Mitte August gehen auch in Lettland die Sommerferien langsam zu Ende. Die Schulen bereiten sich jetzt auf den Schulanfang am 1.September vor und hoffen, dass weniger Schulen schließen müssen als befürchtet. Hier einige weitere Themen aus der lettischen Presse.
Einfach zu heiß
Saunafreuden zählen in ganz Nordeuropa zu einem der beliebtesten Freizeitvergnügen. So auch in Lettland. Dieser Tage schütteln die Letten allerdings den Kopf über allzu übertriebene Sauna-Lust eines Russen, der in Finnland bei einem Saunawettbewerb ums Leben kam (TVNet, Kas jauns, NRA). Auch in Lettland war der Sommer war ungewöhnlich heiß - da kommt kaum jemand in Versuchung, sich freiwillig noch größerer Hitze auszusetzen. Dennoch wird natürlich heftig diskutiert, was die Finnen oder Russen beim Saunieren falsch gemacht haben könnten. Zu hohe Temperatur? Zuviel Dampf? Oder gar: Drogen in der Sauna, die das Schmerzempfinden verhindern? "Die Sauna ist doch für das Wohlbefinden da, nicht für einen Wettbewerb!" empört sich das Portal TVNET und bringt ausführliche Ratschläge von Gvido Zinkevičs, Gründer einer Vereinigung lettischer Saunierer.
Die großflächigen Brände beim Nachbarn Russland machen auch in Lettland Schlagzeilen. Nun hat der Wind gedreht, und die Rauch- entwicklung könnte auch Grenzgebiete Lettlands erreichen, meint der lettische Wetterdienst. Allerdings ist für die nächsten Tage auch Regen vorausgesagt. Lettische Feuerbekämpfungstrupps waren nach Russland zur Hilfestellung entsandt worden (apollo.lv).
Arbeit gesucht
Sehr gemischte Nachrichten kommen aus dem Bereich Arbeit und Beschäftigung. Während allgemein die Arbeitslosigkeit in den Sommerwochen von 20% auf knapp über 15% Landesweit gesunken sein soll, berichtet die staatliche lettische Arbeitsagentur (Nodarbinātības valsts aģentūra)von 23.778 arbeitslosen lettischen Jugendlichen im 1.Halbjahr 2010 - 6549 mehr als im Jahr zuvor (apollo, LETA).
Angesichts vieler Arbeitssuchender kommt lettischen Kommentatoren merkwürdig vor, dass ausgerechnet beim Bau der neuen lettischen Nationalbibliothek - einem nationalen Prestigeprojekt - vermehrt Arbeiter aus anderen Ländern eingesetzt werden. "Wo ist der versprochende Patriotismus geblieben, dass dieses stolze Objekt die Letten selbst bauen sollen?" fragt der Kommentator der "Latvijas Avize". Drei lettische Baufirmen sind hier mit der Durchführung beauftragt ("RBSSKALS", "Skonto būve", "Re & Re"). Ein Sprecher der Baufirmen sagte dazu, dass Arbeiter aus vielen Staaten am Bau beteiligt seien, darunter Italiener, Spanier und Bulgaren, die besonders als Spezialisten für die Betonierungsarbeiten benötigt würden. Da gleichzeitig viele lettische Bauspezialisten gut bezahlte Arbeit in anderen Ländern suchten, sei der Bedarf hier entstanden.
Näheres ist in der Wirtschaftszeitung DIENAS BIZNESS nachzulesen: die in der lettischen Bauwirtschaft herrschende Personalnot sei teilweise durch Bankrott lettischer Firmen sowie durch Baustopp und Finanzmangel bei vielen Projekte verursacht. "Nun müssen wir Wege suchen, unsere Facharbeiter wieder zurückzuholen," sagt Māris Saukāns vom Verband der lettischen Bauunternehmen.
Fliegen und Geld verdienen
Mehrfach in den Schlagzeilen war die lettische Fluggesellschaft "Air Baltic" in der vergangenen Woche. Einerseits deshalb, da bei den lettischen Wettbewerbswächtern Protest eingelegt wurde gegen ein immer noch geltendes "Sonderabkommen" des lettischen Staates mit dem Billigflieger "Ryanair". Ein Sprecher des Flughafen Riga erläuterte dazu in der lettischen Presse (Apollo /LETA), 2004 sei ein Abkommen mit dem irischen Billigflieger geschlossen worden, das 2007 durch ein vertrauliches Protokoll ergänzt worden sei. Diese Verträge, die bis 2014 laufen, könne der Flughafen Riga nicht ändern. Gegenwärtig zahle AIR BALTIC etwa doppelt so viel an Gebühren pro abgefertigten Passagier als RYANAIR.
Eine andere Schlagzeile war diese Woche, dass die Namensrechte für die Marke "AIR BALTIC", zusammen mit einigen damit zusammenhängenden weiteren Firmen, Dienstleistungsgesellschaften und Infoportalen, im Dezember 2009 von "Baltic Aviation Systems" (BAS) aufgekauft wurden - also nicht mehr dem lettischen Staat gehören. BAS besitzt einen Anteil von 47,2% der Anteile an AIR BALTIC, beschäftigt mehr als 1200 Angestellte und hat 31 Flugzeuge im Einsatz. Berthold Flick, ehemals als Wirtschaftsberater nach Lettland gekommen und heutiger Geschäftsführer bei AIR BALTIC, ist mit seiner gegenwärtigen Pressepräsenz vielleicht der in Lettland momentan bekannteste Deutsche. Aber von illegalem Handeln war in dieser Sache nicht die Rede - eher von flexiblen Maßnahmen zur Überwindung der Wirtschaftskrise. So erzeugt allein die Feststellung, dass eine vermeintlich "nationale" Marke sich nicht in lettischen Händen befindet, für etwas sommerliche Aufregung.
