Seit Mitte Januar (IIHF) ist nun klar, dass Lettland die Eishockey-WM allein austragen soll (oder darf?). Aber wer erlebt hat, wie schwierig kürzlich die Austragung der Handball-WM war, als einige deutsche Spitzenspieler entschieden, doch lieber zu Hause zu bleiben, der schaut sich sicher mit ähnlicher Verwunderung an, wie deutsch-englische Fußballduelle derzeit in Ungarn ausgetragen werden (müssen). 2020 war ja nicht nur das "Corona-Jahr", sondern auch das Jahr der andauernden Massenproteste gegen den selbst ernannten Wahlgewinner Lukashenko in Belarus, und die ließen Lettlands Eishockey-Partnerschaft mit Minsk nicht mehr als opportun erscheinen.
Public viewing auf dem Domplatz: ein Foto aus dem Mai 2006, als Lettland schon einmal Austragungsort einer Eishockey-WM war. |
Lettlands Regierungschef Krišjanis Kariņš hat inzwischen im lettischen Fernsehen eine Eishockey-WM "in einer Blase" angekündigt. Aigars Kalvītis, Ex-Regierungschef und inzwischen Boss des lettischen Eishockeyverbands, macht die Zuschauerfrage aber abhängig "von der epidemologischen Situation" - eine mit der IIHF übereinstimmende Wortwahl. Die Kosten der Veranstaltung sind bisher auf 12 Millionen Euro geschätzt, davon allein zwei Millionen für Corona-Schutzmaßnahmen. Der lettische Staat habe sich bereit erklärt, die Einrichtung der zweiten Sportarena des "Olympia-Zentrums Elektrum" für die Durchführung zu finanzieren, so sei eine Eigenbeteiligung Lettlands von etwa 3 Millionen Euro zu erwarten. Alle übrigen Kosten trage aber der internationale Verband IIHF - so stellen es zumindest die lettischen Verbandsfunktionäre dar (lsm)
Eine spezielle Anmerkung zum Geschehen machte auch der lettische Außenminister Edgars Rinkēvičs: "selbstverständlich" könnte das Nationalteam aus Belarus frei einreisen nach Lettland - gleiches gelte aber nicht für Personen aus der Lukashenko-Administration, gegen die Lettland inzwischen Einreiseverbote verhängt habe. Dazu zählt auch der Chef des Eishockeyverbands Dmitrij Baskov, dem Gewaltanwendung gegen Demonstranten vorgeworfen wird (sportazinas / lsm ). "Beim Töten gerne zugeschaut" so beschrieb es die deutsche TAZ.
Interessant ist auch die Aussage der lettischen Organisator/innen, alle Teams in einem einzigen Hotel unterbringen zu wollen. 1200 Personen rund um die 16 teilnehmenden Mannschaften werden in Riga erwartet - welches Hotel hier den Zuschlag bekommt, dazu wurde bisher noch nichts bekannt. Als "eines der größten Ereignisse des Jahres 2021 in Lettland" bezeichnet Ilga Šuplinska das Event, Ministerin für Wissenschaft und Bildung (lsm), die auch für Sport zuständig ist. Nach ihren Worten seien "Milliarden Zuschauer an den Fernsehbildschirmen", also "gute Werbung für Lettland" zu erwarten. "Für unseren Staat ist das eine Prestigefrage", fügt auch Hockey-Verbandschef Kalvitis hinzu (lsm). Eine Entscheidung, ob es auch Zuschauer in den Stadien geben könne, sei aber nicht vor Mitte April zu erwarten.
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