Elfmal waren die Weihnachtstage in Lettland grün - also ohne Schnee. So meldet es der lettische Wetterdienst. Regen, Nebel, graue Wolken - aber keine Frosttage. Die lettische Grün-Zählung beginnt 1923: in den Jahren 1924, 1932, 1936, 1951, 1960, 1974, 2006, 2013, 2015 und 2016 gab es bisher keine Schneedecke am 24. / 25. Dezember.
In den übrigen Jahren gab es einen bis zehn Zentimeter Schnee - am meisten im Jahr 2010, als über 30cm Schnee lag. Einen Rekord hält der Ort Vendzava bei Ventspils an der Ostseeküste: dort lagen zu Weihnachten 1981 sogar 51 cm Schnee. Wer statistisch sicher gehen will: Alūksne im Nordosten ist mit 97% Weihnachtsschnee am sichersten, Pāvilosta um unsichersten (53%).
Zwischen dem wärmsten und dem kältesten Weihnachten liegen in Lettland ganze 41,8° Celsius. Eher warm fielen die Festtage 2016 in Kolka an der Spitze der Rigaer Bucht aus: 10,3°C. In Zosēni, im Hochland von Vidzeme gelegen, musste die Menschen im Jahr 1996 -31,5°C aushalten. Die Jahre 1996 und 1969 waren in ganz Lettland weihnachtliche Frosttage, mit Temperaturen unter -15°C. Den weihnachtlichen Niederschlagsrekord - offenbar Regen - hält Limbaži mit 49,5 Milimetern (1961). Während 2018 in Lettland noch der meiste Schnee zumindest seit 2010 verzeichnet werden konnte (durchschnittlich 18 cm) blieb es diesmal also weitgehend (winter)grün. (siehe auch: "Latvijas Avize") Erst am Nachmittag des 26. Dezember verzeichneten einige lettische Wetterstationen leichten Schneefall.
Eine ganz andere Art von "neuem Grün" sucht nun die lettische Partei, die diese Farbe im Namen trägt (Latvijas Zaļa Partija). Nach dem Ausschluss aus der Europäischen Grünen Partei im November (ORF) sucht der grüne Parteichef Edgars Tavars, ein bekennender Trump-Fan, neue Farbspiele. "Die Zukunft gehört den Patrioten, nicht den Globalisten," so sein Statement. "Die Prioritäten von Patrioten sind die Interessen des eigenen Volkes und eigenen Staates, sie treten ein für die Unternehmer des eigenen Landes, Selbstversorgung, regionale Produkte und Handwerk."
Was hier nach ein bischen Regionalförderung klingt, wird beim näheren Hinschauen eher gruselig. Zu viel Importwaren erhöhen nur das Abfallaufkommen, heißt es da. Globalisten und "naive Jugendliche" würden den "liberalen Zweig des Kommunismus" anstreben, sowie für Schwule und Lesben eintreten wie auch die "Propaganda der Flüchtlingsaufnahme" verbreiten. Es wird ein neuer Belzebub ausgerufen:der sogenannte "Liberale Kommunismus".
Seitens der Europagrünen wurde konkret bemängelt, dass
- die lettischen Grünen sich fast nie an gemeinsamen Kampagnen beteiligten, zu entsprechenden Treffen nie erschienen sind,
- einen Ausgleich der Geschlechter (Genderfragen) innerparteilich nicht beachten
- alle Vorschläge zur Diskussion der offenen Fragen unbeantwortet ließen
Somit scheint klar: die lettischen Grünen wollten mit den Grünen Parteien in Europa nichts mehr zu tun haben. Das Schlagwort vom "Grünen Patriotismus" klingt ja auch schon fast wie "Latvia first".
Doch da ist auch noch die Sache mit Aivars Lembergs. Der alte Sojwetpatriarch, der sich nicht nur in die neuen Zeiten gerettet hat, sondern dabei auch noch Millionen beiseite schaffen konnte, mit deren Hilfe er sich nun als Gönner und Gutmensch - unter anderem auch Parteienfinanzier - profilieren kann. Lembergs gilt schon seit Jahren als "graue Eminenz" der "Zaļa Partija" und ihrem Koalitionspartner, der Bauernpartei (Fraktion ZZS). Nun ist aber Lembergs kürzlich auf einer "schwarzen Liste" von US-Präsident Trump gelandet (delfi). Und plötzlich laufen die Uhren anders herum. "Die Grüne Partei distanziert sich nicht schnell genug von Lembergs", läßt sich Ex-Finanzministerin Dana Reizniece-Ozola in der Presse zitieren, deren eigene Karriere auch bei Lemberg seiner "Latvijai un Ventspilij" angefangen hatte. Nunmehr sei Lembergs aber ein "Symbol von Isolation und Sackgasse" (delfi).
Lettische Grüne mögen Trump, aber Trump offenbar nicht die Hintermänner der lettischen Grünen. Was tun? US-Importe boykottieren, weil diese ja nur die Abfallberge erhöhen? Hm, eines der wichtigsten Importgüter aus USA nach Lettland sind .... Militär und Waffen. Oder möchten die Grünen vielleicht US-Frackinggas importieren, statt Gas aus Russland? Da wirkt die Argumentation, alles sei einfach "auf patriotische Art" zu lösen, nicht immer ganz so überzeugend.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen