Etwas kompliziert also, diese europäische Vernetzung. Zumindest aber scheint das Angebot ausreichend, wer sich in Sachen Europa in Lettland engagieren möchte. Warum also gründen lettische Jugendliche noch weitere europäisch orientierte Vereine?
Ernests Barons zum Beispiel war fünf Jahre alt, als seine Eltern sich entschlossen nach Norwegen zu ziehen. Als sich seine Eltern einige Jahre später entschieden, wieder zurück nach Lettland zu gehen, entschied Ernests sich in Norwegen zu bleiben - zusammen mit seiner Schwester. "Ich hatte schon einmal das Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit verloren, ich wollte das nicht noch mal erleben," erzählt er im Interview mit der Zeitschrift "IR". Aber dennoch pflegte Ernests seine lettischen Wurzeln, sang in Norwegen in einem lettischen Chor, und nahm 2019 im badischen Freiburg an einem Seminar für junge Führungskräfte teil (Jauno līderu skola). Dort trafen sich Lettinnen und Letten aus verschiedenen Ländern Europas; nur drei Monate später gründeten 13 von ihnen in Oslo die "Eiropas Jaunieši (EJ)" (Jugendliche Europas). "Dreizehn von uns waren in Oslo dabei, aber insgesamt haben noch ungefähr 60 Leute die Veranstaltung online verfolgt", erklärt Ernests.Ziel des neuen Vereins sei es, Neuankömmlingen aus Lettland bei der Eingewöhnung in ihr neues Land zu helfen. „Wenn jemand nach Norwegen zieht, können wir helfen, angefangen mit Ratschlägen, wo man "Kāruma"-Snacks kaufen kann, bis hin zu Möglichkeiten, eine Wohnung zu finden", meint Ernests. (IR) Wer zwischen 18 und 30 Jahren alt ist, darf Mitglied werden - so legt es die Vereinssatzung fest. Wer allerdings 35 Jahre und älter ist, darf kein Vorstandsamt mehr annehmen.
Eine der Vereinsaktivitäten gab sich sportlich: es wurde der "Olimpiskais Lāčplēsis" verliehen, 2021 durchgeführt in Norwegen, Dänemark und Deutschland (2022 in Schweden statt Norwegen, 2019 auch Italien). Beworben weitgehend auf Instagram und Facebook und mit Hilfe des lettischsprachigen Portals "Latviesi.com", finanziell unterstützt vom lettischen Kulturministerium und anderen lettischen Fördergeldern. So eine Art "Spiel ohne Grenzen" (wer erinnert sich noch?) auf lettisch. Lieder singen am Lagerfeuer ist natürlich ebenfalls unverzichtbar. Eine andere Wiederentdeckung: es wird "tautasbumba" gespielt ("Völkerball"), ein Spiel das in Deutschland eher in der Kritik steht (Deutschlandfunk).Längst hat auch das lettische Aussenministerium mit Elita Gavele eine "Beauftragte für Diasporafragen" ernannt, die gerne den Gedankenaustausch mit den EJ-Jugendlichen aufnimmt (lvportals). Gavele zeigte sich erfreut, dass die Jugendlichen ihre Veranstaltungsteilnehmer/innen auch auf die Möglichkeiten hinweisen an den Parlamentswahlen im Oktober teilzunehmen. Auch die lettische "Stiftung für soziale Integration" (Sabiedrības integrācijas fonds SIF) förderte, neben der "Bärentöterolympiade", inzwischen "Diaspora"-Projekte in 20 verschiedenen Ländern (delfi)
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