Das Museum der Okkupation Lettlands in Riga hat ein neues virtuelles Infoangebot gestartet, auf das wir nicht versäumen wollen hinzuweisen. In Zeiten, wo schon die offizielle Verwendung des Wortes "Okkupation" zum Streitobjekt werden kann, ist es besonders begrüßenswert wenn zusätzliche Infomöglichkeiten geboten werden.
Allerdings hätte ich mir persönlich weniger Stolz allein auf die 3-D-Effekte der neuen Präsentation gewünscht, sondern erstens auch eine russische Sprachfassung (angeboten wird Lettisch und Englisch), und zweitens vielleicht eine Übersicht zu aktuellen Diskussionen in Lettland zu Okkupation, Verbannung, Freiheit und Selbstbestimmung. Aber das hätte zugegeben vor allem mehr Personaleinsatz gekostet - der nicht mit der Erstellung und Eröffnung abgeschlossen wäre. Diejenigen, die heute bevorzugen statt Okkupation "unrechtmäßige Besetzung Lettlands" zu sagen, hätten eigentlich auch Darstellungsraum verdient. Wenn es hier nicht so sehr um die Oberhoheit der Geschichtsinterpretation ginge, sondern um einen Anstoß an die gesellschaftliche Diskussion.
Die vorliegende Darstellung entspricht immer noch der Auffassung, dass Lettland 1939 mittels des geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin-Plaktes widerrechtlich unter den beiden Unrechtsregimes Sowjetunion und Nazi-Deutschland aufgeteilt wurde, und darauf folgend bis 1990 ununterbrochen (bzw. bis 1994, dem Rückzug der Truppen) okkupiert, also besetzt war. Eine Darstellung, deren zugrundeliegende Faktenlage ich nicht anzweifeln möchte. Die Art der Präsentation nach außen entspricht aber nicht ganz der Diskussionslage in der lettischen Öffentlichkeit - nur, dass hier die eine Seite die andere nicht ernst nimmt. Während die einen auch parteipolitisch die nationale Wahrheit für sich gepachtet haben meinen, und in der öffentlich präsentierten Symbolik provozierend nahe beim Hakenkreuz liegen (sicherlich unter Beschlagnahmung alter lettischer Volkstradition), zetern die andern immer noch über einen angeblich totalen Rechteentzug für alle Russischstämmigen und -sprachigen. Die demokratische Realität liegt - wie so oft - wieder mal dort, wo man sie selbst mitgestalten muss.
Der amtierende russischstämmige (wenn ich das mal so ausdrücken darf) Rigaer Bürgermeister Ušakovs erzeugt immer noch großes Erstaunen, dass er sowohl das Okkupationsmuseum wie auch die Feier des 9.Mai besucht. Vielleicht ist er untauglich als Vorbild - denn auch er ist nur Politiker, also auf Macht und Einfluß aus. Aber eine Präsentation lettischer Geschichte, die auf die konstruktive Ideenfindung in der lettischen Öffentlichkeit bauen würde, Gräben zu überwinden, würde mich mehr freuen als eine Bestätigung dessen, was ich inzwischen seit vielen Jahren weiß. Die angebotenen sehr kurzen virtuellen Texte werfen aber auch diesmal mehr Fragen auf als sie Antworten geben. Schade, denn wenn Geschichtsdarstellung nur im Interesse bestimmter gerade an der Regierung befindlicher ideologischer Richtungen instrumentalisiert wird, und mehr als verzweifelte Versuch einer positiven Imagebildung wirkt, kann zumindest die Diskussion hier nicht enden.
Die vorliegende Darstellung entspricht immer noch der Auffassung, dass Lettland 1939 mittels des geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin-Plaktes widerrechtlich unter den beiden Unrechtsregimes Sowjetunion und Nazi-Deutschland aufgeteilt wurde, und darauf folgend bis 1990 ununterbrochen (bzw. bis 1994, dem Rückzug der Truppen) okkupiert, also besetzt war. Eine Darstellung, deren zugrundeliegende Faktenlage ich nicht anzweifeln möchte. Die Art der Präsentation nach außen entspricht aber nicht ganz der Diskussionslage in der lettischen Öffentlichkeit - nur, dass hier die eine Seite die andere nicht ernst nimmt. Während die einen auch parteipolitisch die nationale Wahrheit für sich gepachtet haben meinen, und in der öffentlich präsentierten Symbolik provozierend nahe beim Hakenkreuz liegen (sicherlich unter Beschlagnahmung alter lettischer Volkstradition), zetern die andern immer noch über einen angeblich totalen Rechteentzug für alle Russischstämmigen und -sprachigen. Die demokratische Realität liegt - wie so oft - wieder mal dort, wo man sie selbst mitgestalten muss.
Der amtierende russischstämmige (wenn ich das mal so ausdrücken darf) Rigaer Bürgermeister Ušakovs erzeugt immer noch großes Erstaunen, dass er sowohl das Okkupationsmuseum wie auch die Feier des 9.Mai besucht. Vielleicht ist er untauglich als Vorbild - denn auch er ist nur Politiker, also auf Macht und Einfluß aus. Aber eine Präsentation lettischer Geschichte, die auf die konstruktive Ideenfindung in der lettischen Öffentlichkeit bauen würde, Gräben zu überwinden, würde mich mehr freuen als eine Bestätigung dessen, was ich inzwischen seit vielen Jahren weiß. Die angebotenen sehr kurzen virtuellen Texte werfen aber auch diesmal mehr Fragen auf als sie Antworten geben. Schade, denn wenn Geschichtsdarstellung nur im Interesse bestimmter gerade an der Regierung befindlicher ideologischer Richtungen instrumentalisiert wird, und mehr als verzweifelte Versuch einer positiven Imagebildung wirkt, kann zumindest die Diskussion hier nicht enden.
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