Tatsächlich ist noch etwa ein Drittel der Landesfläche Lettlands landwirtschaftlich genutzt - mit sehr geringer Produktivität, stellt Pelece fest. Weniger als 20% der Erwerbstätigen sind noch in der Landwirtschaft beschäftigt (die Teilzeitarbeitenden eingerechnet), und doch sind das prozentual mehr als in den meisten anderen EU-Ländern. Verglichen mit den 1930iger Jahren verringerte sich die landwirtschaftliche Fläche in Lettland etwa um die Häfte, das stellte kürzlich eine Übersicht des Landwirtschaftsministeriums fest. - Kapitalanleger und Spekulanten machen sich breit: sie kaufen im großen Stil landwirtschaftliche Flächen in ärmeren Ländern auf. Ist es da eine hilfreiche Maßnahme, dass Lettland 2017 verpflichtende Lettischkenntnisse für Käufer landwirtschaftlicher Flächen beschloss?
Dr. Veneranda Stramkalne, Lettlands führende "Hanfwissenschaftlerin", stolz auf die Ernte |
Wissenschaftliche Untersuchungen widmen sich in Lettland vor allem der Sortenwahl. Dabei muss zunächst die angestrebte Nutzung beachtet werden: für die Fasergewinnung ist unwesentlich, ob einzelne Sorten mehr männliche oder weibliche Pflanzen hervorbringen - aber für die Samengewinnung bzw. Hanfölproduktion kann das entscheidend sein. Vermutet wird, das z.B. bei längerer Trockenheit mehr männliche Pflanzen wachsen. Die nächste Schwierigkeit ist, dass nicht alle Samen der in der EU zugelassenen Sorten auch in Lettland gut erhältlich sind - 10 der 45 Hanfsorten mit EU-Zulassung wurden bisher auf lettischen Versuchsflächen erfolgreich getestet. Frost dagegen kann die Hanfpflanze bis zu -5Grad vertragen (siehe lett. Handbuch Hanfanbau).
Einer der Orte in Lettland mit langjähriger Erfahrung im Hanfanbau ist "Adzelvieši", unweit des Burtnieku-Sees in Vidzeme gelegen. Hier wird auch "Hanfdegustation" für Gästegruppen geboten, die schon in vergangene Jahrhunderte zurückreichende Landbau-Tradition dieses Ortes wurde 1991 neu aufgestellt.
Schon zu Zarenzeiten soll "Lettlands schwarzer Kavier", wie Hanfsamen und Hanfpaste angeblich genannt wurden, bis nach St.Petersburg bekannt gewesen sein. Zumindest als Nischenprodukt der lettischen Landwirtschaft scheint die Produktion eine realistische Überlebenschance zu haben.
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