8. Januar 2020

Riga zu Fuß

Wer in Riga eigentlich regiert, scheint ja momentan durchaus unsicher (Blogbeitrag). Das hindert die Stadtverwaltung aber offenbar nicht, längst beschlossene Maßnahmen nun im Jahr 2020 umzusetzen. Nachdem die vielen Mängel der Neugestaltung an der Barona iela durchaus umstritten waren, gibt es im Umfeld der nördlichen Innenstadt nun ein Experiment: die Schließung von Straßenteilen für den Autoverkehr.

Die Maßnahme könnte jedoch zu neuer Verwirrung führen: mal Fußgängerzone, mal doch wieder nicht - das ist Realität zur Zeit auf der Terbatas iela. Erstmals war ein Teil der Straße geschlossen am 4. Januar - aber nur zwischen 10 Uhr morgens und 20 Uhr abends, und nur für diesen einen Tag.Geöffnet bleibt die Straße allerdings für Radler/innen, und auch für den durchfahrenden Busverkehr - sich ganz "traumwandlerisch" zu Fuß dort zu tummeln war (und ist) also wenig ratsam.

Auch in der lettischen Presse ist diesbezüglich lediglich von einem "Experiment" die Rede (lsm / NRA / LA). Leider können die Stadtpassant/innen nicht so schnell auf Wiederholung hoffen: die Stadt möchte ihre "Experimente" an jedem ersten Samstag im Monat in einer anderen Straße ausprobieren: im Februar wird es die Blaumana iela, im März voraussichtlich ein Teil der Barona iela sein, der stundenweise geschlossen wird.

Foto (Ausschnitt): Latvijas Avize
Wie die lettischen Stadtplaner/innen nun hier "Erfolg" oder "Misserfolg" bewerten wollen, bleibt dabei unklar. Nach Anzahl der Beschwerden? Nach Zählungen mittels Zählpersonal? Laut eigener Pressemitteilung sollen Umfragen unter den Einwohner/innen gemacht werden. Diejenigen Fußgänger, die am 4.Januar von der Presse befragt wurden, äußern sich natürlich erfreut (lsm). Wie aber sieht es mit mutigeren stadtplanerischen Entscheidungen aus? Riga den Fußgängern? Das ist vorerst kaum zu erwarten. "Wir müssen ja gar nicht weit schauen, um gute Anregungen zu finden", lässt sich Architekt Oto Ozols in der Presse zitieren (lsm), "in Vilnius ist der Gediminas prospekt an jedem Wochenende für Autos gesperrt und frei für Fußgänger." Ozols vertritt auch die Initiatiave „Pilsēta cilvēkiem” (Die Stadt den Menschen").
Die Besitzerin eines Blumenladens im betroffenen Straßenbereich äussert sich kritischer: persönlich gefalle ihr die Ruhe ja, aber aus der Business-Sicht eher nicht.

Die nur kurzzeitige und wenig vorhersehbare Straßensperrung brachte es übrigens mit sich, dass die Maßnahme sich nicht auf geänderte Verkehrszeichen verlassen wollte: der Straßenabschnitt war mit Absperrbaken versperrt und mit Polizeiwagen gesichert - um dann aber doch immer wieder die Busse durchlassen zu müssen.

Die Intiative „Pilsēta cilvēkiem” jedenfalls hat bereits Hinweise für Fußgänger/innen und Radfahrer/innen vorbereitet, wie Verstösse gegen Verkehrsregeln am schnellsten den zuständigen Behörden gemeldet werden können - und hat für die Qualität ihrer Arbeit auch bereits  Anerkennungsschreiben anderer Behörden bekommen. Auf dass die alltägliche Realität in Riga zukünftig nicht nur von endlosen Verkehrsstaus geprägt wird!

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