12. Juli 2020

Wanderer, kommst Du nach Lettland ...

Der letzte möge am Flughafen Riga das Licht ausmachen - so klangen die dunklen Scherze der Pessimist*innen, die am Horizont den völligen Ausverkauf des Landes dämmern sahen und sehen. Zwar bemüht sich die lettische Regierung bereits seit einigen Jahren, Rückwanderern ins heimische Lettland Hilfen und Unterstützung bereitzustellen, aber so richtig glaubt noch niemand an eine Umkehrung des Trends - allzu offensichtlich ist zum Beispiel das im Vergleich zu anderen Ländern in Europa niedrige Lohnniveau, das eben kaum zum Überleben reicht.

Etwa 300.000 Lettinnen und Letten, die im Ausland wohnen, hat die Statistik eines wissenschaftlichen Untersuchungsprojekts der Universität Lettlands erfasst (LU Diasporas un migrācijas pētījumu centrs DMPC). Davon leben etwa die Hälfte in einem der Mitgliedsländer der Europäischen Union. 64.000 der im Ausland lebenden Lett*innen haben noch einen registrierten Wohnsitz in Lettland (2018 = 95.500, 2019 = 69.200, DMPC).

Wer dabei im Heimatland als "Rückkehrer" (Remigrant) gilt, ist auch eine Definitionsfrage - wie auch diejenigen Emigrant*innen, die Lettland nach 1990 verlassen haben, jetzt "neue Diaspora" genannt werden. Den Daten der DMPC zufolge sind Anfang 2020 insgesamt 203.960 Lettinnen und Letten als im Ausland lebend offiziell registriert - die tatsächliche Gesamtzahl wird aber auf 370.000 geschätzt (anderen Quellen zufolge haben seit 1991 600.000 Lett*innen ihr Heimatland verlassen).

Altersgruppen von im Ausland lebenden Lett*innen im Vergleich
2019 konnten 12.700 Menschen im Alter über 15 Jahren in Lettland identifiziert werden, die im Zeitraum 2015-2018 mindestens 12 Monate im Ausland verbracht haben. Das lettische Statistikamt CSP rechnet mit durchschnittlich fünf- bis sechstausend Rückkehrer*innen pro Jahr. Insgesamt wurden im Rahmen der Untersuchtung 145.000 Menschen im Alter zwischen 18 und 74 Jahren in Lettland festgestellt, die zwischen 2008 und 2018 auf mindestens 6 Monate Arbeit im Ausland zurückblicken können.

Wie aktiv sind Lettinnen und Letten im Ausland? Wie gut sind sie untereinander vernetzt? Auch dazu bemüht sich die unter Leitung von DMPC-Direktorin Inta Mieriņa durchgeführte Untersuchung Aussagen zu machen. Unter den Internetportalen werden sowohl Facebook wie auch rein lettischsprachige Portale genannt. Die Autor*innen der Studie stellen aber auch fest, dass unter den jugendlichen Lett*innen die Teilnahme an Veranstaltungen und Aktivitäten weniger bliebt ist; fast 40% äußern wenig Interesse daran, "nur unter Lettischsprachigen" zu bleiben. Außerdem wünschen sich junge Lett*innen nicht nur Kultur, sondern mehr praktische Tipps für den Aufenthalt im Ausland.

Was Lett*innen in Deutschland angeht, so fehlt es hier allerdings vielfach noch an aktuellen Daten. Während die Wissenschaftler*innen aus anderen Ländern Daten von Volkszählungen abrufen konnten, fehlt entsprechende Details in deutschen Landen. Was aber offenbar gezählt werden konnte, sind die über 5.000 Kinder von Lettinnen oder Letten, die in Deutschland leben (DMPC). Festgestellt wurde auch, dass zwischen 1994 und 2018 insgesamt 3445 Menschen, aus Lettland kommend, die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen bekamen.

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