
Es war ja schon 2005 von der Abwanderung von Arbeitskräften aus Lettland zu hören (siehe Bericht in diesem Weblog), und auch Urdze weiß Ähnliches zu erzählen: "Im letzten Jahr wurde die Emigration von Arbeitskräften nach Irland, England und Schweden zum Thema in den Medien. In bestimmten Branchen gibt es jetzt einen regelrechten Arbeitskräftemangel, der mit der Beschäftigung von Arbeitern aus der Ukraine und Weissrussland kompensiert wird, was wiederum die Erhöhung der Löhne hier behindert. Meiner Ansicht nach wären hier EU weite Sozialstandards von Nöten, die wenigstens ein minimales Lebensniveau absichern wuerden. Ansonsten werden die Länder eins gegen das andere ausgespielt, mit verheerenden Folgen für den ärmeren Bevölkerungsteil. Positiv war, dass die Gewerkschaften zu verstärkten Protesten gegen die Armut im Lande aufgerufen haben."

Wie arbeitet die Diakonie in Liepaja in dieser Ausgangs- lage? "Mit Hilfe von Ansätzen aus der Gemein- wesenarbeit wird versucht, die Selbsthilfe und Eigen- initiative von Menschen, die sich in Not befinden, zu stärken," erzählt Pfarrer Urdze. "Die diakonische Gemeinde ist ein Modellprojekt für andere Kirchengemeinden, die in dieser Richtung tätig werden wollen. Die Kreuzkirchengemeinde hat zur Zeit 80 Mitglieder. Es arbeiten etwa 30 Ehrenamtliche in den verschiedenen Bereichen."
Pfarrer Urdze arbeitet noch an einer Reihe anderer ambitionierter Projekte. "Im März 2006 hoffen wir Antwort von der EU zu bekommen, ob wir ein Projekt 'christlicher Tourismus um Kreis Liepaja' starten können. Dann unterhalten wir einen Tagestreff für obdachlose und arbeitslose Menschen in Liepaja, wir arbeiten mit Behinderten, wir bieten medizinische Beratung an, und wir haben eine Kleiderkammer."
Martins Urdze unterhält eine Vielzahl von Kontakten zu deutschen Spendern, Kirchengemeinden und privaten Förderern. "Hilfe ist natürlich immer noch sehr willkommen," betont er. (der vollständigen Jahresbericht der Diakonie Liepaja für 2005 - plus Spendenkonto - ist HIER nachzulesen).
Auch andere deutsche Sozialeinrichtungen unterhalten Kontakte nach Liepaja. Auf den Webseiten der Gemeinden der Selbständigen Evangelisch Lutherischen Kirche in Hamburg ist von Hilfssendungen nach Liepaja zu lesen, die dort ein Heim für junge mittellose Mütter unterstützen.
Die Katholische Gemeinde St.Sophien in Hamburg-Barkbeck hat eine ausführliche und schön bebilderte Projektdarstellung ihres Partnerprojekts (Martin Porres Haus) in Liepaja ins Netz gestellt.
Manchmal lesen sich diese Berichte auch ein wenig seltsam: Mitarbeiter der "Evangelischen Kirche im Rheinland" berichten 2004 von einem Durchreiseaufenthalt in Liepaja, und scheinen die gesamte Situation im Ort nur danach zu beurteilen, ob die "Leute auf der Straße grüßen". (alle Moralvorstellungen in Ehren, aber in welcher Sprache haben sich denn diese Deutschen verständlich zu machen versucht?).
Das anschließende Projekt, mit Jugendlichen Straßentheater in Liepaja zu spielen, scheint aber spaßig und erfolgreich gelaufen zu sein (Bericht vom 7.9.2004).
Auch die Ev.Luth. Landeskirche in Sachsen unterhält offensichtlich Kontakte nach Lettland und berichtet auf ihren Webseiten regelmäßig über aktuelle Themen (im Januar 2005 über notwendige Reparaturarbeiten an lettischen Kirchen).
Die Evangelische Kirche in Deutschland gab 2004 ein Merkblatt heraus mit Hinweisen zu den Partnerprojekten in Estland, Lettland und Litauen. Lettlands Lutherische Kirche hat demnach 39.000 Mitglieder in 299 Kirchengemeinden und 138 Pfarrer. In dieser Übersicht wird die Dreifaltigkeitskirche Hannover als Partnergemeinde für Liepaja angegeben.