Vor 70 Jahren - am 9.Mai 1949 - kam ein Film in die sowjetischen Kinos, der voll in die Zeit der Heroisierung Stalins passte: "Stalingradskaja Bitwa" (deutscher Titel: "Die Stalingrader Schlacht"). Was jedoch kaum jemand weiß: viele Szenen dieses Films wurden nicht in Russland, sondern im damals sowjetlettischen Jelgava gedreht - und sowjetische Pyrotechnik zerstörte auf diese Weise die letzten Reste des historischen Stadtkerns von Jelgava (früher deutsch=Mitau), der seit einem Angriff der Roten Armee im Sommer 1944 zur Produktionszeit 1948 nur noch in Ruinen stand.
Die ehemalige "Perle von Kurland" war also gerade gut genug zur Illustration einer der größten Schrecken des Krieges. Nur wenige Jahre nachdem die Stadt bereits heftige Schäden durch eine Bombardierung davongetragen hatte, wurden während der Filmarbeiten im Sommer 1947 noch einige weitere Reste historischer Mauern zerstört. "Das, was die Rote Armee nicht geschafft hatte, vollendeten nun die Filmleute", schreibt Elmārs Barkāns in einem Beitrag für das Internetportal "Jauns.lv".
Aber auch aus lettischer Sicht sind die Erinnerungen daran, was die „Mosfiļm” aus Moskau in Jelgava drehte, offenbar nahezu verschwunden. "In unseren Archiven befindet sich dazu nichts, wird Dace Grants vom Rigaer Kinomuseum zitiert. Und Aldis Barševskis vom Museum für Geschichte in Jelgava (Ģ.Eliasa Jelgavas VMM) sagt sogar: "Uns haben Museumsbesucher von den Filmarbeiten erzählt. Gedreht wurden auf dem Marktplatz, in der Uzvaras und der Akadēmijas ielā, und beim Schloß. Dort sind im Film zusammenstürzende Mauern sichtbar - und um genügend Rauchentwicklung zu erzeugen, wurden sogar Reifen angezündet und Ölfässer angesteckt." Da zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen war, in Jelgava neue Wohnblocks zu errichten, wurden die Reste der Häuserreste wirklich gesprengt. Einige meinen sogar, in einer der ersten fertigen Szenen des Films sei ein Haus mit der lettischen Inschrift „Gulbja aptieka” ("Schwanen-Apotheke") zu erkennen gewesen - eine Stelle, die möglicherweise später herausgeschnitten worden sei.
In Jelgava erinnert man sich auch an die Versprechungen, den fertigen Film kostenlos sehen zu dürfen. Da es aber zu dieser Zeit in Jelgava kein Kino gab, habe eine solche Vorführung im Saal der alten Post stattgefunden. Der Film wurde mehrmals verändert und bearbeitet. Noch 1960 sei er nochmals geschnitten worden, um Szenen herauszubekommen, wo die Figur des Lawrenti Beria zu sehen war, der nach der Stalinzeit in Ungnade gefallen war und zum Tode verurteilt wurde.
In der DDR wurde "Die Stalingrader Schlacht" in gekürzter Form
aufgeführt. 2008 kam eine DVD auf den Markt, in deren Booklet zu lesen ist, dass erst jetzt die verschwunden geglaubten Originalkopien des Films wieder aufgetaucht seien, und nun aufbereitet und komplett zu sehen seien.
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