Im Mai 2012 wurde Gvido Princis zum Rigaer Stadtarchitekten ernannt. Bei seiner Ernennung, bei der er sich gegen Konkurrenten durchsetzen musste, galt er als unumstritten. Gleichzeitig gilt er als erfolgreicher, aber unabhängiger Kopf. Als im Jahr 2008 Pēteris Strancis, Chef der Stadtplanungsbehörde, und Vilnis Štrams, Chef der Stadtentwicklungsabteilung, vom lettischen Anti-Korruptionsbüro (Korupcijas novēršanas un apkarošanas birojs - KNAB) verhaftet wurden, rückte Princis auf die Position des Chefstadtplaners vor.
2006 hatte ein Korruptionsskandal auch die staatliche Denkmalschutzbehörde erschüttert, als deren Chef Jānis Lejnieks angeklagt wurde, sich seine Zustimmung zu Bauprojekten auch schon mal gegen Zahlung von Geld habe erkaufen lassen (siehe TVNet 6.3.2006).Nun steht also Princis mit seinem Namen für die Stadtentwicklung.
So könnte schon bald der Platz zwischen Schwarzhäupterhaus und Mentzendorff-Haus in Riga aussehen |
weniger auffällig: der zweite geplante Neubau an der Kungu iela 5 (Abb.: Agenturbüro MARK) |
Jānis Krastiņš, einer der bekanntesten Architekten Rigas und Autor mehrerer Bücher über die Architekturgeschichte der Hauptstadt weist darauf hin, dass an dieser Stelle die Stadt noch immer Kriegswunden aufweise. "Vor dem Krieg war die Grēcinieku iela doch ebenfalls an beiden Seiten bebaut, bis runter zum Daugava-Ufer. Das sollte auch wiederhergestellt werden," meint er.
Skizzen und Entwürfe zur Bauplanung an der Grēcinieku ielā 25 (Abb.: Büro ARHIS) |
Seit 1997 die historische Altstadt Rigas in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde, wurden auch besondere Schutzvorschriften erlassen (seit 2003 rechtskräftig). Der Druck, aus ökonomischen Gründen alte Gebäude abzureißen und lieber neue zu bauen ist groß. Die seit 2006 vorliegende Detailplanung für die Innenstadt sieht zum Beispiel vor, den Livenplatz, Domplatz und Schützenplatz (Strēnieku laukums, rund um das Denkmal der "Roten Schützen") unbebaut zu belassen.
Am 20.Oktober endete die Einspruchsfrist zu den Bauplänen. Vor allem zum Projekt Grēcinieku ielā 25 gibt es Einwände: zu groß, zu massiv, zu hässlich. Angeblich sind die Bauherren zu Änderungen bereit. Eines ist bereits sicher: die zukünftigen Betreiber werden den Weg zu ihren Objekten mit ziemlicher Sicherheit über die Grēcinieku iela nehmen müssen: Deutsch bedeutet die Bezeichnung "Straße der Sünder".
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