Aber was kann ein moderner Mensch von den lettischen Osterbräuchen lernen? Vieles.
Ein sehr wichtiger Oster - brauch ist das Gesichtwaschen in einem Bach. Dieser Brauch wird leider heutzutage nur noch sehr wenig praktiziert, aber zu unrecht: Er wirkt wie eine Art Anti–Aging- und Sonnenschutzprodukt zugleich – wer sich das Gesicht vor dem Sonnenaufgang in einem von Westen nach Osten fließenden Bach oder Fluss wäscht, der wird schön und bekommt im Sommer keinen Sonnenbrand. Nur einmal im Jahr früh aufstehen, Gesicht waschen und schön werden – es gibt kein günstigeres Schönheitsmittel!
Ein weiterer Nebeneffekt des Gesichtwaschens in einem gegen die Sonne fließenden Bach ist seine antidepressive Wirkung – denn er wird das ganze Jahr munter sein und kann morgens früh aufstehen.
Die gleiche Wirkung wird auch dem obligatorischen Osternschaukeln zugesprochen. Das wird öfter praktiziert und es soll auch vor den Mückenstichen im Sommer schützen, denn in Lettland gibt es viel mehr Mücken und andere lästige Insekten als in Deutschland. Sehr wichtig - die Schaukeln sollten nach Ostern verbrannt werden, damit die Hexen nicht darin schaukeln können. Aber mit den modernen Anti-Mückenstichprodukten wird das Problem auch schon auf eine moderne Weise gelöst.
Wenn ein moderner Mensch jetzt sagt, das alles sei nur Aberglaube und es wirke nichts, hat er damit auch recht – ein unreines Wasser kann keine gesundheitsfördernde Wirkung mehr haben. Außerdem sind die Menschen heutzutage sehr sparsam und selten werden die Schaukeln nur für das Osterfest gebaut und danach verbrannt. Damit verliert das Schaukeln seine magische Wirkung.
Überdies glaubt der heutige Mensch lieber an die Wirkung der Medizin und der Schönheitsindustrie als an die der Volkstraditionen – auch hier hat der Placeboeffekt keine Chance mehr.
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