„Siebenundsiebzig Prozent der fünfunddreisigtausend lettischen Volkslieder sind von Frauen verfaßt, und mehrere hundert singen von der Liebe, die Mutter und Kinder, besonders aber Mutter und Tochter verbindet. Der Vater wird viel seltener erwähnt, und sein Tod ist leichter zu verschmerzen als der Verlust der Mutter – der Untergang einer nie mehr aufgehenden Sonne. Die Mutter wärmt wie die helle reine Flamme des Birkenholzes, das duftend, ohne zu rauchen, verbrennt. Sie ist es, die Schmerz in Freude, Dunkelheit in Licht verwandelt:
Den Span entzund’, die Kerze auch,
in der Kammer – Dunkelheit.
Kommt mein Mütterchen herein,
hell wird die Stube sogleich.*“
Zenta Mauriņa**, Über Liebe und Tod, Memmingen, 1960.
*Das zitierte lettische Volkslied ist von Fritz Bajorat übersetzt.
** Zenta Mauriņa (1897-1978) ist Lettisch-Deutsche Schriftstellerin und Philosophin.
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