"Das Vertrauen der Bevölkerung in die Institutionen in Lettland ist gering. Politikern wird generell Eigennützigkeit und Korruption unterstellt. Vertrauen wurde den Medien entgegengebracht, und der scheidenden Präsidentin Vīķe-Freiberga. Die Frage ist nun: wer ist Valdis Zatlers?"
So sagte es Dr. Andris Sprūds, Politologe der Stradina-Universität in Riga und Wissenschaftler des lettischen außenpolitischen Instituts im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der 7.Konferenz Baltische Studien in Lüneburg am vergangenen Wochenende. Fortdauernde Unsicherheit
Die deutschsprachige Presse übt indessen, abgesehen von den aktuellen Nachrichten rund um den 31.Mai, erst einmal Zurückhaltung. Eine Äußerung wie die von Sprūds in Lüneburg scheint momentan das Maximale zu sein, was von kompetenter Seite in Lettland zu erwarten ist. Die Vermutung, Zatlers sei nur eine Marionette lettischer Oligarcheninteressen (deutlich gemacht auch durch entsprechende bildliche Darstellungen vor dem Parlament, am Morgen seiner Wahl), möchte denn doch erstmal keiner wiederholen.
"Der unbekannte Zalters", so schreiben auch TVNET und Rigas Balss (Stimme Rigas). "Er sieht lettisch aus - ich vermute, das ist schon die halbe Miete," so eine Stimme aus der estnischen Bloggerszene.
Von der Noch-Präsidentin Vīķe-Freiberga ist unterdessen zu vernehmen, dass Sie zusammen mit ihrer Familie einen Abschiedsball im Schloß Rundale geben wird. Ungefähr 1000 Gäste werden erwartet. "Das wird den lettischen Staat 5.000 Lat kosten für die Miete der Räumlichkeiten," notiert säuberlich die lettische Presse (TVNET). Aber Achtung: aus gleicher Quelle ist zu vernehmen, dass die Präsidentin die Gäste bitten werde, gemeinsam Volkslieder zu singen.
Eine Gerichtsklage droht indessen die Partei "Saskaņas Centrs" der Noch-Präsidentin an, da diese im Zuge kritischer Bemerkungen zu beiden Präsidentschaftskandidaten öffentlich über eine aus indirekten Quellen gespeiste Finanzierung dieser Partei aus Moskau spekulierte. Rein propagandatechnisch sucht die Partei diesem schiefen Image offenbar durch ein neues Logo zu begegnen, das drei Männer nebeneinander zeigt: Albert Einstein, den sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin und Krisjanis Barons, den lettischen Daina-Sammler.
Das Thema der "Danksagungsumschläge" an lettische Ärzte indessen wird wohl noch einen Teil der ersten Amtszeit des bisherigen Chefarztes Zatlers der Öffentlichkeit erhalten bleiben. "Die Patienten müssen schon bald mehr bezahlen, aber diesmal ganz offiziell," schreibt die Zeitung Neatkarīga Rīta Avīze (NRA).
Am 8.Juli soll die offizielle Amtseinführung Zatlers stattfinden - ebenfalls im Schloß Rundale.
Währenddessen scheint es bei WIKIPEDA eine merkwürdige Art von Selbstzensur zu geben. Bemerkenswert deshalb, weil das, was dort steht, zunächst aus diesem Blog (siehe Beitrag) fast abgeschrieben war, auch mit Linkverweis (natürlich nicht alles, aber ein paar Fakten daraus). Eine Woche später aber wurde der Verweis durch einen Link zur FAZ ersetzt.
Die Frage also: entweder ist das wohl eine Methode, Seriösität vorgaukeln zu wollen, oder der bei manchen Leuten immer noch vorhandene Skrupel, sich vor allem auf Internetrecherche zu stützen, wird hier sogar von Wikipeda konterkariert. (In die interne Wikipeda-Diskussion werde ich mich aber nicht einmischen ...) :-)
2 Kommentare:
Na also, abgeschrieben habe ich wirklich nicht, nur alle (deutschsprachigen) Quellen genutzt, die ich finden konnte.
Warum der Link verschwunden wurde, ist mir auch nicht klar, aber ich habe es akzeptiert, da die alle alten Artikelversionen in der Wikipedia erhalten bleiben. Ich fand es aber auch skurril, dass andere Wikipedianer Blogs als Quelle für nicht erwähnenswert finden, die FAZ hingegen schon.
Überrascht war ich übrigens, wie oft der Wikipediaartikel (ohne Quellenangabe, klar) in seriösen, deutschen Median zitiert wurde. So verifiziert sich dann eine Quelle durch sich selbst.
Gruß,
euronaut
nein Martin, ich würde "abschreiben" auch nur ironisch sehen, denn Recherche bedeutet sehr oft das Übernehmen von Inhalten anderer, die einfach zusätzliche Infos oder andere Erfahrungen und Meinungen bieten.
Quellennachweis ist natürlich immer gut, aber wer das Korrigieren eigener Beiträge durch andere zuläßt, muss wohl mit solchen Effekten rechnen (bei anderen passieren dann die sachlichen Verkürzungen innerhalb der - hierarchischen oder bürokratischen - Redaktionsabläufe)
Umgekehrt hast Du natürlich Recht: auch wir betreiben unseren Blog, weil wir genau wissen, dass wir damit einen INPUT geben (um mal eine andere Bezeichnung zu verwenden) .... besser als ewig auf bessere Beiträge in den deutschen Medien zu warten.
Ohne dabei gleichzeitig ein Klagelied über den Zustand und die Qualität deutscher Medien anstimmen zu wollen.
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