3. August 2012

Nauda's Geburtstag

Während andere in Europa offenbar entweder auf das Ende der gemeinsamen Währung Euro warten, darauf hoffen, oder es gar herbeisehnen, wird in Lettland erstmal Geburtstag gefeiert. Am 3.August 1922, also vor 90 Jahren, wurde die lettische Währung LAT eingeführt.

Geldscheine mit Worten in drei Sprachen:
Lettisch, Russisch, Deutsch (Abbildungen:
Angebote einger Sammler aus dem Internet)
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs hatte zunächst eine chaotische Periode wirtschaftlicher Turbulenzen begonnen - als unabhängige demokratische Republik wurde Lettland ja am 18.November 1918 erstmals proklamiert.
Es herrschte zunächst eine Phase in der sehr verschiedene Währungen im Umlauf waren: russische Rubel (Kerenski-Rubel), russische Kreditanleihen, Goldrubel, deutsche Reichsmark, eigens im besetzten Gebiet "Ober-Ost" eingeführte "Ostmark", auch Ost-Rubel. Einige kurzzeitig existierende Arbeiterräte gaben eigene Anleihscheine heraus (z.B. in Cēsis), und es gab sogar eigene Noten oder Schuldbriefe, die von den Stadtverwaltungen in Jelgava, Liepaja, Ventspils und Riga herausgegeben wurden. Auch Bermondt-Awaloff wiederum druckte in Jelgava noch seine eigenen Scheine.

Stabilität gesucht - und Name
Im Januar 1919 beschloss die lettische provisorische Regierung, die sich zu der Zeit in Liepaja aufhielt, die Staatskasse möge abgesichert durch das gesamte Staatseigentum eigene Noten in Rubel und Kopeken ausgeben, die zunächst an die Stelle des bisherigen Geldes treten sollten. Am 16.Juli 1919 wurde dann festgelegt, das die Währung in Lettland der Lat sein möge, gebunden an den Goldpreis. Der Name wurde abgeleitet von der lettischen Bezeichnung für Lettland: "Latvija". Die "Lati" hatten allerdings anfangs viele Gegner - die einen meinten die Bezeichnung bei Zimmerleuten, die anderen im bäuerlichen Alltag schon anders in Gebrauch zu kennen. Das lettische Museum für Geschichte hat alle damaligen Alternativvorschläge zur Bezeichnung des neuen Geldes dokumentiert: Velta-Imanta, Līga-Daila, Saule-Austra, Latva-Oma, Dižā-Sīkā, Ozols-Zīles, Pūķis-Rūķis. Dichter und Schriftsteller Karlis Skalbe soll eine eigene Idee vertreten haben; nach seiner Meinung könne die lettische Währung Lat und die Untereinheit "grasis" heißen (übersetzt eigentlich = "Groschen").

Rubel der lettischen Staatskasse
Anfangs wurde also so etwas wie ein "lettischer Rubel" eingeführt, der einfach "Lat" genannt wurde, obwohl diese Scheine weiter Rubel und Kopeken aufwiesen. Am 18.März 1920 wurde diese Währung zum auf lettischem Staatsgebiet alleinig gültiges Zahlungsmittel erklärt. Die lettischen Historiker erklären heute die damaligen Scheine zu kulturhistorisch besonders interessanten Exemplaren, da sie allesamt von anerkannten lettischen Künstlern gezeichnet wurden: die 1 Rubel-Note von Kārlis Mendziņš, die 5 Rubel von Ansis Cīrulis, die 10 Rubel von Vilhelms Krūmiņš, die 25 Rubel von Jānis Aleksandrs Liberts und Kārlis Mendziņš, die 50 Rubel von Jānis Aleksandrs Liberts, die 100 Rubel von Hermanis Grīnbergs; die 500 Rubel von Rihards Zariņš. Die 5, 10, 25 Papierkopeken wurden von Rihards Zariņš gestaltet, die 50 Kopeken von Alberts Prande.

schön bunt, und jeder Schein verschieden:
die Vorläufer des Lats
Aber der Wert dieses "Lat mit Rubelwert" begann zu fallen, so dass sich der damalige lettische Finanzminister Ringolds Kalnings versuchte durch strenge Sparmaßnahmen den Haushalt auszugleichen. Zunächst wurde versucht die Währung durch Ankoppeln an Goldfranken zu sichern, Erst am 3.Januar 1922 beschloss das Ministerkabinett, dass künftig auch der auf den lettischen Geldscheinen aufgedruckte Wert nur noch "Lat" heißen sollte, die Untereinheit "Santimi". Und am 3.August 1922 - vor 90 Jahren - veröffentlichte dann die Regierung die genauen Bestimmungen zur Währung "Lat" und schloß damit dessen Einführung ab. Der Wert wurde an den damaligen Goldwert angebunden: 1 lats = 0.2903226 Gramm Gold. 50 bisherige lettische "Rubel" konnten gegen einen Lat eingetauscht werden, das war der festgelegte Wechselkurs. Im November desselben Jahres nahm dann die lettische Staatsbank ihre Arbeit auf.

Die zuerst provisorisch ausgegebenen Rubel-Geldscheine waren noch bis 1925 im Umlauf und konnten noch bis zum 1.4.1931 in Lat umgetauscht werden.
(zusammengestellt nach Informationen des lettischen Museums für Geschichte und verschiedenen Beiträge in lettischen Medien)

Interessant ist vielleicht auch die Geschichte zur Entstehung der ersten Goldreserven des unabhängigen Lettlands. Seit 1920 gab es einen Aufruf zur freiwilligen Spende von Schmuck und anderen Wertsachen. Als am 1.November 1922 die lettische Staatsbank /Nationalbank gegründet wurde, gingen diese Spenden in ihren Besitz über: gemäß lettischer Quellen waren das 99 Kisten, sechs Koffer, drei Körbe und eine Tasche voll Wertsachen. So kamen die ersten lettischen Goldreserven zustande.

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