3. Januar 2011

Guten Rutsch: diesmal teilweise abgedunkelt und eingeschneit

Schnee satt, Licht und Strom matt ...
Kalt und dunkelweiß: das Jahr 2011 begann für viele Einwohner Lettlands mit zusätzlichen Problemen. In der Neujahrsnacht mussten fast 50.000 Menschen ohne Strom zurechtkommen. Der staatliche Energieversorger Latvenergo musste Störungen vor allem in den Regionen um Rēzekne, Jēkabpils, Ludza und Preiļi eingestehen, aber auch in Vidzeme. Wegen Schneesturms seien vermehrt Bäume auf Leitungen gestürzt, und diese Störungen seien so schnell nicht zu beseitigen gewesen. Mehr als 100 Reparatur-"brigaden" seien zu Neujahr in ganz Lettland im Einsatz gewesen.

15 Stunden mussten zum Beispiel die Menschen in Līvāni (an der Daugava) ausharren, bis der Strom wieder zugänglich war - von Neujahr abend um 19 Uhr bis 2.Januar mittags. Līvāni ist ein Städchen von immerhin 10.000 Einwohnern. Beim Eisenbahnverkehr ging nichts mehr - in der Stadt drohte neben Strom- auch Ausfall von Wasser- und Abwasserversorgung.

Die Gemeindeverwaltung Līvāni schreibt dazu nüchtern: 
"Bereits in der Nacht zum 2.Januar haben wir kurzfristig reagiert und einen Generator besorgt, der die Wärmeversorgung in der Stadt wiederherstellen helfen konnte. Die Wasserversorgung wurde nicht betroffen, aber das Abwassersystem fiel aus, da ein zweiter Generator der die Abwasserreinigung hätte besorgen können, nicht zur Verfügung stand. Die Stadtverwaltung wird sich bemühen auch dieses Problem zu lösen, in dem ein Generator von der Torffabrik herbeigeschafft werden wird. 
Die Probleme wurden noch verschärft dadurch, dass mobile Telefonverbindungen nicht zur Verfügung standen und Retter und Helfer sich nicht verständigen konnten. Auch die Tankstellen im Stadtgebiet mussten den Betrieb einstellen, es musste Treibstoff aus den Nachbargemeinden herbeigeholt werden. Am 2.Januar trat ein Krisenstab zweimal zusammen und vermochte die größten Probleme im Laufe des Tages durch Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen zu beseitigen."

Wie schwierig sich die Schnee-Aufräumarbeiten gestalten, kann man sich auch in diesem auf You-Tube eingestellten Film aus Jēkabpils ansehen.
Läden zu? Was mögen die Touris denken ...
Die Hauptstadt Riga hat offenbar andere Sorgen - wenn es nach dem neuen stellvertretenden Rigaer Bürgermeister Andris Ameriks geht. Ameriks erbte kürzlich das Amt, da der bisherige Vize-Rathauschef Šlesers sich bei den Parlamentswahlen im Oktober erfolgreich um ein Mandat beworben hatte (er landete unerwartet klar und hart auf den Oppositionsbänken - ob der dem vorigen Job nun nachtrauert?). 
Sein Nachfolger Ameriks offenbar war einer derjenigen, die Neujahr entweder gar nicht ins Bett kamen, oder nach langem Winterschlaf als erster aufgestanden war: allzu viele Bars und Restaurants seien ausgerechnet Neujahr geschlossen gewesen, reklamierte der Nachrück-Bürgerchef und berief gleich eine Krisensitzung zusammen mit dem Hotel- und Gaststättenverband ein. Es seien doch so viele Touristen aus "Skandinavien, Russland und anderen Ländern" in der Stadt gewesen, und sogar Museen hätten keine Öffnungszeiten gehabt. Hmm, da bekommt doch das Gerücht Nahrung, dass es komplementär zum Sommerloch irgendwo auch ein Winterloch gibt, das sich vernachlässigt fühlenden Politikern immer unheimlich vorkommt ...
Wie tatsächlich die alltäglichen Probleme in einer ziemlich zugeschneiten Stadt aussehen, ist ebenfalls auf einigen bei YouTube eingestellten Filmen zu sehen, wie zum Beispiel HIER. Offenbar sind die Mitglieder der lettischen "Alpinistenvereinigung" jetzt die gefragtesten Experten: angeseilt klettern sie auf die Dächer, um Schnee und Eiszapfen zu entfernen. Über 1000 Strafprotokolle über nicht gereinigte Dächer und Dachrinnen sollen die Rigaer Behörden in diesem Winter bereits ausgestellt haben, so ist es bei TVNET zu lesen. In 80% der Fälle sollen die Hauseigentümer auf solche Protokolle schnell reagiert haben; es drohen Strafen in Höhe von 250 bis 1000 Lat.

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