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Entwicklung weiterhin widersprüchlich: Rigas Altstadtbereich |
In den wilden 1990igern war es ein einträgliches Geschäft: die vielen Spielsalons und Klein-Casinos, die in den Altstadtgassen von Riga eröffneten - ein Trend der einher ging mit immer mehr Nachtlokalen und Erotik-Bars. Es war wahrscheinlich nicht ein zu erwartender Gewinn aus dem Automatengeschäft, sondern neben dem Reiz des Neues wohl die Möglichkeit, in unter teilweise abenteuerlichen, teilweise nebulösen Bedingungen erworbenen Altstadt-Domicilen Geschäftstätigkeit vorzugeben - denn jede Art von "Business" galt den Gesetzgebern und Stadtregenten damals als vorrangig.
Nun wurde eine Kehrtwende vollzogen: am 22.Mai untersagte der zuständige Ausschuss des Rigaer Stadtrats jegliche Art von Spielhallenbetrieb im Bereich der Rigaer Altstadt, mit Ausnahme nur der Spielsäle in einigen Hotels der Oberklasse. (LETA,
Financenet,
riga.lv) Allerdings verlangt das Gesetz, dass über jeden der momentan 41 (
andere Quellen erwähnen 30) Spielhallen in jedem Einzelfall entschieden werden muss. Es könnte also auch noch den einen oder anderen Gerichtsprozess dazu geben - falls es durch alle Instanzen geht, könnte es auch noch länger als die jetzt beabsichtigten fünf Jahre dauern, bis wirklich alle Spielhallen und -höllen geschlossen sind.
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aus der Werbung eines der Anbieter ("Joker") |
Die Vereinigung der
Lettischen Spielgeschäftsbetreiber (
„Latvijas Spēļu biznesa asociācija”), deren Angaben zufolge in ganz Riga 155 Spielstätten mit insgesamt 4511 Automaten betrieben werden, sieht den Beschluss als Behinderung unternehmerischer Tätigkeit an (LSBA). Einer Untersuchung derselben Organisation aus dem Jahre 2007 zufolge (also noch vor der Wirtschaftskrise), gaben 20% aller Lettinnen und Letten an, schon mal für Geld in einem Spielsaal gespielt zu haben - allerdings verweigerte die Mehrzahl die Antwort auf diese Frage. Interessant dabei, dass 15% derjenigen, die sich trauten eine Antwort zu geben, als Grund "Langeweile und Probleme die Freizeit zu verbringen" angaben, nachdem sie arbeitslos geworden seien.
Nicht nur mit zunehmenden Beschrän-kungen und Steuer-erhöhungen hätte das Spiele-Business zu kämpfen, so LSBA-Chef Ģirts Ludeks in seinem diesjährigen Jahresbericht. Natürlich sei auch die Entwicklung hin zu interaktiven, digitalen Spielen rasant. Bis zum 1.Januar 2019 soll zudem in allen Spielbetrieben in ganz Lettland ein geschlossenes digitales System eingeführt werden, das auch die Überwachung durch die Aufsichtsbehörden gewährleistet. Um einer zunehmend dem Glückspiel kritisch eingestellten lettischen Öffentlichkeit zu begegnen, setzt der Betreiberverband auf verbesserte Öffentlichkeitsarbeit und Weiterbildungsseminare - man versteht sich als "Teil der Freitzeitindustrie, die interessiert ist in die Zukunft nachhaltig zu investieren." Bei einem Gesamtumsatz von 249,2 Millionen Euro beschäftigt die Branche gegenwärtig (2016) 3748 Personen - 29,1 Millionen Euro im Staatshaushalt und 7,9 Millionen Euro im Haushalt der Gemeinden sind Steuereinnahmen in diesem Bereich.
Nachtrag, September 2017:
Die Stadt Riga berichtet am 7.9. auf ihrer Webseite von der Schließung von insgesamt neun Spielhallen im Innenstadtbereich. Dieser Beschluß muss noch vom Stadtrat bestätigt werden. Von der Schließung ausgenommen seien solche Betriebe, die bereits länger als acht Jahre existieren.
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