Lettischer Beach - an dieser Stelle noch vonVolleyballern verschont ... |
Gewöhnlich sind es oft die Speerwerfer, auf denen die meisten Hoffnungen liegen (schon 1972 war das so, als Jānis Lūsis um nur 2cm gegen Klaus Wolfermann den Olympiasieg verpasste). Auch war der lettische Werfernachwuchs gleich mit sechs (!) Speer-Spezialisten in London vertreten, und beim Qualifikationswettkampf der Speerwerferinnen am Dienstag schaute der lettischen Regierungschef Valdis Dombrovkis gleich mal vorbei. Er sei überzeugt, so Dombrovskis, dass die erfolgreichsten lettischen Olympiastarter als Anerkennung auch Geldprämien erhalten werden, so wird er in der lettischen Presse zitiert. Aber wie ein Optimist wirkt ein Regierungschef nicht gerade, wenn er den Besuch "seiner" Athleten schon in den Vorkämpfen terminiert - ob er hofft, 100.000 Lat Prämie, die das Ministerkabinett für einen Olympiasieg ausgelobt hatte, nicht auszahlen zu müssen? Oder lag es eher daran, dass Mr. D. in Zeitnähe das Tennisfinale in Wimbleton besuchen konnt? Nein, ganze neun Tage hielt sich Mr. D nebst Frau am Olympiaschauplatz auf. Typisch inzwischen für den Umgang lettischer Medien mit Politikerreisen übrigens, dass Kosten der Flüge, Hotels und sonstigen Ausgaben offen in der Zeitung nachzulesen sind (auch, dass Ehepaar D. die Flugtikets selbst zahlte). Von den Speer-Kämpfern schaffte es jedenfalls nur eine bis ins Finale: Madara Palameika wurde achte.
Gute Grundlage für sportliche Erfolge: wer will, hat in Lettland einen Strand für sich allein. |
Vielleicht wird an den einsamen lettischen Stränden nun mehr Volleyball geübt? Oder in Rigas Innenstadt Beach-Arenen künstlich aufgeschüttet? Für einige Tage begeisterten die lettischen Strandvolleyballer die lettischen Medien - 8,8% Einschaltquote und 180.000 Zuschauer verzeichneten die lettischen Fernsehsender während der Übertragungen von den Spielen der lettischen Beach-Teams. Abgesehen davon konzentrierte sich die Gunst der Fernsehzuschauer auf Leichtathletik, Schwimmen und Gewichtheben - Gewichtheber Artūrs Plēsnieks erreichte immerhin einen siebten Platz. Und beim Sprung in die Sandkiste verpasste Ineta Radeviča (Europameisterin von 2010) ihren lettischen Rekord um vier und den Bronzeplatz nur um einen einzigen Zentimeter. Gut gehüpft - dennoch knapp vorbeigesprungen.
Regierungschef Dombrovskis kündigte bei seinem Besuch in London auch die Verbesserung sportlicher Trainingsmöglichkeiten in Lettland an - nannte als Beispiel allerdings die Bob- und Rodelanlage in Sigulda, und das freut Sportler die in London wohl kaum anzutreffen waren. Vadims Vasiļevskis hingegen, einer der drei erfolglosen Speerwerfer der Männerkonkurrenz, kündigte zu Saisonende das Ende seiner Karriere an. Grund: Er könne die Kosten des Trainings nicht mehr bezahlen und sehe angesichts der momentanen Erfolgs-Flaute seiner Sportart keine Chancen auf anderweitige Finanzierung.
Die heimische Presse schaut jedenfalls so genau wie in anderen Ländern auch auf den Medaillenspiegel: seit Wiedererlangung der Unabhhängigkeit hat Lettland bei Olympischen Sommerspielen immer Medaillen errungen: in Baracelona 1992 zweimal Silber und einmal Bronze, in Atlanta 1996 eine Silbermedaille, in Sydney 2000 und Peking 2008 je einmal Gold Silber und Bronze, und in Athen 2004 dreimal Silber.
Ob die neue lettische Mode-Sportart Beachvolleyball allein im Glanz der Medaillen scheinen wird, zeigt sich in den restlichen drei Tagen. Es steht noch die lettische-Modesportart von 2008 in Peking an: damals gewann Maris Strombergs Gold im BMX-Radwettbewerb, heute stehen alle drei lettischen Teilnehmer (einschließlich Strombergs) in London im olympischen Halbfinale.
Nachtrag 10.August nachmittag: Auf Strombergs zu setzen war ganz richtig. Strand oder Speer? Auch Radfahren kann nicht schaden :-)
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