Gerne wird bei Überlandfahrten durch das dünn besiedelte Baltikum von Ausländern gefragt, wie die Kinder auf dem Land in die Schule kommen. Gewiß, die heutigen Landstraßen wurden teilweise erst in der Sowjetzeit gebaut und gehen ähnlich den deutschen Umgehungsstraßen an allen Ortschaften vorbei, was einen falschen Eindruck aufkommen läßt. Dennoch bleibt die Frage berechtigt.
In Lettland gibt es freilich Schulbusse. Auch gibt es im sehr komplexen lettischen Schulsystem mit sich überlappenden Schulformen „Grundschulen“ (Sākumskola) bis zur vierten Klasse meist in nicht allzu großer Entfernung. Dennoch müssen viele Schüler sehr früh aufstehen und kommen erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder nach Hause, vor allem, wenn sie eine weiterführende Schule besuchen. Die lettische Tageszeitung „Latvijas Avīze“ stellte nun einige vor.
Die Lehrerin Laila Spalviņa und ihr Mann Sandis Spalviņš, der beim Zivilschutz arbeitet, wohnen im 1885 errichteten „Jēkuļi“. Die in Lettland traditionellen Einzelgehöfte haben Namen – oftmals statt Adressen. Ihre Töchter sind bereits die fünfte Generation, die hier acht Kilometer vom Zentrum der Gemeinde entfernt aufwachsen und aus ihrem Fenster in fast unberührte Natur schauen. Nachdem während der Sowjetzeit im Haus der Familie vier Wohnungen eingerichtet waren, lebt die Familie seit 17 Jahren in ihrem Eigentum wieder allein.
Die Entscheidung, auf dem Land zu leben, sei freiwillig, sagen die Eltern von Sintija (17), Anete (14) und dem Adoptivsohn Nikolaij (17), dem Mitschüler von Sintija, den die Familie aus dem Kinderheim holte. Seit Abschluß der Grundschule, die in Lettland bis zur 9. Klasse geht, besucht er eine Berufsschule, die zu erreichen er um halb fünf morgens aufsteht. Er könnte auch im Wohnheim der Schule leben, doch das erinnert ihn zu sehr an das Kinderheim. Nikolaj will unbedingt abends in sein Zimmer. In der Schule, erinnert sich Laila, die auch seine Lehrerin war, war Nikolaj der große Störenfried. Heute trainiert der Junge in Valmiere manchmal bis 21 Uhr abends. Die Fahrten ließen sich nicht finanzieren, führe er als „Kind“ nicht gratis, so die Adoptivmutter.
Während die kleine Schwester Anete einstweilen nur mit dem Schulbus, den die Gemeinde bezahlt, zur Grundschule im Dorf muß, besucht seine Schwester Sintija das Pārgaujas Gymnasium ebenfalls in Valmiera und steht um halb sechs auf. Zunächst muß sie anderthalb Kilometer durch den Wald gehen, dafür braucht sie etwa 20 Minuten. Mit dem Bus erreicht sie Valmiera eine Stunde vor Unterrichtsbeginn und hat sich inzwischen daran gewöhnt, die Zeit für Hausaufgaben zu nutzen. Aber leider muß die Schülerin auch nach Unterrichtsende warten. Ein Bus nach Rūjiena ist um drei Uhr nämlich schon weg. Der nächste fährt erst um halb sechs, weshalb Sintija erst gegen 19 Uhr zu Hause ankommt. Abends im Dunkeln wieder anderthalb Kilometer durch den Wald, sagt sie, habe sie keine Angst.
Mutter Laila sagt, die 2,50 LVL für Sintijas Fahrscheine täglich werden, sammelt man die Fahrscheine, anschließend zur Hälfte von der Gemeinde übernommen. Das sei immer noch billiger, als die Tochter in Valmiera irgendwie unterzubringen. Und so handeln viele Eltern im Dorf der Familie.
Die Pressevertreter wollen wissen, ob die Jugendlichen das Leben so weit abseits der „Zivilisation“ nicht vor einer Zukunft auf dem Lande zurückschrecken lasse. Während Sintija sagt, es ist wie es ist. Alle drei Kinder der Familie wissen die Ruhe zu schätzen und sagen, besonders wichtig sei das eigene Zimmer.
In Lettland gibt es freilich Schulbusse. Auch gibt es im sehr komplexen lettischen Schulsystem mit sich überlappenden Schulformen „Grundschulen“ (Sākumskola) bis zur vierten Klasse meist in nicht allzu großer Entfernung. Dennoch müssen viele Schüler sehr früh aufstehen und kommen erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder nach Hause, vor allem, wenn sie eine weiterführende Schule besuchen. Die lettische Tageszeitung „Latvijas Avīze“ stellte nun einige vor.
