Fürs neue Schuljahr, das im September beginnen wird, stellt die lettische Regierung einen völlig überarbeiteten, neuen Besoldungsplan für die Pädagoginnen und Pädagogen des Landes vor. Damit verbunden wird die Minimalbesoldung für Lehrerinnen und Lehrer von 420 auf 680 Euro steigen. Allerdings gibt es hier eine Hintertür für die Regierung, die natürlich immer noch über knappe Finanzmittel klagt: die Erhöhungen fallen, je nach dem in welcher Art Einrichtung man arbeitet, sehr unterschiedlich aus, und die vorgesehenen Strukturänderungen lassen noch viele Fragezeichen offen.
Vom 1. September an sollen die Beschäftigten in den allgemeinen Bildungseinrichtungen, Berufsschulen und Grundschulen die Erhöhung erhalten - in den Kindergärten jedoch steigt der Mindestlohn zunächst nur bis 620 Euro und soll dann erst ein Jahr später angehoben werden. Auch für Angestellte der Hochschulen und Colleges in Lettland soll der Lohn steigen, allerdings erst innerhalb von drei Jahren. Insgesamt sind es viele detaillierte Einzelbestimmungen, die - um das zukünftige System der Pädagogenlöhne wirklich zu verstehen - ein intensives Studium der vielen Einzelbestimmungen erfordern. So wird der konkrete zu erwartende Bruttolohn sowohl von der Schülerzahl pro Klasse abhängig gemacht (je mehr Schüler, desto höher der Lohn), als auch von "Qualitätszuschlägen", die aus dem Budget der zuständigen Gemeinden kommen sollen. Die mittlere durchschnittliche Entlohnung für Lehrer in Lettland soll danach dann bei 829 Euro (brutto) liegen (siehe Bildungsministerium).
Offenbar wird in Zukunft die Entlohnung besonders der Beschäftigten in Kindergärten davon auch davon abhängen, ob sich die Einrichtung in einer ärmeren oder einer wohlhabenderen Gemeinde befindet. Der jetzige Regierungsbeschluß sieht vor, es den Gemeinden freizustellen den Lohnaufschlag zu zahlen oder nicht. Eine Taktik, deren Hintergedanken der zuständige Minister Šadurskis offen zugibt: "Nächstes Jahr sind Gemeinderatswahlen - und den Gemeindebürgermeister möchte ich sehen, der so mutig ist das vor den Wählern abzulehnen!" (lsm)
Die Gemeinden aber halten sich bisher mit entsprechenden Beschlüssen dazu zurück. Die 110 Gemeinden und 9 Städte Lettlands erhielten inzwischen alle einen Brief der lettischen Gewerkschaft für Bildung und Wissenschaft (Latvijas izglītības un zinātnes darbinieku arodbiedrība - LIZDA); darin versucht die Gewerkschaft ihren Standpunkt zu erläutern: eigentlich sei man für die Sicherstellung sämtlicher Einrichtungen aus staatlichen Mitteln, jedoch lasse der Regierungsbeschluss vom 5. Juli nun leider viele Möglichkeiten der Ungleichheit offen. Man habe außerdem Verständnis für die Bemühungen vieler Gemeinden um die Bildungseinrichtungen, wo deren Unterhalt bis zu 50% des Gemeindehaushalts ausmachen können. Allerdings sind nur 54% der Beschäftigten im Bildungsbereich Gewerkschaftsmitglieder - und vielleicht hoffen die einen noch auf schlichte Fortsetzung alter Lehrmethoden mit erhöhten Lohnansprüchen, während andere längst aus dem pädagogischen Bereich in andere Berufe "geflohen" sind, auch ins Ausland.
Einige Gemeinden wehren sich aber bereits dagegen, dass der Unterhalt der Kindergärten nun vielleicht ganz auf ihre Kosten erfolgen soll. "Wir in Daugavpils gibt es vier Kindergärten für Kinder mit geistigen und körperlichen Behinderungen, hierhin kommen aber Kinder aus der gesamten Region", erzählt Zane Isajeva, stellvertretende Leiterin einer dortigen Einrichtung, im Interview (lsm). "Wir müssten dann die Einrichtung bezahlen, die Materialien, Verpflegung - gar nicht zu reden von den Lohnkosten für die Pädagogen!" Die Gesamtausgaben für diesen Bereich werden in Daugavpils auf 840.000 Euro berechnet, dieses Jahr kämen 200.000 Euro dazu, die im Gemeindehaushalt bisher nicht vorgesehen sind.
Diese Diskussionen werden wohl in Lettland momentan keine Sommerpause haben.
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