Als Richard Wagner vom August 1837 an in Riga war, wohnte er anfangs in einer kleinen, im Winter sehr kalten Wohnung in der Kalēju iela. „Den Winter, mit welchem wir in das Jahr 1838 traten, brachten wir noch in einer engen, unfreundlichen Wohnung in der alten Stadt zu”, so beschrieb Wagner es in "Mein Leben". Am 1. September 1837 dirigierte er erstmals als Kapellmeister, 24 Jahre alt. Insgesamt dirigierte und inszenierte Wagner etwa 20 französische, italienische und deutsche Opern, darunter fünf Uraufführungen in Riga. Als aber dann die Ehefrau von Direktor von Holtei starb, reiste dieser aus Riga ab und kehrte nicht mehr zurück. Vielleicht wäre Wagner gern sein Nachfolger geworden - aber das Theaterkomittee holte lieber jemand anderen - und im März 1839 wurde Wagner dann auf Betreiben des Theater-Comitees entlassen.
Am 9. Juli 1839 brach Wagner mit seiner Frau per Kutsche aus Riga auf, ohne Paß - um nicht erkannt zu werden (als Sachse brauchte er außerhalb Sachsens einen Reisepaß). Mit dem Segelschoner "Thetis" ging es Richtung London und von dort weiter nach Paris. Die stürmische Überfahrt soll ihm Inspiration für den „Fliegenden Holländer“ gebracht haben. In Riga hatte er auch die Arbeit an seiner ersten Oper „Rienzi“ begonnen. Die Reaktion eines Rigensers beschrieb Wagner später so: „welcher erstaunt war, von den Erfolgen eines Menschen zu hören, von dessen Bedeutung man während eines zweijährigen Aufenthalts in der doch nicht sonderlich großen livischen Hauptstadt nicht das mindeste wahrgenommen hatte.“
Die Kronleuchter hängen zwar noch im "Wagner-Saal" - aber das ganze Gebäude ist heute dringend renovierungsbedürftig |
Wagner-Demo in Riga am 3. Oktober |
... gar mancher Kopf sucht nun sich zu vergleichen ... |
Vor einigen Tagen hatte eine "singende Demonstration" Aufsehen in Riga erregt (wie anders als "singend" können Demos in Lettland sein?); waren es "einige Dutzend" (wie einige deutsche Medien schreiben / Neue Musikzeitung / BR / 3sat / Deutschlandfunk), oder mehr? Jedenfalls waren die Gesänge wie üblich länger als die gehaltenen Reden - in der lettischen Presse war von "Hunderten von Chorsängern" die Rede. Eigentlich war es als "Flashmob" organisiert (lettisch = zibakcija). Unter dem "Hashtag" #VāgneRīga hatten sich Unterstützer/innen versammelt, allerdings nicht als Protestaktion, sondern eher wie ein "Wagner-Fanclub": unter der Leitung des Dirigenten Māris Sirmais, und mit kräftiger Unterstützung von Orchesterleiter Valdis Butāns und seines Blasorchesters "Riga". So waren dann auch Lieder aus Wagners "Tannhäuser" zu hören, und Wagners Urenkelin Eva Wagner-Pasquier war selbst zugegegen und zeigte sich gerührt. Beim lettischen Fernsehsender LTV war gar von "800 Sängerinnen und Sängern aus 50 verschiedenen Chören" die Rede.
Es zeigt sich, dass auch Ex-Politiker Gailis in seinen Bemühungen schon bis zu Bayreuther Politikern vorgedrungen ist (auch wenn dort die korrekte Schreibweise des Namens noch nicht ganz verstanden wird). Nun müsse allerdings die lettische Regierung noch die notwendigen Beschlüsse für eine finanzielle Unterstützung fassen. - Wagners Urenkelin selbst soll nun die Schirmherrschaft für das anstehende Renovierungsprojekt übernehmen (lsm). "Ich bin gerührt vom Enthusiasmus der Lettinnen und Letten für Musik und Gesang," sagte sie der lettischen Presse. Von Seiten der Kulturministerin Dace Melbārde war dazu bisher nur zu vernehmen, dass zunächst der Neubau eines Konzertsaals in Riga erste Priorität der Kulturpolitik sei. Für den Wagnersaal hoffe sie auf ein "Public-Private-Partnership"-Projekt, also eine Zusammenarbeit mit der Wirtschaft (lsm). Unter den verschiedenen Vorschlägen gibt es auch eine Idee, das Haus für 30 Jahre zur Nutzung an einen privaten Investor zu vergeben, wenn dieser einen Großteil der nötigen Renovierungskosten übernimmt.
1 Kommentar:
Riga ist der nördlichste Punkt der Wagner-Europakarte.
Bei meinen Pilgertouren zu den Stätten, wo der Meister wirkte, führte mich mein Weg auch ins wunderschöne Riga (2008) - man ließ mich nicht rein, jetzt weiss ich warum.
Wenn man die Bedeutung von Riga und Wagner als Kapellmeister dort, kennt, sollte man alles dran setzen eine Restaurierung voranzutreiben, damit man als Wagner-Verehrer zumindestens die Räumlichkeiten betreten kann, wo Wagner wirkte.
Thomas Roth (https://herrrothwandertwieder.de/vagnera-zale-riga-juni-2008/)
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