Schon im Juli 2005 hatte das Stichwort "Rigas Praids" für erhebliche Turbulenzen in der lettischen Hauptstadt Riga gesorgt. Auch 2006 scheint das Thema wieder einerseits zum willkommenen Instrument rechtskonservativer lettischer Parteien im Wahlkampf zu werden, und andererseits zur Bühne der europäischen Schwulen- und Lesbenbewegung.
Worum geht es?
Mit-Initiatoren der ersten öffentlichen Demonstration der Schwulen- und Lesbenbewegung in Riga waren 2005 schwedische Veranstaltungspartner eines gleichnamigen Events gewesen ("Stockholm-Pride"). Schon damals waren nicht etwa Hunderte lettischer Schwulen und Lesben zu erwarten, die sich nun plötzlich auf den Straßen der Rigaer Altstadt "outen", sondern in erster Linie war es ein europaweiter Aufruf an Gleichgesinnte, die Gelegenheit zu nutzen um ihre Präsenz in Osteuropa zu demonstrieren - schließlich werden ähnliche Vorhaben von Behörden anderer osteuropäischer Länder regelmäßig untersagt, oder enden (wie im Mai 2006 in Moskau) regelmäßig gewalttätig - inklusive der polizeilichen Ankündigung, dass Demonstrationsteilnehmer/innen mit solcher Gewaltreaktion "rechnen" müssten und jeglichen Schutz ablehnen.
Offenbar gibt es genug lettische Lokalpolitiker, die "Rigas Praids", dieses angeblich der "lettischen Mentalität" so fremde Ereignis angesichts der hohen Prozentzahl von nur für diesen Zweck aus dem Ausland eingereister Demonstranten für eigene Zwecke instumentalisieren wollen - während weitsichtigere Amtsinhaber wie Staatspräsidentin Vīķe-Freiberga oder Aussenminister Pabriks sich von solchem durchsichtigen Populismus zu distanzieren wissen und sich für eine tolerante Praxis der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit aussprechen.