14. Juli 2020

Kampf den Latwanen

Latvija - das lettische Wort für Lettland. Nein, "Latvane" ist kein Schimpfwort für Lettinnen oder Letten - aber ein wichtiges Thema alljährlich, besonders wenn in der Natur alles gut und fruchtbar wächst. Der lateinische Name "Heracleum sosnowsky" weist darauf hin: es muss sich wohl um ein pflanzliches Gewächs handeln. Was auf Lettisch "latvāņi" heißt, ist im deutschen Sprachraum als "Bärenklau" bekannt.

Lettische Biologen betonen: die spezielle Art des "Sosnowsky Bärenklau" kommt eigentlich in Lettland nicht natürlich vor. Sie ist eher im Kaukasus heimisch. "Eingewandert" - sagen die einen, "eingeschleppt" - sagen die anderen. Allein dieser einen Pflanzenart wegen wurde 2008 ein spezielles lettisches Gesetz geschaffen: eine Liste "invasiver Arten". Bisher einzige auf dieser Liste vertretene Art: der Sosnowsky-Bärenklau.

Erst seit den 1950iger Jahren wurde diese Art, die sonst eher in Dagestan, Aserbaidschan oder Georgien wächst, in Lettland festgestellt. Anfangs hatte man wohl auch auf eine Anwendung als Nutzpflanze gehofft. Irgendwann in den 1980iger geriet die Verbreitung außer Kontrolle. Das Anpflanzen von Sosnowsky-Bärenklau ist seit 2006 in Lettland verboten.
Die Art verbreitet sich vor allem auf nicht mehr bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen - eine wahre Krisenpflanze also. Die Pflanze kann eine Wuchshöhe von über 3 Metern erreichen und verfügt über ein ausgeprägtes Wurzelsystem. Noch dazu ist sie vermehrungsfreudig: eine einzige Pflanze kann mehrere Tausend Samen bilden. Sie breitet sich aus, und kann andere Arten verdrängen. Sosnowsky-Bärenklau kann auch Menschen gefährlich werden: alle Pflanzenteile enthalten Furanocumarine, die für Menschen giftig sind und phototoxisch wirken, also nach Bestrahlung mit Sonnenlicht eine allergische Reaktion auf der Haut verursachen.

"In Daugavpils beginnt der Kampf gegen die Latvanen" - eine Schlagzeile der lettischen Presse (lsm). Die Stadtverwaltung Daugavpils rief im vergangenen Jahr die Einwohner*innen zu Hilfe, um Flächen, die mit dieser Bärenklau-Art bewachsen sind, zu melden. Argument: die ökologische Vielfalt sei gefährdet (Latgaleslaiks)."Ein Elend für die Flora Lettlands", so die lettische Naturschutzbehörde. Genauere Daten über die Ausbreitung der Art wurden erhoben 2001 für die Bezirke Valmiera (43 ha), Valka (11 ha), und Limbaži (3 ha). Aber 2007 waren es, geschätzt für ganz Lettland, bereits etwa 18.000 Hektar - eine erstaunliche Zahl. 

Hat die Pflanze sich erst einmal an einem Standort etabliert, kann es bis zu sechs Jahren dauern bis sie abstirbt - unabhängig von den produzierten Samen. Beobachten zufolge, die von der Naturschutzbehörde zitiert werden, vertragen die Samen in schneearmen Winter bis zu -25 Grad Frost, unter Schnee sogar minus 45 Grad. Also wenig Hoffnung für diejenigen, die vielleicht glauben, die Pflanze würde vielleicht schnell wieder verschwinden. Daher müssen auch die Bekämpfungsmaßnahmen umfangreich ausfallen: die lettischen Behörden mähen und roden die befallenen Böden dreimal während des Sommers (ritakafija). Es verwundert wohl nicht, dass sogar die Stadt Riga bereits einen "Latvāņi"-Bekämpfungsplan erarbeitet hat und in neun Stadtteilen und auf insgesamt 13 ha die unerwünschte Pflanze festgestellt hat.

Es gibt aber auch Schwierigkeiten bei den bereits angelaufenen Bekämpfungsmaßnahmen. Nicht alle betroffenen Flächen sind in staatlichem Besitz, und so sind die Behörden auf die Kooperation der Eigentümer angewiesen. "Ich höre immer dieselben Ausreden", meint
Evija Atvara, die für die Stadt Cēsis das Thema bearbeitet. "Die einen sagen: ich habe kein Geld dafür. Und andere meinen, dass sei eine Hinterlassenschaft der Sowjetzeit - und dafür seien sie nicht verantwortlich." (Edruva). Cēsis bietet den Grundeigentümern bereits einen Nachlass auf die Eigentumssteuer an, wenn sie den Sosnowsky-Bärenklau aktiv bekämpfen. (LA) Im Jahr 2017 seien bereits 11 entsprechende Anträge einen positiven Bescheid bekommen, 2018 waren es bereits 19. In Cēsis unternimmt eine spezielle Kommission zweimal pro Jahr gezielte Inaugenscheinnahme: einmal vor dem 15.Juni, um rechtzeitige Bekämpfung anzumahnen, bevor die Pflanzen Samen bilden, und einmal im Laufe des August, um den nachhaltigen Erfolg der Bekämpfungsmaßnahmen zu kontrollieren.

Keine Kommentare: