Deutsch-lettische Partnerschaften müssen nicht rein bilateral gestaltet sein: vom 24. bis 28.August 2011 fand bereits zum fünften Mal ein Treffen deutsch-lettischer Partnerschaften statt. Ort des Geschehens war die dänische Hochschule Jarplund - und statt sich wie üblich vor allem mit dem großen russischen Nachbarn auseinandersetzen zu müssen, konnten die lettischen Gäste hier etwas zum deutsch-dänischen Verhältnis lernen.
Die spezielle Situation von Minderheiten war aber nur eines der diskutierten Themen. Denn im Umfeld der Städtepartnerschaften sind es in der großen Mehrzahl Bürgervereinigungen, Freundschaftsvereine, Partnerschaftsinitiativen oder Jugendgruppen, welche den Austausch zwischen den Kulturen, Ländern und Sprachen am Leben halten. Wer nur auf diejenigen schaut, welche die Ehrenmedaillen und Lobesreden erhalten, würde verkennen auf welcher Basis ein lebendiger Austausch gebaut ist. Auch wenn genau diese These dann wieder in vielen Politikerreden vorkommt und es so aussehen soll, als sei Unterstützung ehrenamtlichen Engagements eine von allen Seiten unterstützte Selbstverständlichkeit: die ehrenamtliche Tätigkeit und ihre Rolle und Bedeutung in beiden Ländern, das war das Schwerpunktthema des diesjährigen 5.Deutsch-Lettischen Partnerschaftstreffens.
Dabei ergibt sich logischerweise, schon aus den sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Lettlands und Deutschlands, eine sehr unterschiedliche Ausgangslage. Ob Partnerschaftsaktive aus Ķekava, Salacgrīva, Kuldīga, Smiltene, Valmiera oder Jēkabpils: die Regionen leiden unter fehlenden Arbeitsplätzen, Abwanderungstendenzen in die Großstadt oder ins Ausland, und wirtschaftlichen Nöten auch für diejenigen, die voll im Beruf stehen. Kein Wunder, dass neueren Untersuchungen zufolge nur etwa 2,5% aller Lettinnen und Letten bei Umfragen angeben, ehrenamtlich tätig zu sein. Beim Blick auf diese Zahlen darf allerdings nicht vergessen werden, dass andererseits Zehntausende sich an "Talkas" beteiligten (unbezahlte Arbeitseinsätze für bestimmte Projekte, an bestimmten Tagen), und auch erstaunlich viele schon einmal gespendet haben in Lettland: für Bedürftige, Nachbarn oder Freunde in Not, oder über das Portal "Ziedot.lv".
Auf der anderen Seite stehen Menschen in Handewitt, Geesthacht, Bordesholm, Melle, Gütersloh oder Willich, die es gewohnt sind, dass im Notfall ein auf ehrenamtlichen Kräften aufbauender Katastrophendienst, die freiwillige Feuerwehr, oder ein Sozialdienst einspringt. Noch dazu sind diese gemeinnützigen Dienstleistungen mit vergleichsweise sehr guter Technik ausgestattet, so dass die Unterhaltskosten auch die Meßlatte der notwendigen Aufwändungen ergibt. Vieles geschieht integriert ins regionale Vereinsleben, und wer dort integriert ist der beteilligt sich meist auch mit einem ehrenamtlichen Beitrag.
Es bringt aber sicherlich nicht weiter, die Situation in beiden Ländern nun wertend gegeneinander aufzuwiegen. Innerhalb längerandauernder Partnerschaften kommt es vielmehr darauf an, Einseitigkeit zu vermeiden. Auf Seiten derjenigen, die öfter spenden für Projekte im Partnerland, könnte das Gefühl aufkommen ein "Faß ohne Boden" vor sich zu haben. Und auf Seiten derjenigen, die öfters Spenden annehmen, könnte angesichts von oft im Ausland nicht so sichtbaren Stärken der eigenen regionalen Wirtschaft das Gefühl entstehen, die andere Seite erwarte nur devote Dankbarkeit.
