5. Oktober 2018

Erst Irland, dann Weltspitze

Sanita Pušpure
Der Name Sanita Pušpure ist vor allem in der Welt des Rudersports bekannt. Ihre erste Medaille gewann sie bereits 2003 bei den U23-Weltmeisterschaften. Eigentlich ist die 1981 geborene Lettin für kaum etwas anderes öffentlich bekannt als für ihre Rudererfolge. Doch seit dem 16. September 2018 ist es ein wenig anders: dank Sanita Pušpure wurden die Ruder-Weltmeisterschaften 2018 im bulgarischen Plowdiw die erfolgreichsten überhaupt, für ... Irland. Der bisherigen Weltmeisterin Jeannine Gmelin aus der Schweiz blieb im Einerrennen der Frauen nur der zweite Platz (20min).

Eine Lettin in Irland - keine Seltenheit. Tausende hat es ja auf der Suche nach Arbeit dorthin gezogen. Sanita Mikilpe-Mikgelbe, so der Mädchenname der Sportlerin, begann im Alter von 15 Jahren mit dem Rudern.Zunächst in Majori / Jūrmala, dann am Sportgymnasium Murjāņi.

Ruderin Sanita mit Familie
Eigentlich sollte es dann ein Trainingsaufenthalt in den USA werden - doch Sanita traf ihre große Liebe, Kaspars. Neue Perspektiven waren notwendig. "2006 beschlossen wir unsere finanzielle Situation etwas aufzubessern und in Irland Arbeit zu suchen," berichtet Sanita der lettischen Presse. "Anfangs dachten wir, nur für ein Jahr. Aber als dann unsere Kinder in Irland geboren wurden, haben sich auch die Pläne geändert." (sporto)

Angeblich war es Zufall, dass Sanita nach der Geburt der beiden Kinder Daniela und Patriks plötzlich den irischen Ruderclub an der Islandbridge entdeckte, und wieder mit dem regelmäßigen Training begann. Die Familie zog um nach Cork, wo ein Ruder-Trainingszentrum in der Nähe war. Doch ein gutes Rennboot kostet so um die 6000 Euro. Bei den "Old Collegians" hatte ein Clubveteran ein Boot gekauft, und erlaubte Sanita es zu benutzen. Nun war auch der Entschluß gefallen, nur noch im Einer zu starten. Auch die lettische Trainerin Elita Krūmiņa wurde zur Unterstützung zweitweise nach Irland geholt - denn im Gegensatz zu Lettland sind im Winter in Irland nicht alle Flüsse und Seen zugefroren.

2009 zum ersten Mal irische Meisterin im Einer, startete Sanita Pušpure ab 2010 für Irland, 2011 nach dem Erwerb der irischen Staatsbürgerschaft auch bei internationalen Meisterschaften. 2014 und 2016 gewann sie bei den Europameisterschaften jeweils Bronze.

Und nun - im Alter von 36 Jahren endlich an der Weltspitze angekommen.  Gefeiert wird die Ruderin von der Presse in beiden Ländern (Irish Examiner, RTE, Irish Times, Sporta Ziņas, Lsm). Die lettische Sportpresse konnte sich allerdings nicht verkneifen, auf einen Fehler der irischen Sportministerin Ross hinzuweisen, die in einer Pressemitteilung Frau "Dominant Puspure" zum Sieg gratuliert hatte - und damit offenbar einer Schlagzeile der irischen Presse gefolgt und die Siegerin mit einem falschen Vornamen versehen hatte (sportacentrs). - Ein wenig Neid ist also vorhanden. Die Schlagzeile "eigentlich kennen wir unsere Sanita doch besser" war unschwer herauszulesen (youtube).

Tja, zehn Jahre Irland - und die Irinnen und Iren kennen immer noch nicht deinen Namen - so sollte die Botschaft wohl heißen. Jedenfalls ein ganz neues Gefühl für Lettland - eine Lettin gewinnt, aber im Medaillenspiegel hilft es nichts. Im Rudern muss ja ein Alter von 36 Jahren auch noch nicht unbedingt das Ende sein. Gewinnen in Grün, oder in Bordeaux-Rot, Ruderin Sanita sagte es so: "Die unsichtbaren Kräfte in meinem Boot, das sind mein Mann und meine Kinder!"

Keine Kommentare: