Ob wohl alle diejenigen Lettinnen und Letten, die in anderen EU-Ländern Arbeit gefunden haben, die Statistiken der Heimat lesen? Gerade veröffentlichte das lettische Statistikamt (Centrālās statistikas pārvaldes - CSP) wieder Daten zur Wirtschaftslage. Demnach wuchs das lettische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 2,0%.
Der statistische mittlere Nettolohn bewegt sich diesen Zahlen zufolge bei 631 Euro, was 73,5% des Brottodurchschnittslohn bedeutet.
Der gesetzlich festgelegte Mindestlohn wurde 2016 von 360 auf 370 Euro erhöht.
Doch die Verhältnisse unterscheiden sich sehr stark, von Berufssparte zu Berufssparte. Im nichtstaatlichen, privaten Sektor stiegen die Löhne durchschnittlich schneller als im staatlichen Sektor (+5,8% gegenüber +2,7%). Glücklicher sicherlich, wer im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien arbeiten: hier liegt der Lohn durchschnittlich bei 1364 Euro. Auch im Bereich Elektro-, Gas- und Wärmeversorgung sind die gezahlten Löhne mit 1163 Euro noch vierstellig. In der Verwaltung und im Bereich der Verteidigung wird durchschnittlich 1071 Euro gezahlt, in der Rohstoffgewinnung und im Tagebau sind es noch 971 Euro. Wissenschaftliche und technische Dienstleistungen können noch mit 937 Euro Brutto lohn rechnen, im Transportwesen sind es noch 870 Euro, bei Müllabfurh Sanitär und Wasser lediglich 842 Euro. Arbeiter im Bauwesen bekommen nur durchschnittlich 828 Euro monatlich, in der Wald-, Fisch- und Landwirtschaft sind es nur noch 820 Euro, in der Verarbeitungsindustrie gerade mal 811 Euro brutto.
Noch niedriger liegt sogar das Gesundheitswesen mit 799 Euro, die administrativen Dienstleistungen mit 780 Euro, Dienstleis-tungen rund um Immobilien mit 770 Euro und der Kleinhandel mit 769 Euro. Ganz am unteren Ende liegt der Bereich Kunst, Freizeit und Erholung mit 734 Euro monatlich im Durchschnitt und - das Bildungswesen, wo durchschnittlich sogar nur 703 Euro brutto gezahlt wird. Kann es noch tiefer gehen? Es kann! Im Hotel- und Restaurantwesen in Lettland wird brutto durschnittlich nur 703 Euro gezahlt. Ach ja, im Finanz- und Versicherungswesen sind es dann doch durchschnittlich 1819 Euro monatlich. (Zahlen: Dienas Bizness)
Das bedeutet insgesamt in Lettland einen Brutto-Durchschnittslohn von 853 Euro - rein statistisch gesehen, natürlich. Träumen also alle Krankenschwestern und Lehrerinnen von einer Karriere im Finanzwesen?
Heftig diskutiert wird zur Zeit eine Steuerreform. Vorschlägen des Finanzministeriums zufolge sollen Einkommenssteuern (ienākuma nodokļi UIN) gesenkt und damit vor allem kleinere Firmen gefördert werden, gleichzeitig soll die sogenannte "Solidaritätssteuer" (solidaritātes nodokli) angehoben werden (lsm, Financenet). Diese war 2016 eingeführt worden, und damit erstmals eine etwas höhere Steuerlast für Besserverdienende festgelegt (alle die mehr als 48.600 Euro pro Jahr verdienen).
Auch ein Vorschlag zur Anhebung des Mindestlohns auf 430 Euro steht gegenwärtig zur Diskussion. Aber inzwischen dauern die Diskussionen um eine Steuerreform in Lettland auch bereits Monate an.
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