Vierzigtausend auf Pilgerfahrt
Tausende Menschen zieht es jedes Jahr zum 15.August (Mariä Himmelfahrt) nach Aglona in Lettlands Osten. 40.000 sollen es dieses Jahr gewesen sein, und ihnen wurde vor allem empfohlen viel zu trinken und schattige Orte aufzusuchen - auch hier waren Temperaturen über 30 Grad Hauptgesprächsthema. Weitere Besonderheiten: es gab auch eine Messe auf Latgalisch, und das neue Oberhaupt der katholischen Kirche in Lettland, Zbigņevs Stankevičs, dessen Amtseinführung als Nachfolger von Kardinal Jānis Pujats unmittelbar bevorsteht.
Angesichts vieler Arbeitssuchender kommt lettischen Kommentatoren merkwürdig vor, dass ausgerechnet beim Bau der neuen lettischen Nationalbibliothek - einem nationalen Prestigeprojekt - vermehrt Arbeiter aus anderen Ländern eingesetzt werden. "Wo ist der versprochende Patriotismus geblieben, dass dieses stolze Objekt die Letten selbst bauen sollen?" fragt der Kommentator der "Latvijas Avize". Drei lettische Baufirmen sind hier mit der Durchführung beauftragt ("RBSSKALS", "Skonto būve", "Re & Re"). Ein Sprecher der Baufirmen sagte dazu, dass Arbeiter aus vielen Staaten am Bau beteiligt seien, darunter Italiener, Spanier und Bulgaren, die besonders als Spezialisten für die Betonierungsarbeiten benötigt würden. Da gleichzeitig viele lettische Bauspezialisten gut bezahlte Arbeit in anderen Ländern suchten, sei der Bedarf hier entstanden.
Näheres ist in der Wirtschaftszeitung DIENAS BIZNESS nachzulesen: die in der lettischen Bauwirtschaft herrschende Personalnot sei teilweise durch Bankrott lettischer Firmen sowie durch Baustopp und Finanzmangel bei vielen Projekte verursacht. "Nun müssen wir Wege suchen, unsere Facharbeiter wieder zurückzuholen," sagt Māris Saukāns vom Verband der lettischen Bauunternehmen.
Fliegen und Geld verdienen
Mehrfach in den Schlagzeilen war die lettische Fluggesellschaft "Air Baltic" in der vergangenen Woche. Einerseits deshalb, da bei den lettischen Wettbewerbswächtern Protest eingelegt wurde gegen ein immer noch geltendes "Sonderabkommen" des lettischen Staates mit dem Billigflieger "Ryanair". Ein Sprecher des Flughafen Riga erläuterte dazu in der lettischen Presse (Apollo /LETA), 2004 sei ein Abkommen mit dem irischen Billigflieger geschlossen worden, das 2007 durch ein vertrauliches Protokoll ergänzt worden sei. Diese Verträge, die bis 2014 laufen, könne der Flughafen Riga nicht ändern. Gegenwärtig zahle AIR BALTIC etwa doppelt so viel an Gebühren pro abgefertigten Passagier als RYANAIR.
Eine andere Schlagzeile war diese Woche, dass die Namensrechte für die Marke "AIR BALTIC", zusammen mit einigen damit zusammenhängenden weiteren Firmen, Dienstleistungsgesellschaften und Infoportalen, im Dezember 2009 von "Baltic Aviation Systems" (BAS) aufgekauft wurden - also nicht mehr dem lettischen Staat gehören. BAS besitzt einen Anteil von 47,2% der Anteile an AIR BALTIC, beschäftigt mehr als 1200 Angestellte und hat 31 Flugzeuge im Einsatz. Berthold Flick, ehemals als Wirtschaftsberater nach Lettland gekommen und heutiger Geschäftsführer bei AIR BALTIC, ist mit seiner gegenwärtigen Pressepräsenz vielleicht der in Lettland momentan bekannteste Deutsche. Aber von illegalem Handeln war in dieser Sache nicht die Rede - eher von flexiblen Maßnahmen zur Überwindung der Wirtschaftskrise. So erzeugt allein die Feststellung, dass eine vermeintlich "nationale" Marke sich nicht in lettischen Händen befindet, für etwas sommerliche Aufregung.
Vierzigtausend auf Pilgerfahrt
Tausende Menschen zieht es jedes Jahr zum 15.August (Mariä Himmelfahrt) nach Aglona in Lettlands Osten. 40.000 sollen es dieses Jahr gewesen sein, und ihnen wurde vor allem empfohlen viel zu trinken und schattige Orte aufzusuchen - auch hier waren Temperaturen über 30 Grad Hauptgesprächsthema. Weitere Besonderheiten: es gab auch eine Messe auf Latgalisch, und das neue Oberhaupt der katholischen Kirche in Lettland, Zbigņevs Stankevičs, dessen Amtseinführung als Nachfolger von Kardinal Jānis Pujats unmittelbar bevorsteht.
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