8. März 2016

Führungsetaginnen

So würden es die Lettinnen sicher gerne sehen: eine Statistik, wie sie am heutigen Weltfrauentag häufig in den deutschen Medien häufig genutzt wurde.Ein Stückchen Wahrheit wird dran sein - nur neigen auch die lettischen Medien heute eher zur Selbstkritik.

"Immer Blumen und Pralinen - aber im Alltag geringerer Lohn und immer seltener Führungspositionen" - so ist es bei LSM, dem lettischen öffentlich-rechtlichen Nachrichtenkanal, zu lesen. 65% der Absolventen an lettischen Hochschulen sind Frauen, so hat Journalistin Evita Puriņa ein paar eigene Kennzahlen zusammengestellt. Im lettischen Parlament, der Saeima, sitzen gegenwärtig nur ganze 16% Frauen - obwohl bis vor kurzem eine Frau Regierungschefin war, und eine weitere gute Chancen auf die Nachfolge hatte.

Die Zahlen aus der Wirtschaft in Lettland wirken wohl deshalb gut, weil andere Länder noch schlechter abschneiden: in den Aufsichtsräten sitzen 21% Frauen, in den Vorständen 28%, in betrieblichen Gremien noch 46% Frauen. Bei den Arbeitern und Angestellten sind es in Lettland 59% Kolleginnen (Datenquelle für alle Zahlen: lettisches Statistikamt CSP.)

Aber Lettland ist kein Paradies für Frauen - das wird deutlich beim Blick auf das Schulsystem und die chronisch überlasteten und unterbezahlten Lehrerinnen und Lehrer. Ganze 89% sind hier Frauen - eine erstaunliche Zahl. Auch bei den Arbeitslosen liegen Frauen mit 51,8% vorn, sie erhalten mit durchschnittlich 719 Euro lediglich 83,9% des Lohnniveaus der Männer (857 Euro). An Lebensjahren haben Frauen in Lettland 79,5 Jahre zu erwarten, Männer mit 69,3% glatte zehn Jahre weniger.

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