23. Dezember 2019

Verkaufte Oper

Rohrbrüche, schadhafte Kabel, Mängel im Heizungssystem - was die geneigten Besucher in der Regel nicht bemerken, spielt aber für die Betreiber des Rigaer Opernhauses eine große Rolle. Das Gebäude "Aspazijas bulvārī 3, Kataster Nummer 0100 005 0056" wechselt den Besitzer. Da die Stadt Riga feststellte, nicht über die notwendigen Finanzmittel zur Unterhaltung des Opernhauses zu verfügen, wurde beschlossen nach 20 Jahren nunmehr das Gebäude zurück in Staatsbesitz zu übergeben (Rigas Dome).

Aber auch das lettische Kulturministerium verfügt derzeit nicht über genügend Haushaltsmittel für eine Renovierung des Kulturtempels. Angeblich 6,5 Millionen Euro seien erforderlich für eine Renovierung. Bereits 2019 seien 160.000 Euro für Notfälle verwendet worden.

Bisher war es so: als Kapitalgesellschaft gehörten Oper und Ballett dem Staat, jedoch das Gebäude war seit 1998 Eigentum der Stadt Riga. Daher zahlt die Oper für Gebäude und Grundstück, insgesamt 12.095 mᒾ, jedes Jahr eine Nutzungsgebühr, von der nur ein Teil, im Jahr 2019 waren es 145.000 Euro, wieder für Investitionen an der Oper verwendet werden kann - alles gemäß dem zuletzt 2016 abgeschlossenen Mietvertrag.

Momentan sei es vordringlich, die große Sängerfestbühne im Mežaparks fertigzustellen, und auch das Nationaltheater warte dringend auf einen Anbau - so wird Noch-Bürgermeister Oļegs Burovs zitiert (in Riga stehen Neuwahlen an, da der momentan zerstrittene Stadtrat nicht in der Lage war einen neuen Haushalt zu verabschieden, und die lettische Regierung daraufhin den Stadtrat auflöste).
Daher stimmte auch das städtische Komitee, dass über die Eigentümer der Stadt zu entscheiden hat, am 16. Dezember dem Vorschlag des lettischen Kulturministeriums zu, das Opernhaus fortan wieder in die Hände des Staates zu geben.

Zunächst bedeutet dies, Pressemeldungen zufolge (lsm), dass die für Mietzahlungen eingeplanten 400.000 Euro nun 2020 für Reparaturen am Opernhaus ausgegeben werden können. Längerfristig wird das Opernhaus jedoch noch sehr viel mehr Investitionen benötigen.

Das 1856 eröffnete Haus wurde nach den Entwürfen von Ludwig Bohnstedt erbaut, und arbeitete zunächst als "Deutsches Theater Riga". 1882 brannte das Gebäude nieder und wurde bis 1887 unter Leitung des Stadtarchitekten Reinhold Schmehling wieder aufgebaut. 1919 aufgrund Beschluss der lettischen Regierung "Lettische Nationaloper", zur Sowjetzeit "Staatliches Opern- und Balletttheater der Lettischen Sowjetrepublik". Zwischen 1990 und 1995 umfassende Renovierungsarbeiten, an denen auch die deutsche AEG ihren Anteil hatte. 2001 wurde ein modern gestalteter Anbau eröffnet.
Pro Saison gibt es zur Zeit etwa 200 Aufführungen von Oper bis Ballett. Der Saal hat 946 Sitzplätze, der Kleine Saal knapp 300.

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