7. Februar 2010

Soziales Drama und steigende Kriminalität in Lettland

Die Krise in Lettland hat die Wirtschaf dramatisch schrumpfen und die Arbeitslosigkeit entsprechend steigen lassen. Hatte Lettland vor der Krise eine der höchsten Wachstumsraten in Europa und dank der Abwanderung vieler Arbeitskräfte ins Ausland de facto keine Arbeitslosigkeit, so war der Fall besonders tief.

Sichtbar ist dies seit Anfang 2009. Weniger Menschen sind auf den Straßen, weniger Staus, leere Cafés und leerstehende Ladengeschäfte.

Das Problem dabei, in Lettland gibt es bei weitem kein so gut ausgebauten Sozialnetz wie in westeuropäischen Staaten. Und selbst wenn es eine gäbe, würde das vielen Betroffenen auch nicht helfen, denn es war besonders in Lettland normal, wenn überhaupt bloß zum staatlichen Mindestlohn offiziell zu arbeiten. Werbekampagnen mit Plakaten, die an die Arbeitnehmer appellierten, sich dies nicht gefallen zu lassen, nutzten nichts, weil aus Mißtrauen gegenüber dem Staat nur zu gerne auf unlautere Angebote eingegangen wurde. Dank des Arbeitskräftemangels gab es jährliche Lohnsteigerungen von bis zu einem Drittel. Viele Menschen dachte, das ginge jetzt immer so weiter, und – zugegeben – diese Einstellung wurde von Seiten der Politik gefördert.

Und so häufen sich nun die Abstürze. Menschen, die noch vor kurzem Leasingraten zahlen könnten, fehlt nun das Geld, ihren Kindern etwas zum Essen zu kaufen. Und wieder gibt es Plakataktionen, die etwa an das Gewissen appellieren, nicht halb Lettland hungrig zu belassen.

Seit langem war befürchtet worden, die Kriminalität werde steigen. Und die Statistik besagt nach Angaben der Polizei einstweilen Folgendes: In Riga werden täglich durchschnittlich sechs Wohnungen aufgebrochen, drei Autos gestohlen, drei Menschen ausgeraubt und verschiedene Geschäfte überfallen. Wenigstens vier Übergriffe werden von Rauschgiftabhängigen begangen. Am meisten stieg jüngst die Zahl der Diebstähle aus Wohnungen, die zumeist unprofessionell durchgeführt werden. Die Täter lernen irgendwo jemanden kennen, es wird gemeinsam getrunken und anschließend gestohlen.

Noch vergangenes Jahr gab es professionelle Einbrecher, die Metalltüren aufgebohrt haben. Doch diese Täter wurden Ende 2009 gefaßt und seither gibt es solche Delikte überhaupt nicht mehr.

Statt dessen gibt es verstärkt Trickbetrüger, die verzweifelt nach Arbeit suchenden Menschen Arbeit im Ausland versprechen, Geld für die Vermittlung verlangen, das dann natürlich nie wieder zurückgezahlt wird, auch wenn es zur Arbeitsaufnahme gar nicht kommt. Das dies funktioniert ist überraschend, weil in den letzten Jahren auf die gleiche Art und weise „Maklerbüros“ ihre Kunden betrogen haben, was sich herumgesprochen hatte.

Bemerkbar ist die Krise auch bei illegalen Geschäften. So ist der Absatz von Kokain drastische gesunken, dafür wird mehr Marihuana und Heroin konsumiert. Gleichzeitig ist der Marktanteil von illegalem Alkohol und Zigaretten gestiegen.

Das diese Verbrechensstatistik auf das Konto des Überlebenskampfes zurückzuführen ist, bestätigt der Umstand, das gegenwärtig immer häufiger Täter ohne Vorstrafen festgenommen werden und viele bereit sind, mit Drogen auch für wenig Geld zu handeln, um sich das tägliche Brot zu verdienen.

Der öffentliche Dienst ist in Lettland nicht gut bezahlt oder vor Entlassungen sicher. Seit Beginn der Krise wurden die Gehälter hier gekürzt und Stellen abgebaut – trotz steigender Kriminalität. Es häufen sich deshalb Beschwerden über die Polizei, sie sei unfreundlich, Anrufer des Notrufes würden hin- und herverbunden, bis sie selber nicht mehr wüßten, weshalb sie eigentlich anriefen, so ein Sprecher. Generalstaatsanwalt Jānis Maizītis wiederum klagt an, daß viele Mitarbeiter der operativen Dienste, aber auch der Staatsanwaltschaft ihren Arbeitsplatz gewechselt haben. Letztere arbeiten nunmehr als Rechtsanwälte und helfen Verbrechern.

2 Kommentare:

grubelis@gmail.com hat gesagt…

Sogar die Ehrlichen werden in diesem Land zu Kriminellen. Dabei ist die Regierung, durchwachsen durch alte Mitglieder des Kommunismus (deren totalitären Gedanken noch immer durch ihre Schädel ziehen)mit daran schuld, dass Lettland sich nicht erholen kann.

Axel Reetz hat gesagt…

Die sind aber nicht durch einen Putsch an die Macht gekommen.