Die Lehrerin Laila Spalviņa und ihr Mann Sandis Spalviņš, der beim Zivilschutz arbeitet, wohnen im 1885 errichteten „Jēkuļi“. Die in Lettland traditionellen Einzelgehöfte haben Namen – oftmals statt Adressen. Ihre Töchter sind bereits die fünfte Generation, die hier acht Kilometer vom Zentrum der Gemeinde entfernt aufwachsen und aus ihrem Fenster in fast unberührte Natur schauen. Nachdem während der Sowjetzeit im Haus der Familie vier Wohnungen eingerichtet waren, lebt die Familie seit 17 Jahren in ihrem Eigentum wieder allein.
Die Entscheidung, auf dem Land zu leben, sei freiwillig, sagen die Eltern von Sintija (17), Anete (14) und dem Adoptivsohn Nikolaij (17), dem Mitschüler von Sintija, den die Familie aus dem Kinderheim holte. Seit Abschluß der Grundschule, die in Lettland bis zur 9. Klasse geht, besucht er eine Berufsschule, die zu erreichen er um halb fünf morgens aufsteht. Er könnte auch im Wohnheim der Schule leben, doch das erinnert ihn zu sehr an das Kinderheim. Nikolaj will unbedingt abends in sein Zimmer. In der Schule, erinnert sich Laila, die auch seine Lehrerin war, war Nikolaj der große Störenfried. Heute trainiert der Junge in Valmiere manchmal bis 21 Uhr abends. Die Fahrten ließen sich nicht finanzieren, führe er als „Kind“ nicht gratis, so die Adoptivmutter.
Während die kleine Schwester Anete einstweilen nur mit dem Schulbus, den die Gemeinde bezahlt, zur Grundschule im Dorf muß, besucht seine Schwester Sintija das Pārgaujas Gymnasium ebenfalls in Valmiera und steht um halb sechs auf. Zunächst muß sie anderthalb Kilometer durch den Wald gehen, dafür braucht sie etwa 20 Minuten. Mit dem Bus erreicht sie Valmiera eine Stunde vor Unterrichtsbeginn und hat sich inzwischen daran gewöhnt, die Zeit für Hausaufgaben zu nutzen. Aber leider muß die Schülerin auch nach Unterrichtsende warten. Ein Bus nach Rūjiena ist um drei Uhr nämlich schon weg. Der nächste fährt erst um halb sechs, weshalb Sintija erst gegen 19 Uhr zu Hause ankommt. Abends im Dunkeln wieder anderthalb Kilometer durch den Wald, sagt sie, habe sie keine Angst.
Mutter Laila sagt, die 2,50 LVL für Sintijas Fahrscheine täglich werden, sammelt man die Fahrscheine, anschließend zur Hälfte von der Gemeinde übernommen. Das sei immer noch billiger, als die Tochter in Valmiera irgendwie unterzubringen. Und so handeln viele Eltern im Dorf der Familie.
Die Pressevertreter wollen wissen, ob die Jugendlichen das Leben so weit abseits der „Zivilisation“ nicht vor einer Zukunft auf dem Lande zurückschrecken lasse. Während Sintija sagt, es ist wie es ist. Alle drei Kinder der Familie wissen die Ruhe zu schätzen und sagen, besonders wichtig sei das eigene Zimmer.
1 Kommentar:
Das erinneret mich an meine Schulzeit in den Bergen in der Schweiz. Natürlich hatten wir keine 5 Stunden Schulweg, aber es genügte schon einen einstündigen Weg, der uns begleitete je nach Jahreszeit mit Angst, Freude, Verzicht,Müdigkeit und Sehnsucht so schnell als möglich nach Hause zu seinen Eltern zu kommen. Dass aber Lettland, das in der EU sitzt, sich heute noch solches leisten kann, zeigt doch von einer
gewissen Unfähigkeit der Regierung gleich welcher Ebene, die es nicht fertig bringen einen Schulbus für Bring- und Abholdienste zu organisieren. Es stehen Wahlen bevor, überall lachende und zufriedene Gesichter von den Plakaten, Versprechungen was sie alles machen werden (besonders von den Kapitalisten), aber zu solchen Problem hört man keine Bemerkung, ja nicht einmal eine Hilfestellung für diese geografisch abgelegenen Schüler.Ein echtes Armutszeugnis für Lettland, das wirklich genug Geld kriegt, sei es von der EU oder von westlichen Unterstützern. Uebrigens, wo sind eigentlich die Schulbusse die von der Schweiz gespendet worden sind? Warum setzt man die dort nicht ein? Wie wurden die Prioritäten gesetzt? Im Kleinen muss doch beginnen, wenn es etwas grosses werden soll. Und besonders dann wenn es um unsere Zukunft, also unsere Jugend geht.
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