Natürlich ist es für eine möglichst gleichberechtigte Diskussion wichtig, bestimmte Grundlagen einer solchen Veranstaltung abgesichert zu haben. Es braucht Gemeindevertreter, die auch eigene Ausgaben ihren eigenen Gemeindemitgliedern gegenüber im Sinne der Partnerschaft rechtfertigen können. Es braucht EU-Projektzuschüsse, aufgrund der Größe der Veranstaltung (an die 150 Teilnehmer/innen) unverzichtbar. Es braucht auch Partnerschaftsverantwortliche, die sich nicht nur im Sinne möglichst großen Eigenlobs immer selbst in der eigenen Presse feiern lassen, sondern sich dem Austausch mit anderen deutsch-lettischen Erfahrungen stellen und diesen Austausch nicht nur ertragen, sondern auch fördern. Davon sind viele deutsch-lettische Partnerschaften leider noch weit entfernt; es hat sich allerdings im Laufe der letzten Jahre eine Art "familiäres Verhältnis" unter den lettischen und deutschen Beteiligten der vergangenen fünf Treffen herausgebildet, das eine Fortsetzung dieser Aktivitäten als selbstverständlich erscheinen lässt. Auch die wechselweise Gastgeberrolle scheint inzwischen fest etabliert: nach Selm 2009 war es Salacgriva 2010, Handewitt 2011, und wird es Jēkabpils 2012 und Melle 2013 sein. Verbunden sogar mit der Hoffnung der "Ausschuss der Regionen (der Europäischen Union)" könne sich in Zukunft speziell der deutsch-lettischen Partnerschaftstreffen annehmen - in Anerkennung dessen, was von den beteiligten Gemeinden bisher bereits geleistet wurde.
Und wem das alles zu theoretisch vorkommt, oder zu idealistisch, der kann sich auf den Partnerschaftstreffen jedesmal an den Ergebnissen der parallel ermöglichten Jugendtreffen erfreuen. Schon die lebenden Präsentationen zum Abschluß lassen keine Langeweile aufkommen, und persönliche enge Kontakte zu Partnerland oder Partnerstadt erscheinen da plötzlich auch für die Zukunft als ganz selbstverständlich.
Weiter Eindrücke:
Fotos vom 5.deutsch-lettischen Partnerschaftstreffen in Handewitt 2011
3. Deutsch-Lettisches Partnerschaftstreffen 2009 in Selm
Deutsch-lettischer Tagungsort diesmal: die Dänische Hochschule Jarplund |
beteiligte sich mit einem Beitrag zur Situation in Lettland am Treffen in Handewitt: der lettische Botschafter in Deutschland, S.E. Ilgvars Kļava |
Dabei ergibt sich logischerweise, schon aus den sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Lettlands und Deutschlands, eine sehr unterschiedliche Ausgangslage. Ob Partnerschaftsaktive aus Ķekava, Salacgrīva, Kuldīga, Smiltene, Valmiera oder Jēkabpils: die Regionen leiden unter fehlenden Arbeitsplätzen, Abwanderungstendenzen in die Großstadt oder ins Ausland, und wirtschaftlichen Nöten auch für diejenigen, die voll im Beruf stehen. Kein Wunder, dass neueren Untersuchungen zufolge nur etwa 2,5% aller Lettinnen und Letten bei Umfragen angeben, ehrenamtlich tätig zu sein. Beim Blick auf diese Zahlen darf allerdings nicht vergessen werden, dass andererseits Zehntausende sich an "Talkas" beteiligten (unbezahlte Arbeitseinsätze für bestimmte Projekte, an bestimmten Tagen), und auch erstaunlich viele schon einmal gespendet haben in Lettland: für Bedürftige, Nachbarn oder Freunde in Not, oder über das Portal "Ziedot.lv".
