Als besonderer Gast war Alexander Bergmann aus Riga, der Vorsitzende des "Vereins ehemaliger Getto- und KZ-Häftlinge Lettlands". Er stellte sein Buch "Aufzeichnungen eines Untermenschen" vor. Der bislang nur in Russisch vorliegende Abhandlung ist jetzt auch in deutscher Fassung erschienen.
Bergmann sprach über das Leid und über den Schmerz, als er sich an die Ermordung seiner Mutter, des jüngeren Bruders, anderen Verwandten und später auch seines Vaters erinnerte. Er sprach über die Gleichgültigkeit der Menschen, die das alles zulassen könnten. Und über die Rache... Nach dem Krieg sollte die Rache zivilisierte Formen annehmen. Aber dann kam wieder die Enttäuschung: Die Massenmörder wurden 1946 im Nürnberger Prozess, nach Meinung Bergmanns, nur milde bestraft. Erst 1993, nach dem Zusammenbuch des sowjetischen totalitären Regimes, könnte Bergmann darüber offen sprechen, aber auch dann musste er auf die Gleichgültigkeit und Desinteresse der Menschen stoßen.
1941 - 1944 wurde Lettland zu einen Zentrum des Massenmordes an den europäischen Juden. Während der deutschen Besetzungszeit fanden Vernichtungsaktionen der deutschen Besatzungsmacht gegen Juden statt, die zur fast völligen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Lettland führte. Die lettische Volks- zählung 1935 ermittelten 93.479 Juden in Lettland. Es wird geschätzt, dass etwa 70.000 lettische Juden während des Holocausts umkamen. Auch mehrere tausend deutsche und österreichische und andere europäische Juden wurden zwischen November 1941 und Februar 1942 nach Lettland deportiert. Nur Wenige überlebten Verfolgung, Getto- und KZ-Haft und Zwangsarbeit bis zur Befreiung 1944. Einer davon war Alexander Bergmann.
Auch Letten waren in allen Bereichen am von den Besatzern initiierten Holocaust beteiligt, von Erschießungsaktionen bis zur Registrierung und Beschlagnahme jüdischen Eigentums. Eine lettische Übersetzung des Buches "Aufzeichnungen eines Untermenschen" von Alexander Bergmann ist in Vorbereitung.
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