weniger Bürokratie soll es bitte sein, so ihr Wunsch: "Da haben schon mal beim Nachbarn Ukrainer die Erdbeeren gepflückt, danach bei mir die Heidelbeeren."
"Der Vorteil bei Gastarbeitern", so meint sie, "die hören auf die Anweisungen. Die Hiesigen beschweren sich bei jeder Kleinigkeit." Aber gute Erfahrungen habe sie auch mit denjenigen Lett*innen gemacht, die schon in Großbritannien gearbeitet haben. "Die sind nur für ein paar freie Tage nach Hause gefahren, und hingen dann hier in Lettland fest. Nun sind sie unter meinen besten!"
Während also die einen noch auf Verbesserungen für die traditionelle lettische Landwirtschaft warten, stellen andere das neue "Superfood" her - für Veganer und andere Naturfreund*innen.
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