Auf der anderen Seite stehen Menschen in Handewitt, Geesthacht, Bordesholm, Melle, Gütersloh oder Willich, die es gewohnt sind, dass im Notfall ein auf ehrenamtlichen Kräften aufbauender Katastrophendienst, die freiwillige Feuerwehr, oder ein Sozialdienst einspringt. Noch dazu sind diese gemeinnützigen Dienstleistungen mit vergleichsweise sehr guter Technik ausgestattet, so dass die Unterhaltskosten auch die Meßlatte der notwendigen Aufwändungen ergibt. Vieles geschieht integriert ins regionale Vereinsleben, und wer dort integriert ist der beteilligt sich meist auch mit einem ehrenamtlichen Beitrag.
Es bringt aber sicherlich nicht weiter, die Situation in beiden Ländern nun wertend gegeneinander aufzuwiegen. Innerhalb längerandauernder Partnerschaften kommt es vielmehr darauf an, Einseitigkeit zu vermeiden. Auf Seiten derjenigen, die öfter spenden für Projekte im Partnerland, könnte das Gefühl aufkommen ein "Faß ohne Boden" vor sich zu haben. Und auf Seiten derjenigen, die öfters Spenden annehmen, könnte angesichts von oft im Ausland nicht so sichtbaren Stärken der eigenen regionalen Wirtschaft das Gefühl entstehen, die andere Seite erwarte nur devote Dankbarkeit.
Natürlich ist es für eine möglichst gleichberechtigte Diskussion wichtig, bestimmte Grundlagen einer solchen Veranstaltung abgesichert zu haben. Es braucht Gemeindevertreter, die auch eigene Ausgaben ihren eigenen Gemeindemitgliedern gegenüber im Sinne der Partnerschaft rechtfertigen können. Es braucht EU-Projektzuschüsse, aufgrund der Größe der Veranstaltung (an die 150 Teilnehmer/innen) unverzichtbar. Es braucht auch Partnerschaftsverantwortliche, die sich nicht nur im Sinne möglichst großen Eigenlobs immer selbst in der eigenen Presse feiern lassen, sondern sich dem Austausch mit anderen deutsch-lettischen Erfahrungen stellen und diesen Austausch nicht nur ertragen, sondern auch fördern. Davon sind viele deutsch-lettische Partnerschaften leider noch weit entfernt; es hat sich allerdings im Laufe der letzten Jahre eine Art "familiäres Verhältnis" unter den lettischen und deutschen Beteiligten der vergangenen fünf Treffen herausgebildet, das eine Fortsetzung dieser Aktivitäten als selbstverständlich erscheinen lässt. Auch die wechselweise Gastgeberrolle scheint inzwischen fest etabliert: nach Selm 2009 war es Salacgriva 2010, Handewitt 2011, und wird es Jēkabpils 2012 und Melle 2013 sein. Verbunden sogar mit der Hoffnung der "Ausschuss der Regionen (der Europäischen Union)" könne sich in Zukunft speziell der deutsch-lettischen Partnerschaftstreffen annehmen - in Anerkennung dessen, was von den beteiligten Gemeinden bisher bereits geleistet wurde.
Und wem das alles zu theoretisch vorkommt, oder zu idealistisch, der kann sich auf den Partnerschaftstreffen jedesmal an den Ergebnissen der parallel ermöglichten Jugendtreffen erfreuen. Schon die lebenden Präsentationen zum Abschluß lassen keine Langeweile aufkommen, und persönliche enge Kontakte zu Partnerland oder Partnerstadt erscheinen da plötzlich auch für die Zukunft als ganz selbstverständlich.
Weiter Eindrücke:
Fotos vom 5.deutsch-lettischen Partnerschaftstreffen in Handewitt 2011
3. Deutsch-Lettisches Partnerschaftstreffen 2009 in Selm
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